Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Der mit Rechtschaffenen Hertzen Zu seinem Jesu sich nahende Sünder, In auserlesenen Buß- Beicht- und Comunion-Andachten. Chemnitz, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Morgen- und Abend-Andachten.
Schutz und Ruh, so wird uns nicht dörssen grauen vor
des Sataus Klauen.

5. Wie, wenn ich mein Bette heut zum Grabe hätte?
Wie bald roth, bald todt! doch hast du beschlossen, daß
mein Ziel verflossen, kommt die Todes-Noth, so will ich
nicht wider dich! lieg ich nur in JEsu Wunden, sterb ich
alle Stunden.
6. Nun, wohlan! ich thue in vergnügter Ruhe Mund
und Augen zu. Seele, Leib und Leben hab ich dir ergeben,
o du Hüter du! Gute Nacht, nimm mich in Acht; und
erled ich so den Morgen, wirst du weiter sorgen.


Morgen-Andacht
am Dienstage.

DEr Tag vertreibt die Nacht, das
Dunckle weicht dem Lichte, die Mor-
genröthe sagt den Glantz der Sonnen an:
Ach leuchte mir, mein GOtt, mit deinem
Angesichte/ daß ich mit Freudigkeit gen
Himmel sehenkan. Giebst du mir ietzund
Krafft, die Augen aufzumachen, so weck
auch meinen Geist durch deines Geistes
Trieb: Laß mein Gewissen ietzt von neuem
wieder wachen: Du hast der Seelen Licht
mehr, als des Leibes lieb. Soll ich des Ta-
ges Werck am Tage nun vollbringen, so
reinige den Sinn durch deinen Gnaden-
Schein: Laß keine Finsterniß in den Ver-
stand sich dringen, und meinen Willen auch
in allem lichte seyn. Mein erster Odem soll

dein
O 3

Morgen- und Abend-Andachten.
Schutz und Ruh, ſo wird uns nicht dörſſen grauen vor
des Sataus Klauen.

5. Wie, wenn ich mein Bette heut zum Grabe hätte?
Wie bald roth, bald todt! doch haſt du beſchloſſen, daß
mein Ziel verfloſſen, kommt die Todes-Noth, ſo will ich
nicht wider dich! lieg ich nur in JEſu Wunden, ſterb ich
alle Stunden.
6. Nun, wohlan! ich thue in vergnügter Ruhe Mund
und Augen zu. Seele, Leib und Leben hab ich dir ergeben,
o du Hüter du! Gute Nacht, nimm mich in Acht; und
erled ich ſo den Morgen, wirſt du weiter ſorgen.


Morgen-Andacht
am Dienſtage.

DEr Tag vertreibt die Nacht, das
Dunckle weicht dem Lichte, die Mor-
genröthe ſagt den Glantz der Sonnen an:
Ach leuchte mir, mein GOtt, mit deinem
Angeſichte/ daß ich mit Freudigkeit gen
Himmel ſehenkan. Giebſt du mir ietzund
Krafft, die Augen aufzumachen, ſo weck
auch meinen Geiſt durch deines Geiſtes
Trieb: Laß mein Gewiſſen ietzt von neuem
wieder wachen: Du haſt der Seelen Licht
mehr, als des Leibes lieb. Soll ich des Ta-
ges Werck am Tage nun vollbringen, ſo
reinige den Sinn durch deinen Gnaden-
Schein: Laß keine Finſterniß in den Ver-
ſtand ſich dringen, und meinen Willen auch
in allem lichte ſeyn. Mein erſter Odem ſoll

