Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.Gebett der Eltern cken, entweder durch eine Kranckheit oder ihr Ab-sterben, oder ein Unglück, das ich an ihnen sehen muß, so verleihe mir in solchem Leiden Gedult, daß ich gedencke, daß ohne dich nichts geschehe, und daß die Kinder ehender dein seyn gewesen, als sie mein geworden, und du auch freye Macht habest, sie wieder zu dir zu nehmen. Willt du aber mich durch meiner Kinder Leiden, Unglück und Tod zu dir zie- hen, daß ich auch an ihnen die Vergänglichkeit der sichtbaren Gaben erkennen, und dadurch aufge- muntert werden soll, dich allein zu lieben, als das wahre und vollkommenste Gut, so erhalte mich auf diesem Dornen - Weg im vesten Vertrauen und Hoffnung auf deine Allmacht, daß du alles, auch meiner Kinder Creutz enden und wenden könnest. Ertheile ihnen auch im Leiblichen den Segen, ver- sorge sie, pflege sie, gieb ihnen Nahrung und Klei- dung, und thue, wie ein mächtiger himmlischer Vat- ter, an ihnen; sey ihr Helffer in Gefahren und Un- glück, ihr Artzt in Kranckheit, und ihr Rathgeber, wenn sie gutes Raths bedürfftig sind. Gieb meinen Kindern eine fromme Seele, gesunden Leib, guten Verstand, und laß sie vor dir leben, damit sie dich allezeit ehren und preisen. Pflantze in ihnen die wahre Frömmigkeit, er- halte sie in deinem Segen, damit ich Trost und Freude an ihnen erleben möge. Ach GOtt! erhöre mein Gebett, und gedencke, es sind ja sowol deine, als meine Kinder, darum wollest du auch mein Seuff- zen für sie vor dem Thron deiner Gnaden erhören. Bewahre mich, o GOtt! daß ich keine Schande an mei-
Gebett der Eltern cken, entweder durch eine Kranckheit oder ihr Ab-ſterben, oder ein Unglück, das ich an ihnen ſehen muß, ſo verleihe mir in ſolchem Leiden Gedult, daß ich gedencke, daß ohne dich nichts geſchehe, und daß die Kinder ehender dein ſeyn geweſen, als ſie mein geworden, und du auch freye Macht habeſt, ſie wieder zu dir zu nehmen. Willt du aber mich durch meiner Kinder Leiden, Unglück und Tod zu dir zie- hen, daß ich auch an ihnen die Vergänglichkeit der ſichtbaren Gaben erkennen, und dadurch aufge- muntert werden ſoll, dich allein zu lieben, als das wahre und vollkommenſte Gut, ſo erhalte mich auf dieſem Dornen - Weg im veſten Vertrauen und Hoffnung auf deine Allmacht, daß du alles, auch meiner Kinder Creutz enden und wenden könneſt. Ertheile ihnen auch im Leiblichen den Segen, ver- ſorge ſie, pflege ſie, gieb ihnen Nahrung und Klei- dung, und thue, wie ein mächtiger himmliſcher Vat- ter, an ihnen; ſey ihr Helffer in Gefahren und Un- glück, ihr Artzt in Kranckheit, und ihr Rathgeber, wenn ſie gutes Raths bedürfftig ſind. Gieb meinen Kindern eine from̃e Seele, geſunden Leib, guten Verſtand, und laß ſie vor dir leben, damit ſie dich allezeit ehren und preiſen. Pflantze in ihnen die wahre Frömmigkeit, er- halte ſie in deinem Segen, damit ich Troſt und Freude an ihnen erleben möge. Ach GOtt! erhöre mein Gebett, und gedencke, es ſind ja ſowol deine, als meine Kinder, darum wolleſt du auch mein Seuff- zen für ſie vor dem Thron deiner Gnaden erhören. Bewahre mich, o GOtt! daß ich keine Schande an mei-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0514" n="492"/><fw place="top" type="header">Gebett der Eltern</fw><lb/> cken, entweder durch eine Kranckheit oder ihr Ab-<lb/> ſterben, oder