Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite
Untersuchung derer von super-klugen
Die Elster hat ein'n langen Schwantz/
Von bundter Farb und schönen Glantz/
Drum habn sie auch die Weiber lieb/
Ob sie gleich ist ein Käse-Dieb/
Und säufft den'n Bauern Eyern aus/
Trägt auch die Qvärge aus dem Hauß/
Und stiehlt der Glucken ihre Jungen/
Dennoch wird ihr ein Lob gesungen/
Als ob sie ein solcher Vogel wär/
Dem nichts gebühr't/ als Lob und Ehr.
Das 67. Capitel.

Wenn die Hunde heulen/ bedeutets
Unglück/ drum soll man die Ohren zuhal-
ten/ daß man sie nicht höret.

KAn denn das Zuhalten der Ohren verhin-
dern/ daß die Hunde nicht mehr heulen?
oder kan man das Unglück/ das besorget
wird/ etwan dadurch abwenden? Es ist ja das
Heulen der Hunde ein natürlich Werck/ und de-
rer Hunde natürliche Eigenschafft/ wovon schon
an einem andern Orte ein mehrers abgehandelt
worden ist; daß demnach noch lange nicht er-
wiesen ist/ daß das Hundeheulen eben ein Un-
glück bedeuten müsse. Es wird insgemein da-
für gehalten/ daß das Heulen der Hunde Feuer
bedeuten solle; wenn es aber wahr wäre/ so mü-
ste auff denen Meistereyen/ oder auch in denen

Jäger-
Unterſuchung derer von ſuper-klugen
Die Elſter hat ein’n langen Schwantz/
Von bundter Farb und ſchoͤnen Glantz/
Drum habn ſie auch die Weiber lieb/
Ob ſie gleich iſt ein Kaͤſe-Dieb/
Und ſaͤufft den’n Bauern Eyern aus/
Traͤgt auch die Qvaͤrge aus dem Hauß/
Und ſtiehlt der Glucken ihre Jungen/
Dennoch wird ihr ein Lob geſungen/
Als ob ſie ein ſolcher Vogel waͤr/
Dem nichts gebuͤhr’t/ als Lob und Ehr.
Das 67. Capitel.

Wenn die Hunde heulen/ bedeutets
Ungluͤck/ drum ſoll man die Ohren zuhal-
ten/ daß man ſie nicht hoͤret.

KAn denn das Zuhalten der Ohren verhin-
dern/ daß die Hunde nicht mehr heulen?
oder kan man das Ungluͤck/ das beſorget
wird/ etwan dadurch abwenden? Es iſt ja das
Heulen der Hunde ein natuͤrlich Werck/ und de-
rer Hunde natuͤrliche Eigenſchafft/ wovon ſchon
an einem andern Orte ein mehrers abgehandelt
worden iſt; daß demnach noch lange nicht er-
wieſen iſt/ daß das Hundeheulen eben ein Un-
gluͤck bedeuten muͤſſe. Es wird insgemein da-
fuͤr gehalten/ daß das Heulen der Hunde Feuer
bedeuten ſolle; wenn es aber wahr waͤre/ ſo muͤ-
ſte auff denen Meiſtereyen/ oder auch in denen

Jaͤger-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0168" n="344"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung derer von</hi> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi> </hi> <hi rendition="#fr">klugen</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Die El&#x017F;ter hat ein&#x2019;n langen Schwantz/</l><lb/>
          <l>Von bundter Farb und &#x017F;cho&#x0364;nen Glantz/</l><lb/>
          <l>Drum habn &#x017F;ie auch die Weiber lieb/</l><lb/>
          <l>Ob &#x017F;ie gleich i&#x017F;t ein Ka&#x0364;&#x017F;e-Dieb/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;a&#x0364;ufft den&#x2019;n Bauern Eyern aus/</l><lb/>
          <l>Tra&#x0364;gt auch die Qva&#x0364;rge aus dem Hauß/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;tiehlt der Glucken ihre Jungen/</l><lb/>
          <l>Dennoch wird ihr ein Lob ge&#x017F;ungen/</l><lb/>
          <l>Als ob &#x017F;ie ein <choice><sic>&#x017F;olchr</sic><corr>&#x017F;olcher</corr></choice> Vogel wa&#x0364;r/</l><lb/>
          <l>Dem nichts gebu&#x0364;hr&#x2019;t/ als Lob und Ehr.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 67. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wenn die Hunde heulen/ bedeutets<lb/><hi rendition="#c">Unglu&#x0364;ck/ drum &#x017F;oll man die Ohren zuhal-<lb/>
ten/ daß man &#x017F;ie nicht ho&#x0364;ret.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">K</hi>An denn das Zuhalten der Ohren verhin-<lb/>
dern/ daß die Hunde nicht mehr heulen?<lb/>
oder kan man das Unglu&#x0364;ck/ das be&#x017F;orget<lb/>
wird/ etwan dadurch abwenden? Es i&#x017F;t ja das<lb/>
Heulen der Hunde ein natu&#x0364;rlich Werck/ und de-<lb/>
rer Hunde natu&#x0364;rliche Eigen&#x017F;chafft/ wovon &#x017F;chon<lb/>
an einem andern Orte ein mehrers abgehandelt<lb/>
worden i&#x017F;t; daß demnach noch lange nicht er-<lb/>
wie&#x017F;en i&#x017F;t/ daß das Hundeheulen eben ein Un-<lb/>
glu&#x0364;ck bedeuten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Es wird insgemein da-<lb/>
fu&#x0364;r gehalten/ daß das Heulen der Hunde Feuer<lb/>
bedeuten &#x017F;olle; wenn es aber wahr wa&#x0364;re/ &#x017F;o mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te auff denen Mei&#x017F;tereyen/ oder auch in denen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ja&#x0364;ger-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0168] Unterſuchung derer von ſuper-klugen Die Elſter hat ein’n langen Schwantz/ Von bundter Farb und ſchoͤnen Glantz/ Drum habn ſie auch die Weiber lieb/ Ob ſie gleich iſt ein Kaͤſe-Dieb/ Und ſaͤufft den’n Bauern Eyern aus/ Traͤgt auch die Qvaͤrge aus dem Hauß/ Und ſtiehlt der Glucken ihre Jungen/ Dennoch wird ihr ein Lob geſungen/ Als ob ſie ein ſolcher Vogel waͤr/ Dem nichts gebuͤhr’t/ als Lob und Ehr. Das 67. Capitel. Wenn die Hunde heulen/ bedeutets Ungluͤck/ drum ſoll man die Ohren zuhal- ten/ daß man ſie nicht hoͤret. KAn denn das Zuhalten der Ohren verhin- dern/ daß die Hunde nicht mehr heulen? oder kan man das Ungluͤck/ das beſorget wird/ etwan dadurch abwenden? Es iſt ja das Heulen der Hunde ein natuͤrlich Werck/ und de- rer Hunde natuͤrliche Eigenſchafft/ wovon ſchon an einem andern Orte ein mehrers abgehandelt worden iſt; daß demnach noch lange nicht er- wieſen iſt/ daß das Hundeheulen eben ein Un- gluͤck bedeuten muͤſſe. Es wird insgemein da- fuͤr gehalten/ daß das Heulen der Hunde Feuer bedeuten ſolle; wenn es aber wahr waͤre/ ſo muͤ- ſte auff denen Meiſtereyen/ oder auch in denen Jaͤger-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/168
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/168>, abgerufen am 28.11.2024.