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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Sechste Andacht.
sie wegtrugest auf deinen starcken Schultern, o Im-
manuel, ins grosse Meer deiner göttlichen Barm-
hertzigkeit. Ach wie sanfft und wohl habe ich diese
Nacht geruhet: Da mich keine Angst und Quaal
der Sünden, die du von mir genommen hast, mehr
beunruhiget hat. Ach wie wohl war doch meiner
Seelen! da ich mich niedergelegt hatte unter deinem
Gnaden-Schatten, o Baum des Lebens! und nun
entdeckest du mir, o Sonne der Gerechtigkeit! eine
neue Gnade, indem die Freuden-Stimme: Stehe
auf und iß! in meinen Ohren und Hertzen erschallet.
Wohlan! ich komme geladen durch dein Wort, o
Engel des Bundes! zu der Tafel zu nahen, die du
für mich bereitet hast. Ach die Wohlthat ist groß,
die du mir anbietest! Darum muntere doch zuvor
meine Seele recht auf, daß ich mit einem geistlichen
Hunger und Durst zu deinem Gnaden-Tisch möge
tretten. Komm, HErr! ach komm, und kehre
doch ein in mein armes Hertz, und mache es reich
mit den Gütern deiner Gnade. Laß heute dem Hau-
se meines Hertzens Heyl widerfahren, wie dem
Haus des demüthigen Zachäi. Hast du dich doch
nicht gewegert, vom Himmel herab zu kommen ins
Elend, und bey den Sündern zu wohnen auf Er-
den: Hast du nicht verschmähet das Haus eines ar-
men Zöllners und Sünders, so wirst du auch mein
armes Hertz nicht verschmähen. So ziehe nun bey
mir ein, grosser König der Ehren. Heile meine
krancke Seele mit dem Gileads-Balsam aus dei-
nen heiligen Wunden. Mache reich mein armes

Hertz,

Sechſte Andacht.
ſie wegtrugeſt auf deinen ſtarcken Schultern, o Im-
manuel, ins groſſe Meer deiner göttlichen Barm-
hertzigkeit. Ach wie ſanfft und wohl habe ich dieſe
Nacht geruhet: Da mich keine Angſt und Quaal
der Sünden, die du von mir genommen haſt, mehr
beunruhiget hat. Ach wie wohl war doch meiner
Seelen! da ich mich niedergelegt hatte unter deinem
Gnaden-Schatten, o Baum des Lebens! und nun
entdeckeſt du mir, o Sonne der Gerechtigkeit! eine
neue Gnade, indem die Freuden-Stimme: Stehe
auf und iß! in meinen Ohren und Hertzen erſchallet.
Wohlan! ich komme geladen durch dein Wort, o
Engel des Bundes! zu der Tafel zu nahen, die du
für mich bereitet haſt. Ach die Wohlthat iſt groß,
die du mir anbieteſt! Darum muntere doch zuvor
meine Seele recht auf, daß ich mit einem geiſtlichen
Hunger und Durſt zu deinem Gnaden-Tiſch möge
tretten. Komm, HErr! ach komm, und kehre
doch ein in mein armes Hertz, und mache es reich
mit den Gütern deiner Gnade. Laß heute dem Hau-
ſe meines Hertzens Heyl widerfahren, wie dem
Haus des demüthigen Zachäi. Haſt du dich doch
nicht gewegert, vom Himmel herab zu kommen ins
Elend, und bey den Sündern zu wohnen auf Er-
den: Haſt du nicht verſchmähet das Haus eines ar-
men Zöllners und Sünders, ſo wirſt du auch mein
armes Hertz nicht verſchmähen. So ziehe nun bey
mir ein, groſſer König der Ehren. Heile meine
krancke Seele mit dem Gileads-Balſam aus dei-
nen heiligen Wunden. Mache reich mein armes

Hertz,
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[349/0371] Sechſte Andacht. ſie wegtrugeſt auf deinen ſtarcken Schultern, o Im- manuel, ins groſſe Meer deiner göttlichen Barm- hertzigkeit. Ach wie ſanfft und wohl habe ich dieſe Nacht geruhet: Da mich keine Angſt und Quaal der Sünden, die du von mir genommen haſt, mehr beunruhiget hat. Ach wie wohl war doch meiner Seelen! da ich mich niedergelegt hatte unter deinem Gnaden-Schatten, o Baum des Lebens! und nun entdeckeſt du mir, o Sonne der Gerechtigkeit! eine neue Gnade, indem die Freuden-Stimme: Stehe auf und iß! in meinen Ohren und Hertzen erſchallet. Wohlan! ich komme geladen durch dein Wort, o Engel des Bundes! zu der Tafel zu nahen, die du für mich bereitet haſt. Ach die Wohlthat iſt groß, die du mir anbieteſt! Darum muntere doch zuvor meine Seele recht auf, daß ich mit einem geiſtlichen Hunger und Durſt zu deinem Gnaden-Tiſch möge tretten. Komm, HErr! ach komm, und kehre doch ein in mein armes Hertz, und mache es reich mit den Gütern deiner Gnade. Laß heute dem Hau- ſe meines Hertzens Heyl widerfahren, wie dem Haus des demüthigen Zachäi. Haſt du dich doch nicht gewegert, vom Himmel herab zu kommen ins Elend, und bey den Sündern zu wohnen auf Er- den: Haſt du nicht verſchmähet das Haus eines ar- men Zöllners und Sünders, ſo wirſt du auch mein armes Hertz nicht verſchmähen. So ziehe nun bey mir ein, groſſer König der Ehren. Heile meine krancke Seele mit dem Gileads-Balſam aus dei- nen heiligen Wunden. Mache reich mein armes Hertz,

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/371>, abgerufen am 25.11.2024.