sang, nimm auch mein Hertze an, weil ich dir, liebster Freund! nichs bessers geben kan.
10. Ich will allhie mit dir auf ewig mich verbinden, ach! laß mich neue Gnad bey deiner Krippe finden; mein JEsu! ich bin dein, ach sey und bleibe mein, und laß mich nimmermehr von dir geschieden seyn.
Der andächtige Christ betet und dancket GOtt am Beschluß des Jahrs.
Aufmunterung.
Psalm 103, 1. 2. Lobe den HErrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heili- gen Namen; lobe den HErrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes ge- than hat.
WAnn andächtige Seelen und danckbare Hertzen sich hertz- lich in GOtt erfreuen, wenn er ihnen lässet eine Woche oder Monat glücklich zurück legen, warum sollen sie nicht ih- re Freude verdoppeln, wenn sie unter dem Beystand GOt- tes ein gantzes Jahr erlebet haben? Ach wie viel Leiden kan uns in einem Tag begegnen, wie vielmehr in einem gantzen Jahr! Wenn ein andächtiger Christ den Schluß des Jahrs erblicket, so hebet er Hände, Hertz und Mund zum Himmel auf, und schliesset es mit Loben, Dancken und Beten, und zwar ist es ihm nicht genug, daß er etwa nur die gewöhnliche Worte ausspricht: GOtt Lob und Danck! das Jahr ist auch vorbey: sondern 1) dancket er GOtt, daß er ihm das Jahr sein heiliges Wort zur Seelen Heiligung hat lassen pre- digen, den Weg zum Himmel weisen, daß er ihm durch das heilige Abendmahl immer neue Krafft und Stärcke zur Aus- übung der Gottseligkeit und Hervorbringung der Glaubens- Früchte verliehen. 2) Er fraget sich, ob er auch das Jahr über frömmer geworden, wie alt er nun an dem innwendi- gen Menschen nach der neuen Geburt sey, da er nach der al- ten sündlichen Geburt abermal ein Jahr zurück geleget hat. Er bittet 3) GOtt auch hertzlich und innbrünstig um Ver- zeihung der begangenen Sünden, die er entweder wissent- lich oder unwissentlich vollbracht hat. 4) Er preiset GOTT sodann für die empfangene viele leibliche Wohl- thaten, daß er ihn ernähret, versorget, beschützet, erret- tet, erhalten, gesegnet, bewahret und begleitet. 5) Hat ihm GOtt eine Kranckheit, Leiden und Trübsal zugeschi-
cket,
Der andächtige Chriſt betet
ſang, nimm auch mein Hertze an, weil ich dir, liebſter Freund! nichs beſſers geben kan.
10. Ich will allhie mit dir auf ewig mich verbinden, ach! laß mich neue Gnad bey deiner Krippe finden; mein JEſu! ich bin dein, ach ſey und bleibe mein, und laß mich nimmermehr von dir geſchieden ſeyn.
Der andächtige Chriſt betet und dancket GOtt am Beſchluß des Jahrs.
Aufmunterung.
Pſalm 103, 1. 2. Lobe den HErrn, meine Seele, und was in mir iſt, ſeinen heili- gen Namen; lobe den HErrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes ge- than hat.
