Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. die Warnung geschah/ war etwas curiös, undfragte/ worinnen denn eigentlich die Gefahr be- stünde/ die sich der zu besorgen hätte/ der über ei- nen solchen Tantz-Platz der Hunde gienge? Mons. Elogius Bilibaldus (war des verständi- gen Mannes Nahme) antwortete: So iemand einen Schaden an seinem Leibe hätte/ und gieng über eine solche Spur/ so würde der Schaden gantz unheilbar werden. Der gute Freund kunte das Lachen kaum verbergen/ bisse sich in die Zun- ge/ drehete sich davon/ und hätte sich bald durch das Verbergen des Lachens die Hosen voll gehu- stet. Dieser kam hierauff zu mir/ und erzehlte/ was Herr Elogius Bilibaldus ihm gelernet hät- te; welche Erzehlung mir eben zu statten kam/ weil ich gleich mit Striegelung des 99. Aber- glaubens hatte Feyerabend gemacht. Da ich nun biß anhero mit Neun- und neuntzigern hatte gehandelt/ und nicht in Abrede seyn kan/ daß/ so ich nicht ein Narr alleine seyn will/ ich unter die- ser Zahl auch einige Glaubens-Genossen vor mich angetroffen hatte; Und da ich diese ietzt er- zehlte super-weise Thorheit hatte angehöret/ war mir es nicht wenig lieb/ daß die hunderte Zahl meiner gestriegelten Aberglauben mit ei- nem solchen grossen heiligen solte completiret werden. Diesem nach wird dem geehrten Le- ser die Sache zu bedencken überlassen/ ob ein paar D d 4
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. die Warnung geſchah/ war etwas curiös, undfragte/ worinnen denn eigentlich die Gefahr be- ſtuͤnde/ die ſich der zu beſorgen haͤtte/ der uͤber ei- nen ſolchen Tantz-Platz der Hunde gienge? Monſ. Elogius Bilibaldus (war des verſtaͤndi- gen Mannes Nahme) antwortete: So iemand einen Schaden an ſeinem Leibe haͤtte/ und gieng uͤber eine ſolche Spur/ ſo wuͤrde der Schaden gantz unheilbar werden. Der gute Freund kunte das Lachen kaum verbergen/ biſſe ſich in die Zun- ge/ drehete ſich davon/ und haͤtte ſich bald durch das Verbergen des Lachens die Hoſen voll gehu- ſtet. Dieſer kam hierauff zu mir/ und erzehlte/ was Herr Elogius Bilibaldus ihm gelernet haͤt- te; welche Erzehlung mir eben zu ſtatten kam/ weil ich gleich mit Striegelung des 99. Aber- glaubens hatte Feyerabend gemacht. Da ich nun biß anhero mit Neun- und neuntzigern hatte gehandelt/ und nicht in Abrede ſeyn kan/ daß/ ſo ich nicht ein Narr alleine ſeyn will/ ich unter die- ſer Zahl auch einige Glaubens-Genoſſen vor mich angetroffen hatte; Und da ich dieſe ietzt er- zehlte ſuper-weiſe Thorheit hatte angehoͤret/ war mir es nicht wenig lieb/ daß die hunderte Zahl meiner geſtriegelten Aberglauben mit ei- nem ſolchen groſſen heiligen ſolte completiret werden. Dieſem nach wird dem geehrten Le- ſer die Sache zu bedencken uͤberlaſſen/ ob ein paar D d 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0247" n="423"/><fw place="top" type="header">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</fw><lb/> die Warnung geſchah/ war etwas <hi rendition="#aq">curiös,</hi> und<lb/> fragte/ worinnen denn eigentlich die Gefahr be-<lb/> ſtuͤnde/ die ſich der zu beſorgen haͤtte/ der uͤber ei-<lb/> nen ſolchen Tantz-Platz der Hunde gienge?