ein Unglück, das ich an ihnen ſehen<lb/> muß, ſo verleihe mir in ſolchem Leiden Gedult, daß<lb/> ich gedencke, daß ohne dich nichts geſchehe, und daß<lb/> die Kinder ehender dein ſeyn geweſen, als ſie mein<lb/> geworden, und du auch freye Macht habeſt, ſie<lb/> wieder zu dir zu nehmen. Willt du aber mich durch<lb/> meiner Kinder Leiden, Unglück und Tod zu dir zie-<lb/> hen, daß ich auch an ihnen die Vergänglichkeit der<lb/> ſichtbaren Gaben erkennen, und dadurch aufge-<lb/> muntert werden ſoll, dich allein zu lieben, als das<lb/> wahre und vollkommenſte Gut, ſo erhalte mich<lb/> auf dieſem Dornen - Weg im veſten Vertrauen und<lb/> Hoffnung auf deine Allmacht, daß du alles, auch<lb/> meiner Kinder Creutz enden und wenden könneſt.<lb/> Ertheile ihnen auch im Leiblichen den Segen, ver-<lb/> ſorge ſie, pflege ſie, gieb ihnen Nahrung und Klei-<lb/> dung, und thue, wie ein mächtiger himmliſcher Vat-<lb/> ter, an ihnen; ſey ihr Helffer in Gefahren und Un-<lb/> glück, ihr Artzt in Kranckheit, und ihr Rathgeber, wenn<lb/> ſie gutes Raths bedürfftig ſind. Gieb meinen Kindern<lb/> eine from̃e Seele, geſunden Leib, guten Verſtand, und<lb/> laß ſie vor dir leben, damit ſie dich allezeit ehren und<lb/> preiſen. Pflantze in ihnen die wahre Frömmigkeit, er-<lb/> halte ſie in deinem Segen, damit ich Troſt und<lb/> Freude an ihnen erleben möge. Ach GOtt! erhöre<lb/> mein Gebett, und gedencke, es ſind ja ſowol deine,<lb/> als meine Kinder, darum wolleſt du auch mein Seuff-<lb/> zen für ſie vor dem Thron deiner Gnaden erhören.<lb/> Bewahre mich, o GOtt! daß ich keine Schande an<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mei-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [492/0514]
Gebett der Eltern
cken, entweder durch eine Kranckheit oder ihr Ab-
ſterben, oder ein Unglück, das ich an ihnen ſehen
muß, ſo verleihe mir in ſolchem Leiden Gedult, daß
ich gedencke, daß ohne dich nichts geſchehe, und daß
die Kinder ehender dein ſeyn geweſen, als ſie mein
geworden, und du auch freye Macht habeſt, ſie
wieder zu dir zu nehmen. Willt du aber mich durch
meiner Kinder Leiden, Unglück und Tod zu dir zie-
hen, daß ich auch an ihnen die Vergänglichkeit der
ſichtbaren Gaben erkennen, und dadurch aufge-
muntert werden ſoll, dich allein zu lieben, als das
wahre und vollkommenſte Gut, ſo erhalte mich
auf dieſem Dornen - Weg im veſten Vertrauen und
Hoffnung auf deine Allmacht, daß du alles, auch
meiner Kinder Creutz enden und wenden könneſt.
Ertheile ihnen auch im Leiblichen den Segen, ver-
ſorge ſie, pflege ſie, gieb ihnen Nahrung und Klei-
dung, und thue, wie ein mächtiger himmliſcher Vat-
ter, an ihnen; ſey ihr Helffer in Gefahren und Un-
glück, ihr Artzt in Kranckheit, und ihr Rathgeber, wenn
ſie gutes Raths bedürfftig ſind. Gieb meinen Kindern
eine from̃e Seele, geſunden Leib, guten Verſtand, und
laß ſie vor dir leben, damit ſie dich allezeit ehren und
preiſen. Pflantze in ihnen die wahre Frömmigkeit, er-
halte ſie in deinem Segen, damit ich Troſt und
Freude an ihnen erleben möge. Ach GOtt! erhöre
mein Gebett, und gedencke, es ſind ja ſowol deine,
als meine Kinder, darum wolleſt du auch mein Seuff-
zen für ſie vor dem Thron deiner Gnaden erhören.
Bewahre mich, o GOtt! daß ich keine Schande an
mei-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |