Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Der mit Rechtschaffenen Hertzen Zu seinem Jesu sich nahende Sünder, In auserlesenen Buß- Beicht- und Comunion-Andachten. Chemnitz, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Morgen-und Abend-Andachten.
seyn. In was vor grosse Schuld bin ich bey
dir gerathen? Gedancken, Wort u. Werck
sind keines vor dir rein. Dein Auge hats
gesehn, dein Ohre hats gehöret/ und deine
Hand hat es gewißlich aufgemerckt, wie
offt mich Satan, Welt und eigne Lust be-
thöret ja in der Boßheit noch erhalten und
gestärckt. Vor dir ist alles bloß, du prüfest
Hertz und Nieren, es kan das innerste dir
nicht verborgen seyn; und wolt ich gleich
mein Thun mit eitlem Ruhme zieren, so gilt
vor dir kein Schertz, kein falscher Heuchel-
Schein. Allwissender, du weißt die Men-
ge meiner Sünden, die ich nicht alle weiß
und auch nicht zehlen kan, die wird man
groß und klein in deinem Buche finden, wie
übel hab ich doch, o HErr! für dir gethan?
Wenn dein Gesetze spricht, ich soll dich hertz-
lich lieben, so hab ich mehr die Welt und ihre
Lust geliebt. Was mir das Christenthum
für Regeln für geschrieben, die hab ich nie-
mahls recht, wohl gar nicht ausgeübt.
Mein JEsus ist mir wohl mit Beyspiel
vorgegangen, allein/ wie folg ich ihm in sei-
nen Stapffen nach? Ich solte Fleisch und
Blut fest an sein Creutze hangen/ so laß ich
ihn den Zaum, und scheue seine Schmach.
Kein Wun der, wenn du mich gar nicht mehr

ken-
(Schm. Sünder.) O

Morgen-und Abend-Andachten.
ſeyn. In was vor groſſe Schuld bin ich bey
dir gerathen? Gedancken, Wort u. Werck
ſind keines vor dir rein. Dein Auge hats
geſehn, dein Ohre hats gehöret/ und deine
Hand hat es gewißlich aufgemerckt, wie
offt mich Satan, Welt und eigne Luſt be-
thöret ja in der Boßheit noch erhalten und
geſtärckt. Vor dir iſt alles bloß, du prüfeſt
Hertz und Nieren, es kan das innerſte dir
nicht verborgen ſeyn; und wolt ich gleich
mein Thun mit eitlem Ruhme zieren, ſo gilt
vor dir kein Schertz, kein falſcher Heuchel-
Schein. Allwiſſender, du weißt die Men-
ge meiner Sünden, die ich nicht alle weiß
und auch nicht zehlen kan, die wird man
groß und klein in deinem Buche finden, wie
übel hab ich doch, o HErr! für dir gethan?
Wenn dein Geſetze ſpricht, ich ſoll dich hertz-
lich lieben, ſo hab ich mehr die Welt und ihre
Luſt geliebt. Was mir das Chriſtenthum
für Regeln für geſchrieben, die hab ich nie-
mahls recht, wohl gar nicht ausgeübt.
Mein JEſus iſt mir wohl mit Beyſpiel
vorgegangen, allein/ wie folg ich ihm in ſei-
nen Stapffen nach? Ich ſolte Fleiſch und
Blut feſt an ſein Creutze hangen/ ſo laß ich
ihn den Zaum, und ſcheue ſeine Schmach.
Kein Wun der, weñ du mich gar nicht mehr

