Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.Kurtzes Abend-Gebett scher Vatter! ist ja so groß als du selberbist: Das erkennet meine Seele mit hertz- lichem Danck in dieser Abend-Stunde. Durch deine Hand und Obhut bin ich, liebreichester Vatter! diesen Tag und die gantze Woche über so gnädiglich vor aller Gefahr behütet worden. Aber ach! wie hat meine Seele dich betrübet, und wie zeu- gen meine Sünden wider mich. Ich be- kenne, o Vatter! daß ich ein verlohrner Sohn bin, der alle deine grosse Güter und Gaben übel angewendet: Ja, mein GOtt! ich muß gestehen, daß ich ein ungerathe- nes Kind und verlohrnes Schaaf bin: so leyder auf einen bösen Irrweg der Sün- den und Laster gerathen. Doch ich weiß, HERR! daß du gnädig und barmher- tzig bist, und um das Heyl der Sünder auch deinen einigen Sohn ins Fleisch ge- sandt, daß er wiederbrächte die verlohre- ne Gerechtigkeit: So bitte ich dann dich mit zerschlagenem und zerknirschtem Her- tzen, ach Vatter! sey gnädig mir armen Sünder; sey gnädig meiner Missethat, die
Kurtzes Abend-Gebett ſcher Vatter! iſt ja ſo groß als du ſelberbiſt: Das erkennet meine Seele mit hertz- lichem Danck in dieſer Abend-Stunde. Durch deine Hand und Obhut bin ich, liebreicheſter Vatter! dieſen Tag und die gantze Woche über ſo gnädiglich vor aller Gefahr behütet worden. Aber ach! wie hat meine Seele dich betrübet, und wie zeu- gen meine Sünden wider mich. Ich be- kenne, o Vatter! daß ich ein verlohrner Sohn bin, der alle deine groſſe Güter und Gaben übel angewendet: Ja, mein GOtt! ich muß geſtehen, daß ich ein ungerathe- nes Kind und verlohrnes Schaaf bin: ſo leyder auf einen böſen Irrweg der Sün- den und Laſter gerathen. Doch ich weiß, HERR! daß du gnädig und barmher- tzig biſt, und um das Heyl der Sünder auch deinen einigen Sohn ins Fleiſch ge- ſandt, daß er wiederbrächte die verlohre- ne Gerechtigkeit: So bitte ich dann dich mit zerſchlagenem und zerknirſchtem Her- tzen, ach Vatter! ſey gnädig mir armen Sünder; ſey gnädig meiner Miſſethat, die
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Kurtzes Abend-Gebett
ſcher Vatter! iſt ja ſo groß als du ſelber
biſt: Das erkennet meine Seele mit hertz-
lichem Danck in dieſer Abend-Stunde.
Durch deine Hand und Obhut bin ich,
liebreicheſter Vatter! dieſen Tag und die
gantze Woche über ſo gnädiglich vor aller
Gefahr behütet worden. Aber ach! wie
hat meine Seele dich betrübet, und wie zeu-
gen meine Sünden wider mich. Ich be-
kenne, o Vatter! daß ich ein verlohrner
Sohn bin, der alle deine groſſe Güter und
Gaben übel angewendet: Ja, mein GOtt!
ich muß geſtehen, daß ich ein ungerathe-
nes Kind und verlohrnes Schaaf bin: ſo
leyder auf einen böſen Irrweg der Sün-
den und Laſter gerathen. Doch ich weiß,
HERR! daß du gnädig und barmher-
tzig biſt, und um das Heyl der Sünder
auch deinen einigen Sohn ins Fleiſch ge-
ſandt, daß er wiederbrächte die verlohre-
ne Gerechtigkeit: So bitte ich dann dich
mit zerſchlagenem und zerknirſchtem Her-
tzen, ach Vatter! ſey gnädig mir armen
Sünder; ſey gnädig meiner Miſſethat,
die
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