Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
(dergleichen mir zwar nicht bekandt sind) so solte
ich mir eher einbilden/ ob muthmassete man/ daß
ein über solche Tage herrschender Planete et-
was bey der Sache thäte; als zum Exempel/
wenn man fürgiebt/ Saturnus hätte die Beherr-
schung über den Sonnabend/ und sey ein ver-
derblicher Planete/ dahero alle solche lebendige
Thiere/ welche an diesem Tage jung worden/
kein gut Auffkommen hätten/ und was derglei-
chen erlogene Possen mehr sind; Aber so gefällt
der Valtens-Tag gleich wie alle andere Nah-
mens-Tage/ bald auff einen Sonntag/ bald auff
einen Montag/ Dienstag/ Mittwochen/ Don-
nerstag/ Freytag oder Sonnabend/ und ist dem-
nach eben dergleichen Glücke und Unglücke un-
terworffen/ als wie die vorherkommende und
nachfolgende Tage. Daher ich das allerge-
ringste Bedencken nicht tragen wolte/ die an die-
sem Tage geworffene Kälber auffzuziehen.
Man sagt auch/ daß man an Valtens-Tage
keine Henne zum Brüten solle ansetzen/ weil die
jungen nicht auffkämen. Diesem gebe ich bey-
fall/ aber nicht daß es geschehe um des Nah-
mens Valten willen/ als welcher auff den 14.
Februarii gefällt; sondern weil es zu solcher
Zeit so kalt ist/ daß die jungen Kichelgen hernach/
wenn sie auskriechen/ in solcher Kälte noch nicht
dauren können/ und so man sie in der Stube las-

sen

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
(dergleichen mir zwar nicht bekandt ſind) ſo ſolte
ich mir eher einbilden/ ob muthmaſſete man/ daß
ein uͤber ſolche Tage herrſchender Planete et-
was bey der Sache thaͤte; als zum Exempel/
wenn man fuͤrgiebt/ Saturnus haͤtte die Beherr-
ſchung uͤber den Sonnabend/ und ſey ein ver-
derblicher Planete/ dahero alle ſolche lebendige
Thiere/ welche an dieſem Tage jung worden/
kein gut Auffkommen haͤtten/ und was derglei-
chen erlogene Poſſen mehr ſind; Aber ſo gefaͤllt
der Valtens-Tag gleich wie alle andere Nah-
mens-Tage/ bald auff einen Sonntag/ bald auff
einen Montag/ Dienſtag/ Mittwochen/ Don-
nerſtag/ Freytag oder Sonnabend/ und iſt dem-
nach eben dergleichen Gluͤcke und Ungluͤcke un-
terworffen/ als wie die vorherkommende und
nachfolgende Tage. Daher ich das allerge-
ringſte Bedencken nicht tragen wolte/ die an die-
ſem Tage geworffene Kaͤlber auffzuziehen.
Man ſagt auch/ daß man an Valtens-Tage
keine Henne zum Bruͤten ſolle anſetzen/ weil die
jungen nicht auffkaͤmen. Dieſem gebe ich bey-
fall/ aber nicht daß es geſchehe um des Nah-
mens Valten willen/ als welcher auff den 14.