ken-
(Schm. Sünder.) O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0237" n="209"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Morgen-und Abend-Andachten.</hi></fw><lb/>
&#x017F;eyn. In was vor gro&#x017F;&#x017F;e Schuld bin ich bey<lb/>
dir gerathen? Gedancken, Wort u. Werck<lb/>
&#x017F;ind keines vor dir rein. Dein Auge hats<lb/>
ge&#x017F;ehn, dein Ohre hats gehöret/ und deine<lb/>
Hand hat es gewißlich aufgemerckt, wie<lb/>
offt mich Satan, Welt und eigne Lu&#x017F;t be-<lb/>
thöret ja in der Boßheit noch erhalten und<lb/>
ge&#x017F;tärckt. Vor dir i&#x017F;t alles bloß, du prüfe&#x017F;t<lb/>
Hertz und Nieren, es kan das inner&#x017F;te dir<lb/>
nicht verborgen &#x017F;eyn; und wolt ich gleich<lb/>
mein Thun mit eitlem Ruhme zieren, &#x017F;o gilt<lb/>
vor dir kein Schertz, kein fal&#x017F;cher Heuchel-<lb/>
Schein. Allwi&#x017F;&#x017F;ender, du weißt die Men-<lb/>
ge meiner Sünden, die ich nicht alle weiß<lb/>
und auch nicht zehlen kan, die wird man<lb/>
groß und klein in deinem Buche finden, wie<lb/>
übel hab ich doch, o HErr! für dir gethan?<lb/>
Wenn dein Ge&#x017F;etze &#x017F;pricht, ich &#x017F;oll dich hertz-<lb/>
lich lieben, &#x017F;o hab ich mehr die Welt und ihre<lb/>
Lu&#x017F;t geliebt. Was mir das Chri&#x017F;tenthum<lb/>
für Regeln für ge&#x017F;chrieben, die hab ich nie-<lb/>
mahls recht, wohl gar nicht ausgeübt.<lb/>
Mein JE&#x017F;us i&#x017F;t mir wohl mit Bey&#x017F;piel<lb/>
vorgegangen, allein/ wie folg ich ihm in &#x017F;ei-<lb/>
nen Stapffen nach? Ich &#x017F;olte Flei&#x017F;ch und<lb/>
Blut fe&#x017F;t an &#x017F;ein Creutze hangen/ &#x017F;o laß ich<lb/>
ihn den Zaum, und &#x017F;cheue &#x017F;eine Schmach.<lb/>
Kein Wun der, wen&#x0303; du mich gar nicht mehr<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(Schm. Sünder.) O</fw><fw place="bottom" type="catch">ken-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0237] Morgen-und Abend-Andachten. ſeyn. In was vor groſſe Schuld bin ich bey dir gerathen? Gedancken, Wort u. Werck ſind keines vor dir rein. Dein Auge hats geſehn, dein Ohre hats gehöret/ und deine Hand hat es gewißlich aufgemerckt, wie offt mich Satan, Welt und eigne Luſt be- thöret ja in der Boßheit noch erhalten und geſtärckt. Vor dir iſt alles bloß, du prüfeſt Hertz und Nieren, es kan das innerſte dir nicht verborgen ſeyn; und wolt ich gleich mein Thun mit eitlem Ruhme zieren, ſo gilt vor dir kein Schertz, kein falſcher Heuchel- Schein. Allwiſſender, du weißt die Men- ge meiner Sünden, die ich nicht alle weiß und auch nicht zehlen kan, die wird man groß und klein in deinem Buche finden, wie übel hab ich doch, o HErr! für dir gethan? Wenn dein Geſetze ſpricht, ich ſoll dich hertz- lich lieben, ſo hab ich mehr die Welt und ihre Luſt geliebt. Was mir das Chriſtenthum für Regeln für geſchrieben, die hab ich nie- mahls recht, wohl gar nicht ausgeübt. Mein JEſus iſt mir wohl mit Beyſpiel vorgegangen, allein/ wie folg ich ihm in ſei- nen Stapffen nach? Ich ſolte Fleiſch und Blut feſt an ſein Creutze hangen/ ſo laß ich ihn den Zaum, und ſcheue ſeine Schmach. Kein Wun der, weñ du mich gar nicht mehr ken- (Schm. Sünder.) O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736/237
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Der mit Rechtschaffenen Hertzen Zu seinem Jesu sich nahende Sünder, In auserlesenen Buß- Beicht- und Comunion-Andachten. Chemnitz, 1736, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736/237>, abgerufen am 04.12.2024.