Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritte Stuffe.
Lust gehabt zu wohnen bey den Menschen-
Kindern. Von Grund meines Hertzens
dancke ich dir, daß du Lust zu mir gehabt hast,
da mich die verbottene Lust meiner ersten El-
tern deiner Liebe verlustig gemacht hatte:
Und daß du mich, der ich dein Feind war, zu
deinem Freund gemacht hast in dem Sohn
deiner Liebe. Ach GOtt! daß ich doch nicht
so unerkänntlich wäre, und deine Lust und
Liebe nicht mit so viel Unlust und Lieblos-
heit vergolten hätte; Ach! wie kaltsinnig ist
manchmal meine Lust zu dir und deinen
Zeugnissen, und wie manchmal suche ich
armer Mensch in den eitelen Dingen dieser
Welt, eine sündliche und verbottene Lust.
Darum, o GOtt! ziehe du doch selbst mein
Hertz ab, daß ich nicht lieb habe die Welt,
und alles was in der Welt ist, dann die
Welt vergehet mit ihrer Lust, als Augen-
Lust, Fleisches-Lust, und hoffärtiges Le-
ben. Laß im Gegentheil das meine beste
Lust und Freude seyn, daß ich mich zu dir,
meinem GOTT, halte: Dann wen habe
ich doch, o höchstes Gut! im Himmel

ausser

Dritte Stuffe.
Luſt gehabt zu wohnen bey den Menſchen-
Kindern. Von Grund meines Hertzens
dancke ich dir, daß du Luſt zu mir gehabt haſt,
da mich die verbottene Luſt meiner erſten El-
tern deiner Liebe verluſtig gemacht hatte:
Und daß du mich, der ich dein Feind war, zu
deinem Freund gemacht haſt in dem Sohn
deiner Liebe. Ach GOtt! daß ich doch nicht
ſo unerkänntlich wäre, und deine Luſt und
Liebe nicht mit ſo viel Unluſt und Lieblos-
heit vergolten hätte; Ach! wie kaltſinnig iſt
manchmal meine Luſt zu dir und deinen
Zeugniſſen, und wie manchmal ſuche ich
armer Menſch in den eitelen Dingen dieſer
Welt, eine ſündliche und verbottene Luſt.
Darum, o GOtt! ziehe du doch ſelbſt mein
Hertz ab, daß ich nicht lieb habe die Welt,
und alles was in der Welt iſt, dann die
Welt vergehet mit ihrer Luſt, als Augen-
Luſt, Fleiſches-Luſt, und hoffärtiges Le-
ben. Laß im Gegentheil das meine beſte
Luſt und Freude ſeyn, daß ich mich zu dir,
meinem GOTT, halte: Dann wen habe
ich doch, o höchſtes Gut! im Himmel

auſſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0387" n="365"/><fw place="top" type="header">Dritte Stuffe.</fw><lb/>
Lu&#x017F;t gehabt zu wohnen bey den Men&#x017F;chen-<lb/>
Kindern. Von Grund meines Hertzens<lb/>
dancke ich dir, daß du Lu&#x017F;t zu mir gehabt ha&#x017F;t,<lb/>
da mich die verbottene Lu&#x017F;t meiner er&#x017F;ten El-<lb/>
tern deiner Liebe verlu&#x017F;tig gemacht hatte:<lb/>
Und daß du mich, der ich dein Feind war, zu<lb/>
deinem Freund gemacht ha&#x017F;t in dem Sohn<lb/>
deiner Liebe. Ach GOtt! daß ich doch nicht<lb/>
&#x017F;o unerkänntlich wäre, und deine Lu&#x017F;t und<lb/>
Liebe nicht mit &#x017F;o viel Unlu&#x017F;t und Lieblos-<lb/>
heit vergolten hätte; Ach! wie kalt&#x017F;innig i&#x017F;t<lb/>
manchmal meine Lu&#x017F;t zu dir und deinen<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;en, und wie manchmal &#x017F;uche ich<lb/>
armer Men&#x017F;ch in den eitelen Dingen die&#x017F;er<lb/>
Welt, eine &#x017F;ündliche und verbottene Lu&#x017F;t.<lb/>
Darum, o GOtt! ziehe du doch &#x017F;elb&#x017F;t mein<lb/>
Hertz ab, daß ich nicht lieb habe die Welt,<lb/>
und alles was in der Welt i&#x017F;t, dann die<lb/>
Welt vergehet mit ihrer Lu&#x017F;t, als Augen-<lb/>
Lu&#x017F;t, Flei&#x017F;ches-Lu&#x017F;t, und hoffärtiges Le-<lb/>
ben. Laß im Gegentheil das meine be&#x017F;te<lb/>
Lu&#x017F;t und Freude &#x017F;eyn, daß ich mich zu dir,<lb/>
meinem GOTT, halte: Dann wen habe<lb/>
ich doch, o höch&#x017F;tes Gut! im Himmel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">au&#x017F;&#x017F;er</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0387] Dritte Stuffe. Luſt gehabt zu wohnen bey den Menſchen- Kindern. Von Grund meines Hertzens dancke ich dir, daß du Luſt zu mir gehabt haſt, da mich die verbottene Luſt meiner erſten El- tern deiner Liebe verluſtig gemacht hatte: Und daß du mich, der ich dein Feind war, zu deinem Freund gemacht haſt in dem Sohn deiner Liebe. Ach GOtt! daß ich doch nicht ſo unerkänntlich wäre, und deine Luſt und Liebe nicht mit ſo viel Unluſt und Lieblos- heit vergolten hätte; Ach! wie kaltſinnig iſt manchmal meine Luſt zu dir und deinen Zeugniſſen, und wie manchmal ſuche ich armer Menſch in den eitelen Dingen dieſer Welt, eine ſündliche und verbottene Luſt. Darum, o GOtt! ziehe du doch ſelbſt mein Hertz ab, daß ich nicht lieb habe die Welt, und alles was in der Welt iſt, dann die Welt vergehet mit ihrer Luſt, als Augen- Luſt, Fleiſches-Luſt, und hoffärtiges Le- ben. Laß im Gegentheil das meine beſte Luſt und Freude ſeyn, daß ich mich zu dir, meinem GOTT, halte: Dann wen habe ich doch, o höchſtes Gut! im Himmel auſſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/387
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/387>, abgerufen am 24.11.2024.