Februarii gefaͤllt; ſondern weil es zu ſolcher
Zeit ſo kalt iſt/ daß die jungen Kichelgen hernach/
wenn ſie auskriechen/ in ſolcher Kaͤlte noch nicht
dauren koͤnnen/ und ſo man ſie in der Stube laſ-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
(dergleichen mir zwar nicht bekandt &#x017F;ind) &#x017F;o &#x017F;olte<lb/>
ich mir eher einbilden/ ob muthma&#x017F;&#x017F;ete man/ daß<lb/>
ein u&#x0364;ber &#x017F;olche Tage herr&#x017F;chender Planete et-<lb/>
was bey der Sache tha&#x0364;te; als zum Exempel/<lb/>
wenn man fu&#x0364;rgiebt/ <hi rendition="#aq">Saturnus</hi> ha&#x0364;tte die Beherr-<lb/>
&#x017F;chung u&#x0364;ber den Sonnabend/ und &#x017F;ey ein ver-<lb/>
derblicher Planete/ dahero alle &#x017F;olche lebendige<lb/>
Thiere/ welche an die&#x017F;em Tage jung worden/<lb/>
kein gut Auffkommen ha&#x0364;tten/ und was derglei-<lb/>
chen erlogene Po&#x017F;&#x017F;en mehr &#x017F;ind; Aber &#x017F;o gefa&#x0364;llt<lb/>
der Valtens-Tag gleich wie alle andere Nah-<lb/>
mens-Tage/ bald auff einen Sonntag/ bald auff<lb/>
einen Montag/ Dien&#x017F;tag/ Mittwochen/ Don-<lb/>
ner&#x017F;tag/ Freytag oder Sonnabend/ und i&#x017F;t dem-<lb/>
nach eben dergleichen Glu&#x0364;cke und Unglu&#x0364;cke un-<lb/>
terworffen/ als wie die vorherkommende und<lb/>
nachfolgende Tage. Daher ich das allerge-<lb/>
ring&#x017F;te Bedencken nicht tragen wolte/ die an die-<lb/>
&#x017F;em Tage geworffene Ka&#x0364;lber auffzuziehen.<lb/>
Man &#x017F;agt auch/ daß man an Valtens-Tage<lb/>
keine Henne zum Bru&#x0364;ten &#x017F;olle an&#x017F;etzen/ weil die<lb/>
jungen nicht auffka&#x0364;men. Die&#x017F;em gebe ich bey-<lb/>
fall/ aber nicht daß es ge&#x017F;chehe um des Nah-<lb/>
mens Valten willen/ als welcher auff den 14.<lb/>
Februarii gefa&#x0364;llt; &#x017F;ondern weil es zu &#x017F;olcher<lb/>
Zeit &#x017F;o kalt i&#x017F;t/ daß die jungen Kichelgen hernach/<lb/>
wenn &#x017F;ie auskriechen/ in &#x017F;olcher Ka&#x0364;lte noch nicht<lb/>
dauren ko&#x0364;nnen/ und &#x017F;o man &#x017F;ie in der Stube la&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0091] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. (dergleichen mir zwar nicht bekandt ſind) ſo ſolte ich mir eher einbilden/ ob muthmaſſete man/ daß ein uͤber ſolche Tage herrſchender Planete et- was bey der Sache thaͤte; als zum Exempel/ wenn man fuͤrgiebt/ Saturnus haͤtte die Beherr- ſchung uͤber den Sonnabend/ und ſey ein ver- derblicher Planete/ dahero alle ſolche lebendige Thiere/ welche an dieſem Tage jung worden/ kein gut Auffkommen haͤtten/ und was derglei- chen erlogene Poſſen mehr ſind; Aber ſo gefaͤllt der Valtens-Tag gleich wie alle andere Nah- mens-Tage/ bald auff einen Sonntag/ bald auff einen Montag/ Dienſtag/ Mittwochen/ Don- nerſtag/ Freytag oder Sonnabend/ und iſt dem- nach eben dergleichen Gluͤcke und Ungluͤcke un- terworffen/ als wie die vorherkommende und nachfolgende Tage. Daher ich das allerge- ringſte Bedencken nicht tragen wolte/ die an die- ſem Tage geworffene Kaͤlber auffzuziehen. Man ſagt auch/ daß man an Valtens-Tage keine Henne zum Bruͤten ſolle anſetzen/ weil die jungen nicht auffkaͤmen. Dieſem gebe ich bey- fall/ aber nicht daß es geſchehe um des Nah- mens Valten willen/ als welcher auff den 14. Februarii gefaͤllt; ſondern weil es zu ſolcher Zeit ſo kalt iſt/ daß die jungen Kichelgen hernach/ wenn ſie auskriechen/ in ſolcher Kaͤlte noch nicht dauren koͤnnen/ und ſo man ſie in der Stube laſ- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/91
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/91>, abgerufen am 24.11.2024.