WAnn andächtige Seelen und danckbare Hertzen ſich hertz- lich in GOtt erfreuen, wenn er ihnen läſſet eine Woche oder Monat glücklich zurück legen, warum ſollen ſie nicht ih- re Freude verdoppeln, wenn ſie unter dem Beyſtand GOt- tes ein gantzes Jahr erlebet haben? Ach wie viel Leiden kan uns in einem Tag begegnen, wie vielmehr in einem gantzen Jahr! Wenn ein andächtiger Chriſt den Schluß des Jahrs erblicket, ſo hebet er Hände, Hertz und Mund zum Himmel auf, und ſchlieſſet es mit Loben, Dancken und Beten, und zwar iſt es ihm nicht genug, daß er etwa nur die gewöhnliche Worte ausſpricht: GOtt Lob und Danck! das Jahr iſt auch vorbey: ſondern 1) dancket er GOtt, daß er ihm das Jahr ſein heiliges Wort zur Seelen Heiligung hat laſſen pre- digen, den Weg zum Himmel weiſen, daß er ihm durch das heilige Abendmahl immer neue Krafft und Stärcke zur Aus- übung der Gottſeligkeit und Hervorbringung der Glaubens- Früchte verliehen. 2) Er fraget ſich, ob er auch das Jahr über frömmer geworden, wie alt er nun an dem innwendi- gen Menſchen nach der neuen Geburt ſey, da er nach der al- ten ſündlichen Geburt abermal ein Jahr zurück geleget hat. Er bittet 3) GOtt auch hertzlich und innbrünſtig um Ver- zeihung der begangenen Sünden, die er entweder wiſſent- lich oder unwiſſentlich vollbracht hat. 4) Er preiſet GOTT ſodann für die empfangene viele leibliche Wohl- thaten, daß er ihn ernähret, verſorget, beſchützet, erret- tet, erhalten, geſegnet, bewahret und begleitet. 5) Hat ihm GOtt eine Kranckheit, Leiden und Trübſal zugeſchi-
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Der andächtige Chriſt betet
ſang, nimm auch mein Hertze an, weil ich dir, liebſter Freund!
nichs beſſers geben kan.
10. Ich will allhie mit dir auf ewig mich verbinden, ach! laß
mich neue Gnad bey deiner Krippe finden; mein JEſu! ich bin
dein, ach ſey und bleibe mein, und laß mich nimmermehr von
dir geſchieden ſeyn.
Der andächtige Chriſt betet und dancket GOtt am
Beſchluß des Jahrs.
Aufmunterung.
Pſalm 103, 1. 2. Lobe den HErrn, meine Seele, und was in mir iſt, ſeinen heili-
gen Namen; lobe den HErrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes ge-
than hat.
WAnn andächtige Seelen und danckbare Hertzen ſich hertz-
lich in GOtt erfreuen, wenn er ihnen läſſet eine Woche
oder Monat glücklich zurück legen, warum ſollen ſie nicht ih-
re Freude verdoppeln, wenn ſie unter dem Beyſtand GOt-
tes ein gantzes Jahr erlebet haben? Ach wie viel Leiden kan
uns in einem Tag begegnen, wie vielmehr in einem gantzen
Jahr! Wenn ein andächtiger Chriſt den Schluß des Jahrs
erblicket, ſo hebet er Hände, Hertz und Mund zum Himmel
auf, und ſchlieſſet es mit Loben, Dancken und Beten, und
zwar iſt es ihm nicht genug, daß er etwa nur die gewöhnliche
Worte ausſpricht: GOtt Lob und Danck! das Jahr iſt
auch vorbey: ſondern 1) dancket er GOtt, daß er ihm das
Jahr ſein heiliges Wort zur Seelen Heiligung hat laſſen pre-
digen, den Weg zum Himmel weiſen, daß er ihm durch das
heilige Abendmahl immer neue Krafft und Stärcke zur Aus-
übung der Gottſeligkeit und Hervorbringung der Glaubens-
Früchte verliehen. 2) Er fraget ſich, ob er auch das Jahr
über frömmer geworden, wie alt er nun an dem innwendi-
gen Menſchen nach der neuen Geburt ſey, da er nach der al-
ten ſündlichen Geburt abermal ein Jahr zurück geleget hat.
Er bittet 3) GOtt auch hertzlich und innbrünſtig um Ver-
zeihung der begangenen Sünden, die er entweder wiſſent-
lich oder unwiſſentlich vollbracht hat. 4) Er preiſet
GOTT ſodann für die empfangene viele leibliche Wohl-
thaten, daß er ihn ernähret, verſorget, beſchützet, erret-
tet, erhalten, geſegnet, bewahret und begleitet. 5) Hat
ihm GOtt eine Kranckheit, Leiden und Trübſal zugeſchi-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/240>, abgerufen am 21.11.2024.
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