ren Liebe stehen sollen. Die Liebe ist das Band, welches GOtt und unser Hertz, aber auch uns und unsers Nächsten Hertz, aufs genauste zusammen verbindet. Ein gläubiger Christ bittet demnach 1) GOtt, daß er sein Hertz mit sei- ner heil. Liebe erfüllen, und dieselbe in ihm ausgiessen wolle; denn auch diese Gabe gehöret unter die guten Gaben, die von oben herab kommen. 2) Er muß auch die Mittel nicht ver- achten, dadurch GOttes Liebe in ihm kan angefangen und vermehret werden, nemlich die andächtige Anhörung und Betrachtung des Worts GOttes, und den würdigen Ge- brauch des heiligen Abendmahls. 3) Stehet er in der Liebe GOttes, so muß er solche auch beweisen, in einem heiligen Christlichen Wandel, anständigen Reden, GOtt wohlgefälli- gen Wercken; denn die Liebe ist gleich einem Feuer, welches seine Flammen und Rauch nicht kan verbergen. 4) Er muß sich aber wohl fürsehen, daß er nicht wie Demas die Welt wieder lieb gewinne; denn wer die Welt lieb hat hat, in dem ist nicht die Liebe des Vatters, derohalben muß er aus Liebe zu GOtt, Welt und Welt-Freundschafft und Gesell- schafft meiden, weil sie ihn von der Liebe GOttes abführen. 5) In solcher Liebe soll er auch verharren bis in den Tod, und also in der Liebe GOttes sterben. 6) Diese Liebe GOttes soll mit den zunehmenden Jahren sich immer vermehren. Man soll [ - 4 Zeichen fehlen] schämen, wenn man zwantzig, dreyßig, ja viertzig Jahr in der Lust und Liebe der Welt hingebracht, aber darüber die Liebe GOttes vergessen hat, welches ein Christ nun, da ihm GOtt die Augen aufgethan, soll mit desto inbrünstiger und hefftiger und beständiger Liebe erse- tzen, und in solcher Liebe beharren bis in den Tod.
Gebett.
ODu liebreicher, gnädiger GOtt! du bist al- lein liebenswürdig, dich, dich sollte ich billich allein von gantzem Hertzen, von gantzer Seele, und von allen Kräfften lieben. Ach ich klage und beken- ne vor dir, mit gröster Betrübniß meiner Seele, wie die Liebe zu dir, meinem treuen Schöpfer, und lieb-
reichen
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um die wahre Liebe zu GOtt.
ren Liebe ſtehen ſollen. Die Liebe iſt das Band, welches GOtt und unſer Hertz, aber auch uns und unſers Nächſten Hertz, aufs genauſte zuſammen verbindet. Ein gläubiger Chriſt bittet demnach 1) GOtt, daß er ſein Hertz mit ſei- ner heil. Liebe erfüllen, und dieſelbe in ihm ausgieſſen wolle; denn auch dieſe Gabe gehöret unter die guten Gaben, die von oben herab kommen. 2) Er muß auch die Mittel nicht ver- achten, dadurch GOttes Liebe in ihm kan angefangen und vermehret werden, nemlich die andächtige Anhörung und Betrachtung des Worts GOttes, und den würdigen Ge- brauch des heiligen Abendmahls. 3) Stehet er in der Liebe GOttes, ſo muß er ſolche auch beweiſen, in einem heiligen Chriſtlichen Wandel, anſtändigen Reden, GOtt wohlgefälli- gen Wercken; denn die Liebe iſt gleich einem Feuer, welches ſeine Flammen und Rauch nicht kan verbergen. 4) Er muß ſich aber wohl fürſehen, daß er nicht wie Demas die Welt wieder lieb gewinne; denn wer die Welt lieb hat hat, in dem iſt nicht die Liebe des Vatters, derohalben muß er aus Liebe zu GOtt, Welt und Welt-Freundſchafft und Geſell- ſchafft meiden, weil ſie ihn von der Liebe GOttes abführen. 5) In ſolcher Liebe ſoll er auch verharren bis in den Tod, und alſo in der Liebe GOttes ſterben. 6) Dieſe Liebe GOttes ſoll mit den zunehmenden Jahren ſich immer vermehren. Man ſoll [ – 4 Zeichen fehlen] ſchämen, wenn man zwantzig, dreyßig, ja viertzig Jahr in der Luſt und Liebe der Welt hingebracht, aber darüber die Liebe GOttes vergeſſen hat, welches ein Chriſt nun, da ihm GOtt die Augen aufgethan, ſoll mit deſto inbrünſtiger und hefftiger und beſtändiger Liebe erſe- tzen, und in ſolcher Liebe beharren bis in den Tod.
Gebett.
ODu liebreicher, gnädiger GOtt! du biſt al- lein liebenswürdig, dich, dich ſollte ich billich allein von gantzem Hertzen, von gantzer Seele, und von allen Kräfften lieben. Ach ich klage und beken- ne vor dir, mit gröſter Betrübniß meiner Seele, wie die Liebe zu dir, meinem treuen Schöpfer, und lieb-
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um die wahre Liebe zu GOtt.
ren Liebe ſtehen ſollen. Die Liebe iſt das Band, welches
GOtt und unſer Hertz, aber auch uns und unſers Nächſten
Hertz, aufs genauſte zuſammen verbindet. Ein gläubiger
Chriſt bittet demnach 1) GOtt, daß er ſein Hertz mit ſei-
ner heil. Liebe erfüllen, und dieſelbe in ihm ausgieſſen wolle;
denn auch dieſe Gabe gehöret unter die guten Gaben, die von
oben herab kommen. 2) Er muß auch die Mittel nicht ver-
achten, dadurch GOttes Liebe in ihm kan angefangen und
vermehret werden, nemlich die andächtige Anhörung und
Betrachtung des Worts GOttes, und den würdigen Ge-
brauch des heiligen Abendmahls. 3) Stehet er in der Liebe
GOttes, ſo muß er ſolche auch beweiſen, in einem heiligen
Chriſtlichen Wandel, anſtändigen Reden, GOtt wohlgefälli-
gen Wercken; denn die Liebe iſt gleich einem Feuer, welches
ſeine Flammen und Rauch nicht kan verbergen. 4) Er muß
ſich aber wohl fürſehen, daß er nicht wie Demas die Welt
wieder lieb gewinne; denn wer die Welt lieb hat hat, in
dem iſt nicht die Liebe des Vatters, derohalben muß er aus
Liebe zu GOtt, Welt und Welt-Freundſchafft und Geſell-
ſchafft meiden, weil ſie ihn von der Liebe GOttes abführen.
5) In ſolcher Liebe ſoll er auch verharren bis in den Tod, und
alſo in der Liebe GOttes ſterben. 6) Dieſe Liebe GOttes
ſoll mit den zunehmenden Jahren ſich immer vermehren.
Man ſoll ____ ſchämen, wenn man zwantzig, dreyßig, ja
viertzig Jahr in der Luſt und Liebe der Welt hingebracht,
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Chriſt nun, da ihm GOtt die Augen aufgethan, ſoll mit
deſto inbrünſtiger und hefftiger und beſtändiger Liebe erſe-
tzen, und in ſolcher Liebe beharren bis in den Tod.
Gebett.
ODu liebreicher, gnädiger GOtt! du biſt al-
lein liebenswürdig, dich, dich ſollte ich billich
allein von gantzem Hertzen, von gantzer Seele, und
von allen Kräfften lieben. Ach ich klage und beken-
ne vor dir, mit gröſter Betrübniß meiner Seele, wie
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/137>, abgerufen am 16.02.2025.
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