dein
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <lg n="4">
                  <pb facs="#f0241" n="213"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Morgen- und Abend-Andachten.</hi> </fw><lb/>
                  <l>Schutz und Ruh, &#x017F;o wird uns nicht dör&#x017F;&#x017F;en grauen vor</l><lb/>
                  <l>des Sataus Klauen.</l>
                </lg><lb/>
                <lg n="5">
                  <l>5. Wie, wenn ich mein Bette heut zum Grabe hätte?</l><lb/>
                  <l>Wie bald roth, bald todt! doch ha&#x017F;t du be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß</l><lb/>
                  <l>mein Ziel verflo&#x017F;&#x017F;en, kommt die Todes-Noth, &#x017F;o will ich</l><lb/>
                  <l>nicht wider dich! lieg ich nur in JE&#x017F;u Wunden, &#x017F;terb ich</l><lb/>
                  <l>alle Stunden.</l>
                </lg><lb/>
                <lg n="6">
                  <l>6. Nun, wohlan! ich thue in vergnügter Ruhe Mund</l><lb/>
                  <l>und Augen zu. Seele, Leib und Leben hab ich dir ergeben,</l><lb/>
                  <l>o du Hüter du! Gute Nacht, nimm mich in Acht; und</l><lb/>
                  <l>erled ich &#x017F;o den Morgen, wir&#x017F;t du weiter &#x017F;orgen.</l>
                </lg>
              </lg>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Morgen-Andacht</hi><lb/>
am Dien&#x017F;tage.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Er Tag vertreibt die Nacht, das<lb/>
Dunckle weicht dem Lichte, die Mor-<lb/>
genröthe &#x017F;agt den Glantz der Sonnen an:<lb/>
Ach leuchte mir, mein GOtt, mit deinem<lb/>
Ange&#x017F;ichte/ daß ich mit Freudigkeit gen<lb/>
Himmel &#x017F;ehenkan. Gieb&#x017F;t du mir ietzund<lb/>
Krafft, die Augen aufzumachen, &#x017F;o weck<lb/>
auch meinen Gei&#x017F;t durch deines Gei&#x017F;tes<lb/>
Trieb: Laß mein Gewi&#x017F;&#x017F;en ietzt von neuem<lb/>
wieder wachen: Du ha&#x017F;t der Seelen Licht<lb/>
mehr, als des Leibes lieb. Soll ich des Ta-<lb/>
ges Werck am Tage nun vollbringen, &#x017F;o<lb/>
reinige den Sinn durch deinen Gnaden-<lb/>
Schein: Laß keine Fin&#x017F;terniß in den Ver-<lb/>
&#x017F;tand &#x017F;ich dringen, und meinen Willen auch<lb/>
in allem lichte &#x017F;eyn. Mein er&#x017F;ter Odem &#x017F;oll<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 3</fw><fw place="bottom" type="catch">dein</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0241] Morgen- und Abend-Andachten. Schutz und Ruh, ſo wird uns nicht dörſſen grauen vor des Sataus Klauen. 5. Wie, wenn ich mein Bette heut zum Grabe hätte? Wie bald roth, bald todt! doch haſt du beſchloſſen, daß mein Ziel verfloſſen, kommt die Todes-Noth, ſo will ich nicht wider dich! lieg ich nur in JEſu Wunden, ſterb ich alle Stunden. 6. Nun, wohlan! ich thue in vergnügter Ruhe Mund und Augen zu. Seele, Leib und Leben hab ich dir ergeben, o du Hüter du! Gute Nacht, nimm mich in Acht; und erled ich ſo den Morgen, wirſt du weiter ſorgen. Morgen-Andacht am Dienſtage. DEr Tag vertreibt die Nacht, das Dunckle weicht dem Lichte, die Mor- genröthe ſagt den Glantz der Sonnen an: Ach leuchte mir, mein GOtt, mit deinem Angeſichte/ daß ich mit Freudigkeit gen Himmel ſehenkan. Giebſt du mir ietzund Krafft, die Augen aufzumachen, ſo weck auch meinen Geiſt durch deines Geiſtes Trieb: Laß mein Gewiſſen ietzt von neuem wieder wachen: Du haſt der Seelen Licht mehr, als des Leibes lieb. Soll ich des Ta- ges Werck am Tage nun vollbringen, ſo reinige den Sinn durch deinen Gnaden- Schein: Laß keine Finſterniß in den Ver- ſtand ſich dringen, und meinen Willen auch in allem lichte ſeyn. Mein erſter Odem ſoll dein O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736/241
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Der mit Rechtschaffenen Hertzen Zu seinem Jesu sich nahende Sünder, In auserlesenen Buß- Beicht- und Comunion-Andachten. Chemnitz, 1736, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736/241>, abgerufen am 04.12.2024.