Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebett um Prüffung der Busse.
leydiget? Wärest du nicht werth, daß dir
GOtt viel eher mit Ungnade und Zorn,
als mit Gnade und Barmhertzigkeit be-
gegnete? Darum fürchte ich mich, o hei-
lig, heilig, heiliger GOtt! für dir, wie
sich ein Kind fürchtet vor seinem zornigen
Vatter; sind vor dir die Himmel selbst
nicht rein: Müssen vor dir die allerheilig-
sten Seraphim ihre Angesichter bedecken:
Mußte jener grosse Apostel sich den grösten
Sünder nennen: Ach wie sollte ich dann
für dir bestehen, wenn du mit mir armen
Sünder willt ins Gericht gehen: Der ich
noch lang kein Paulus bin, auch deinen
Willen so vollkommen nicht thun kan, wie
die Engel im Himmel. Ach meine Sün-
den zeugen wider mich, und meine Misse-
thaten reichen hinan bis an den Himmel.
Willt du, o GOtt! mit mir rechten, so
bin ich verlohren; ja werth, daß mir die
Donner-Stimme deines Gesetzes zuer-
kennete, Tod, Hölle und Verdammniß.
Aber ach GOtt! hier werff ich mich hin,
mit blutenden Hertzens-Wunden, vor den

Thron

Gebett um Prüffung der Buſſe.
leydiget? Wäreſt du nicht werth, daß dir
GOtt viel eher mit Ungnade und Zorn,
als mit Gnade und Barmhertzigkeit be-
gegnete? Darum fürchte ich mich, o hei-
lig, heilig, heiliger GOtt! für dir, wie
ſich ein Kind fürchtet vor ſeinem zornigen
Vatter; ſind vor dir die Himmel ſelbſt
nicht rein: Müſſen vor dir die allerheilig-
ſten Seraphim ihre Angeſichter bedecken:
Mußte jener groſſe Apoſtel ſich den gröſten
Sünder nennen: Ach wie ſollte ich dann
für dir beſtehen, wenn du mit mir armen
Sünder willt ins Gericht gehen: Der ich
noch lang kein Paulus bin, auch deinen
Willen ſo vollkommen nicht thun kan, wie
die Engel im Himmel. Ach meine Sün-
den zeugen wider mich, und meine Miſſe-
thaten reichen hinan bis an den Himmel.
Willt du, o GOtt! mit mir rechten, ſo
bin ich verlohren; ja werth, daß mir die
Donner-Stimme deines Geſetzes zuer-
kennete, Tod, Hölle und Verdammniß.
Aber ach GOtt! hier werff ich mich hin,
mit blutenden Hertzens-Wunden, vor den

Thron
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0320" n="298"/><fw place="top" type="header">Gebett um Prüffung der Bu&#x017F;&#x017F;e.</fw><lb/>
leydiget? Wäre&#x017F;t du nicht werth, daß dir<lb/>
GOtt viel eher mit Ungnade und Zorn,<lb/>
als mit Gnade und Barmhertzigkeit be-<lb/>
gegnete? Darum fürchte ich mich, o hei-<lb/>
lig, heilig, heiliger GOtt! für dir, wie<lb/>
&#x017F;ich ein Kind fürchtet vor &#x017F;einem zornigen<lb/>
Vatter; &#x017F;ind vor dir die Himmel &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nicht rein: Mü&#x017F;&#x017F;en vor dir die allerheilig-<lb/>
&#x017F;ten Seraphim ihre Ange&#x017F;ichter bedecken:<lb/>
Mußte jener gro&#x017F;&#x017F;e Apo&#x017F;tel &#x017F;ich den grö&#x017F;ten<lb/>
Sünder nennen: Ach wie &#x017F;ollte ich dann<lb/>
für dir be&#x017F;tehen, wenn du mit mir armen<lb/>
Sünder willt ins Gericht gehen: Der ich<lb/>
noch lang kein Paulus bin, auch deinen<lb/>
Willen &#x017F;o vollkommen nicht thun kan, wie<lb/>
die Engel im Himmel. Ach meine Sün-<lb/>
den zeugen wider mich, und meine Mi&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
thaten reichen hinan bis an den Himmel.<lb/>
Willt du, o GOtt! mit mir rechten, &#x017F;o<lb/>
bin ich verlohren; ja werth, daß mir die<lb/>
Donner-Stimme deines Ge&#x017F;etzes zuer-<lb/>
kennete, Tod, Hölle und Verdammniß.<lb/>
Aber ach GOtt! hier werff ich mich hin,<lb/>
mit blutenden Hertzens-Wunden, vor den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Thron</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0320] Gebett um Prüffung der Buſſe. leydiget? Wäreſt du nicht werth, daß dir GOtt viel eher mit Ungnade und Zorn, als mit Gnade und Barmhertzigkeit be- gegnete? Darum fürchte ich mich, o hei- lig, heilig, heiliger GOtt! für dir, wie ſich ein Kind fürchtet vor ſeinem zornigen Vatter; ſind vor dir die Himmel ſelbſt nicht rein: Müſſen vor dir die allerheilig- ſten Seraphim ihre Angeſichter bedecken: Mußte jener groſſe Apoſtel ſich den gröſten Sünder nennen: Ach wie ſollte ich dann für dir beſtehen, wenn du mit mir armen Sünder willt ins Gericht gehen: Der ich noch lang kein Paulus bin, auch deinen Willen ſo vollkommen nicht thun kan, wie die Engel im Himmel. Ach meine Sün- den zeugen wider mich, und meine Miſſe- thaten reichen hinan bis an den Himmel. Willt du, o GOtt! mit mir rechten, ſo bin ich verlohren; ja werth, daß mir die Donner-Stimme deines Geſetzes zuer- kennete, Tod, Hölle und Verdammniß. Aber ach GOtt! hier werff ich mich hin, mit blutenden Hertzens-Wunden, vor den Thron

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/320
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/320>, abgerufen am 26.11.2024.