<lb/><hi rendition="#aq">Monſ. Elogius Bilibaldus</hi> (war des verſtaͤndi-<lb/> gen Mannes Nahme) antwortete: So iemand<lb/> einen Schaden an ſeinem Leibe haͤtte/ und gieng<lb/> uͤber eine ſolche Spur/ ſo wuͤrde der Schaden<lb/> gantz unheilbar werden. Der gute Freund kunte<lb/> das Lachen kaum verbergen/ biſſe ſich in die Zun-<lb/> ge/ drehete ſich davon/ und haͤtte ſich bald durch<lb/> das Verbergen des Lachens die Hoſen voll gehu-<lb/> ſtet. Dieſer kam hierauff zu mir/ und erzehlte/<lb/> was Herr <hi rendition="#aq">Elogius Bilibaldus</hi> ihm gelernet haͤt-<lb/> te; welche Erzehlung mir eben zu ſtatten kam/<lb/> weil ich gleich mit Striegelung des 99. Aber-<lb/> glaubens hatte Feyerabend gemacht. Da ich<lb/> nun biß anhero mit Neun- und neuntzigern hatte<lb/> gehandelt/ und nicht in Abrede ſeyn kan/ daß/ ſo<lb/> ich nicht ein Narr alleine ſeyn will/ ich unter die-<lb/> ſer Zahl auch einige Glaubens-Genoſſen vor<lb/> mich angetroffen hatte; Und da ich dieſe ietzt er-<lb/> zehlte <hi rendition="#aq">ſuper</hi>-weiſe Thorheit hatte angehoͤret/<lb/> war mir es nicht wenig lieb/ daß die hunderte<lb/> Zahl meiner geſtriegelten Aberglauben mit ei-<lb/> nem ſolchen groſſen heiligen ſolte <hi rendition="#aq">completir</hi>et<lb/> werden. Dieſem nach wird dem geehrten Le-<lb/> ſer die Sache zu bedencken uͤberlaſſen/ ob ein<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">paar</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [423/0247]
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
die Warnung geſchah/ war etwas curiös, und
fragte/ worinnen denn eigentlich die Gefahr be-
ſtuͤnde/ die ſich der zu beſorgen haͤtte/ der uͤber ei-
nen ſolchen Tantz-Platz der Hunde gienge?
Monſ. Elogius Bilibaldus (war des verſtaͤndi-
gen Mannes Nahme) antwortete: So iemand
einen Schaden an ſeinem Leibe haͤtte/ und gieng
uͤber eine ſolche Spur/ ſo wuͤrde der Schaden
gantz unheilbar werden. Der gute Freund kunte
das Lachen kaum verbergen/ biſſe ſich in die Zun-
ge/ drehete ſich davon/ und haͤtte ſich bald durch
das Verbergen des Lachens die Hoſen voll gehu-
ſtet. Dieſer kam hierauff zu mir/ und erzehlte/
was Herr Elogius Bilibaldus ihm gelernet haͤt-
te; welche Erzehlung mir eben zu ſtatten kam/
weil ich gleich mit Striegelung des 99. Aber-
glaubens hatte Feyerabend gemacht. Da ich
nun biß anhero mit Neun- und neuntzigern hatte
gehandelt/ und nicht in Abrede ſeyn kan/ daß/ ſo
ich nicht ein Narr alleine ſeyn will/ ich unter die-
ſer Zahl auch einige Glaubens-Genoſſen vor
mich angetroffen hatte; Und da ich dieſe ietzt er-
zehlte ſuper-weiſe Thorheit hatte angehoͤret/
war mir es nicht wenig lieb/ daß die hunderte
Zahl meiner geſtriegelten Aberglauben mit ei-
nem ſolchen groſſen heiligen ſolte completiret
werden. Dieſem nach wird dem geehrten Le-
ſer die Sache zu bedencken uͤberlaſſen/ ob ein
paar
D d 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/247 |
Zitationshilfe: | Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/247>, abgerufen am 16.02.2025. |