Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
nicht weiter verstanden werden/ als so viel die zur
ungewöhnlichen Zeit gewachsene Erdbeere aus-
trüge. Und eben auff solche Weise kan es ehe-
mahls geschehen seyn/ daß gute Freunde in Grü-
nen oder Wiesen spatziren gegangen/ und in dem
Klee versucht vierblättrigen zu finden/ worbey
gar leichte die Rede gefallen seyn kan: daß einer
gut Glück haben würde/ der solchen Klee fände.
Der andere aber/ der ohngefehr dergleichen ge-
funden hat/ hat diese Rede in solchem Verstande
angenommen/ ob werde er/ um des Kleeblats
willen/ Glück erlangen. Und nachgehends kan
diese einfältige Meynung/ als wie alle andere
abergläubische Possen/ gar leicht unter albern
Leuten fortgezogen seyn/ daß sie nun würcklich
mit unter der alten Weiber ihre Glaubens-
Gründe gerathen ist.

Durch ein verwelcket Blat/ suchst du ver-
gänglich Glück.
Der Klee wird wohl zu Mist/ das Glück
bleibt auch zurück.
Du aber must bey GOtt dafür zur Rede
stehn:
Drum/ so du das bedenckst/ magst du
dich wohl fürsehn/
Daß du nicht irgend das/ was alles wird ge-
nannt/
Verschertzest/ und wirst selbst in Höllen-
Pful gebrannt.
Das
Q 2

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
nicht weiter verſtanden werden/ als ſo viel die zur
ungewoͤhnlichen Zeit gewachſene Erdbeere aus-
truͤge. Und eben auff ſolche Weiſe kan es ehe-
mahls geſchehen ſeyn/ daß gute Freunde in Gruͤ-
nen oder Wieſen ſpatziren gegangen/ und in dem
Klee verſucht vierblaͤttrigen zu finden/ worbey
gar leichte die Rede gefallen ſeyn kan: daß einer
gut Gluͤck haben wuͤrde/ der ſolchen Klee faͤnde.
Der andere aber/ der ohngefehr dergleichen ge-
funden hat/ hat dieſe Rede in ſolchem Verſtande
angenommen/ ob werde er/ um des Kleeblats
willen/ Gluͤck erlangen. Und nachgehends kan
dieſe einfaͤltige Meynung/ als wie alle andere
aberglaͤubiſche Poſſen/ gar leicht unter albern
Leuten fortgezogen ſeyn/ daß ſie nun wuͤrcklich
mit unter der alten Weiber ihre Glaubens-
Gruͤnde gerathen iſt.

Durch ein verwelcket Blat/ ſuchſt du ver-
gaͤnglich Gluͤck.
Der Klee wird wohl zu Miſt/ das Glück
bleibt auch zuruͤck.
Du aber muſt bey GOtt dafuͤr zur Rede
ſtehn:
Drum/ ſo du das bedenckſt/ magſt du
dich wohl fuͤrſehn/
Daß du nicht irgend das/ was alles wird ge-
nannt/
Verſchertzeſt/ und wirſt ſelbſt in Hoͤllen-
Pful gebrannt.
Das
Q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="243"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
nicht weiter ver&#x017F;tanden werden/ als &#x017F;o viel die zur<lb/>
ungewo&#x0364;hnlichen Zeit gewach&#x017F;ene Erdbeere aus-<lb/>
tru&#x0364;ge. Und eben auff &#x017F;olche Wei&#x017F;e kan es ehe-<lb/>
mahls ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn/ daß gute Freunde in Gru&#x0364;-<lb/>
nen oder Wie&#x017F;en &#x017F;patziren gegangen/ und in dem<lb/>
Klee ver&#x017F;ucht vierbla&#x0364;ttrigen zu finden/ worbey<lb/>
gar leichte die Rede gefallen &#x017F;eyn kan: daß einer<lb/>
gut Glu&#x0364;ck haben wu&#x0364;rde/ der &#x017F;olchen Klee fa&#x0364;nde.<lb/>
Der andere aber/ der ohngefehr dergleichen ge-<lb/>
funden hat/ hat die&#x017F;e Rede in &#x017F;olchem Ver&#x017F;tande<lb/>
angenommen/ ob werde er/ um des Kleeblats<lb/>
willen/ Glu&#x0364;ck erlangen. Und nachgehends kan<lb/>
die&#x017F;e einfa&#x0364;ltige Meynung/ als wie alle andere<lb/>
abergla&#x0364;ubi&#x017F;che Po&#x017F;&#x017F;en/ gar leicht unter albern<lb/>
Leuten fortgezogen &#x017F;eyn/ daß &#x017F;ie nun wu&#x0364;rcklich<lb/>
mit unter der alten Weiber ihre Glaubens-<lb/>
Gru&#x0364;nde gerathen i&#x017F;t.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Durch ein verwelcket Blat/ &#x017F;uch&#x017F;t du ver-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ga&#x0364;nglich Glu&#x0364;ck.</hi> </l><lb/>
          <l>Der Klee wird wohl zu Mi&#x017F;t/ das Glück</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">bleibt auch zuru&#x0364;ck.</hi> </l><lb/>
          <l>Du aber mu&#x017F;t bey GOtt dafu&#x0364;r zur Rede</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;tehn:</hi> </l><lb/>
          <l>Drum/ &#x017F;o du das bedenck&#x017F;t/ mag&#x017F;t du</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">dich wohl fu&#x0364;r&#x017F;ehn/</hi> </l><lb/>
          <l>Daß du nicht irgend das/ was alles wird ge-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">nannt/</hi> </l><lb/>
          <l>Ver&#x017F;chertze&#x017F;t/ und wir&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t in Ho&#x0364;llen-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Pful gebrannt.</hi> </l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw>
      <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0067] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. nicht weiter verſtanden werden/ als ſo viel die zur ungewoͤhnlichen Zeit gewachſene Erdbeere aus- truͤge. Und eben auff ſolche Weiſe kan es ehe- mahls geſchehen ſeyn/ daß gute Freunde in Gruͤ- nen oder Wieſen ſpatziren gegangen/ und in dem Klee verſucht vierblaͤttrigen zu finden/ worbey gar leichte die Rede gefallen ſeyn kan: daß einer gut Gluͤck haben wuͤrde/ der ſolchen Klee faͤnde. Der andere aber/ der ohngefehr dergleichen ge- funden hat/ hat dieſe Rede in ſolchem Verſtande angenommen/ ob werde er/ um des Kleeblats willen/ Gluͤck erlangen. Und nachgehends kan dieſe einfaͤltige Meynung/ als wie alle andere aberglaͤubiſche Poſſen/ gar leicht unter albern Leuten fortgezogen ſeyn/ daß ſie nun wuͤrcklich mit unter der alten Weiber ihre Glaubens- Gruͤnde gerathen iſt. Durch ein verwelcket Blat/ ſuchſt du ver- gaͤnglich Gluͤck. Der Klee wird wohl zu Miſt/ das Glück bleibt auch zuruͤck. Du aber muſt bey GOtt dafuͤr zur Rede ſtehn: Drum/ ſo du das bedenckſt/ magſt du dich wohl fuͤrſehn/ Daß du nicht irgend das/ was alles wird ge- nannt/ Verſchertzeſt/ und wirſt ſelbſt in Hoͤllen- Pful gebrannt. Das Q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/67
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/67>, abgerufen am 24.11.2024.