Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. dieses Wunder-Licht leiten will? Sintemahldie Fix-Sterne bey hellen Sonnenschein noch eher ein Licht von sich geben als der Neumond. Ich will zwar nicht sagen/ daß wer den Neu- mond zu Gesichte bekäme/ der werde einem Schatz finden/ sintemahl der Fleck/ welcher bey begebenden Sonnen-Finsternissen in der Son- nen zu sehen ist/ eben nichts anders ist als der Mond/ der allezeit zu solcher Zeit neu ist/ iedoch habe ich auch noch nicht gehöret/ daß einer ausser der Zeit einer Sonnen-Finsterniß/ auch durch den allerkünstlichsten Tubum hätte den Mond erblicket/ wenn er neu gewesen. Dahero leicht zu schliessen ist/ was es mit dem Schein des Neu- Monden-Lichts in einem leeren Beutel für Be- wandniß habe. Und würde ich diesen Punct nicht einmahl meiner Striegel gewürdiget ha- ben (weil ich solches Vorgeben nur vor einen Schertz hätte angesehen) wenn ich nicht gesehen daß solcher in Ernst/ der/ dem so betitultengros- sen Planeten-Buche mit einverleibten alten Weiber-Philosophie mit beygefüget/ und so wahrscheinlich denen andern erlogenen Glau- bens-Gründen gleich vorgestellet werde. Wer aus der flachen Hand kan Haare rauffen/ Wer ohne Bein und Fuß kan in die Wet- te lauffen/ Wer O 2
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. dieſes Wunder-Licht leiten will? Sintemahldie Fix-Sterne bey hellen Sonnenſchein noch eher ein Licht von ſich geben als der Neumond. Ich will zwar nicht ſagen/ daß wer den Neu- mond zu Geſichte bekaͤme/ der werde einem Schatz finden/ ſintemahl der Fleck/ welcher bey begebenden Sonnen-Finſterniſſen in der Son- nen zu ſehen iſt/ eben nichts anders iſt als der Mond/ der allezeit zu ſolcher Zeit neu iſt/ iedoch habe ich auch noch nicht gehoͤret/ daß einer auſſer der Zeit einer Sonnen-Finſterniß/ auch durch den allerkuͤnſtlichſten Tubum haͤtte den Mond erblicket/ wenn er neu geweſen. Dahero leicht zu ſchlieſſen iſt/ was es mit dem Schein des Neu- Monden-Lichts in einem leeren Beutel fuͤr Be- wandniß habe. Und wuͤrde ich dieſen Punct nicht einmahl meiner Striegel gewuͤrdiget ha- ben (weil ich ſolches Vorgeben nur vor einen Schertz haͤtte angeſehen) wenn ich nicht geſehen daß ſolcher in Ernſt/ der/ dem ſo betitultengroſ- ſen Planeten-Buche mit einverleibten alten Weiber-Philoſophie mit beygefuͤget/ und ſo wahrſcheinlich denen andern erlogenen Glau- bens-Gruͤnden gleich vorgeſtellet werde. Wer aus der flachen Hand kan Haare rauffen/ Wer ohne Bein und Fuß kan in die Wet- te lauffen/ Wer O 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="211"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/> dieſes Wunder-Licht leiten will? Sintemahl<lb/> die Fix-Sterne bey hellen Sonnenſchein noch<lb/> eher ein Licht von ſich geben als der Neumond.<lb/> Ich will zwar nicht ſagen/ daß wer den Neu-<lb/> mond zu Geſichte bekaͤme/ der werde einem<lb/> Schatz finden/ ſintemahl der Fleck/ welcher bey<lb/> begebenden Sonnen-Finſterniſſen in der Son-<lb/> nen zu ſehen iſt/ eben nichts anders iſt als der<lb/> Mond/ der allezeit zu ſolcher Zeit neu iſt/ iedoch<lb/> habe ich auch noch nicht gehoͤret/ daß einer auſſer<lb/> der Zeit einer Sonnen-Finſterniß/ auch durch<lb/> den allerkuͤnſtlichſten <hi rendition="#aq">Tubum</hi> haͤtte den Mond<lb/> erblicket/ wenn er neu geweſen. Dahero leicht<lb/> zu ſchlieſſen iſt/ was es mit dem Schein des Neu-<lb/> Monden-Lichts in einem leeren Beutel fuͤr Be-<lb/> wandniß habe. Und wuͤrde ich dieſen Punct<lb/> nicht einmahl meiner Striegel gewuͤrdiget ha-<lb/> ben (weil ich ſolches Vorgeben nur vor einen<lb/> Schertz haͤtte angeſehen) wenn ich nicht geſehen<lb/> daß ſolcher in Ernſt/ der/ dem ſo betitultengroſ-<lb/> ſen Planeten-Buche mit einverleibten alten<lb/> Weiber-<hi rendition="#aq">Philoſophi</hi>e mit beygefuͤget/ und ſo<lb/> wahrſcheinlich denen andern erlogenen Glau-<lb/> bens-Gruͤnden gleich vorgeſtellet werde.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Wer aus der flachen Hand kan Haare</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">rauffen/</hi> </l><lb/> <l>Wer ohne Bein und Fuß kan in die Wet-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">te lauffen/</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">O 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [211/0035]
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
dieſes Wunder-Licht leiten will? Sintemahl
die Fix-Sterne bey hellen Sonnenſchein noch
eher ein Licht von ſich geben als der Neumond.
Ich will zwar nicht ſagen/ daß wer den Neu-
mond zu Geſichte bekaͤme/ der werde einem
Schatz finden/ ſintemahl der Fleck/ welcher bey
begebenden Sonnen-Finſterniſſen in der Son-
nen zu ſehen iſt/ eben nichts anders iſt als der
Mond/ der allezeit zu ſolcher Zeit neu iſt/ iedoch
habe ich auch noch nicht gehoͤret/ daß einer auſſer
der Zeit einer Sonnen-Finſterniß/ auch durch
den allerkuͤnſtlichſten Tubum haͤtte den Mond
erblicket/ wenn er neu geweſen. Dahero leicht
zu ſchlieſſen iſt/ was es mit dem Schein des Neu-
Monden-Lichts in einem leeren Beutel fuͤr Be-
wandniß habe. Und wuͤrde ich dieſen Punct
nicht einmahl meiner Striegel gewuͤrdiget ha-
ben (weil ich ſolches Vorgeben nur vor einen
Schertz haͤtte angeſehen) wenn ich nicht geſehen
daß ſolcher in Ernſt/ der/ dem ſo betitultengroſ-
ſen Planeten-Buche mit einverleibten alten
Weiber-Philoſophie mit beygefuͤget/ und ſo
wahrſcheinlich denen andern erlogenen Glau-
bens-Gruͤnden gleich vorgeſtellet werde.
Wer aus der flachen Hand kan Haare
rauffen/
Wer ohne Bein und Fuß kan in die Wet-
te lauffen/
Wer
O 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/35 |
Zitationshilfe: | Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/35>, abgerufen am 16.07.2024. |