Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. öffters natürliche Ursachen darbey zu beobachtensind. Denn das ist natürlich/ daß einer auff vie- len Knoten/ als wie an Stroh-Bändern sind/ würde schlechte Ruhe finden/ wenn er solche/ als eine Streue/ unter sich hätte. Auch kan sichs bey gar armen Leuten wohl zuweilen zutragen/ wenn weder Betten noch Stroh zur Gnüge vorhanden ist/ daß ein eintziger solcher Knoten einen/ der darauff lieget/ Unruhe verursachet. Wenn aber Stroh genug im Bette liegt/ und auch noch gute Betten darzu drauff gelegt sind/ so kan ein oder zwey Knoten von Stroh-Bändern keine Verhinderniß des Schlaffs verursachen/ so wenig/ als etliche Pflaum-Federn verursachen solten/ daß einer/ der sich drauff legte/ sanfft ruhen werde. Einer/ der ohne Sorgen/ Kranckheit und Schmertzen/ Gar wohl kan schlaffen/ essen/ trincken und schertzen/ Der wird auch Zweiffels frey in Kleidern und Schuhen Auff der Banck oder auff Stroh-Knoten ruhen. Das P 2
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. oͤffters natuͤrliche Urſachen darbey zu beobachtenſind. Denn das iſt natuͤrlich/ daß einer auff vie- len Knoten/ als wie an Stroh-Baͤndern ſind/ wuͤrde ſchlechte Ruhe finden/ wenn er ſolche/ als eine Streue/ unter ſich haͤtte. Auch kan ſichs bey gar armen Leuten wohl zuweilen zutragen/ wenn weder Betten noch Stroh zur Gnuͤge vorhanden iſt/ daß ein eintziger ſolcher Knoten einen/ der darauff lieget/ Unruhe verurſachet. Wenn aber Stroh genug im Bette liegt/ und auch noch gute Betten darzu drauff gelegt ſind/ ſo kan ein oder zwey Knoten von Stroh-Baͤndern keine Verhinderniß des Schlaffs verurſachen/ ſo wenig/ als etliche Pflaum-Federn verurſachen ſolten/ daß einer/ der ſich drauff legte/ ſanfft ruhen werde. Einer/ der ohne Sorgen/ Kranckheit und Schmertzen/ Gar wohl kan ſchlaffen/ eſſen/ trincken und ſchertzen/ Der wird auch Zweiffels frey in Kleidern und Schuhen Auff der Banck oder auff Stroh-Knoten ruhen. Das P 2
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
oͤffters natuͤrliche Urſachen darbey zu beobachten
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len Knoten/ als wie an Stroh-Baͤndern ſind/
wuͤrde ſchlechte Ruhe finden/ wenn er ſolche/ als
eine Streue/ unter ſich haͤtte. Auch kan ſichs
bey gar armen Leuten wohl zuweilen zutragen/
wenn weder Betten noch Stroh zur Gnuͤge
vorhanden iſt/ daß ein eintziger ſolcher Knoten
einen/ der darauff lieget/ Unruhe verurſachet.
Wenn aber Stroh genug im Bette liegt/ und
auch noch gute Betten darzu drauff gelegt ſind/ ſo
kan ein oder zwey Knoten von Stroh-Baͤndern
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werde.
Einer/ der ohne Sorgen/ Kranckheit und
Schmertzen/
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ſchertzen/
Der wird auch Zweiffels frey in Kleidern
und Schuhen
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