Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.Der gläubige Christ dancket GOtt ich thun soll. Ach ja! du lässest dich nicht unbe-zeuget, damit niemand eine Entschuldigung habe. Du giebest uns dein heiliges Wort und heilige Sa- cramente, damit wir sie als Gnaden-Mittel zu un- serm Heyl gebrauchen sollen, dein H. Geist will uns darinn lehren, uns erleuchten, heiligen, stärcken und gründen. Ach, barmhertziger GOtt! bewah- re mich, daß ich kein vergeßlicher Hörer, sondern ein Thäter des Worts sey. Was hilfft mir alles Hören, wenn ich nicht darnach thue? Darum ver- siegle, o GOtt! selbsten in mir, was ich gehöret und gelesen habe, und mache es auch in mir lebendig, thätig und kräfftig. Ach, du Thür-Hüter! schleuß doch mein Hertze sobald zu, wenn das Wort des Lebens zu meiner Erbauung in dasselbige gegangen ist, damit es Satan mir nicht raube, und ich leer wieder nach Hause gehen müsse. Gieb, daß ich mich spiegle an dem Exempel so vieler tausend Menschen, die zwar dein Wort, o GOtt! anhören, aber sich nicht bekehren, frömmer werden, noch die Bos- heiten, Unarten und sündliche Gewohnheiten able- gen, sondern vielmehr boshaffter und frecher wer- den, und bleiben. Was hilfft solchen ihr Kirchen- gehen, ihr Singen, ihr Hören, ihr Beten? Wird das Wort sie nicht destomehr verdammen und ver- klagen, da sie des HErrn Willen gehöret, gewußt, und doch nicht darnach gethan haben? Ach, mein GOtt! laß mich diese Woche nun frömmer und gottseliger werden: Gieb, daß ich das gehörte Wort täglich wiederhole, davon mit den Meinigen rede, darü-
Der gläubige Chriſt dancket GOtt ich thun ſoll. Ach ja! du läſſeſt dich nicht unbe-zeuget, damit niemand eine Entſchuldigung habe. Du giebeſt uns dein heiliges Wort und heilige Sa- cramente, damit wir ſie als Gnaden-Mittel zu un- ſerm Heyl gebrauchen ſollen, dein H. Geiſt will uns darinn lehren, uns erleuchten, heiligen, ſtärcken und gründen. Ach, barmhertziger GOtt! bewah- re mich, daß ich kein vergeßlicher Hörer, ſondern ein Thäter des Worts ſey. Was hilfft mir alles Hören, wenn ich nicht darnach thue? Darum ver- ſiegle, o GOtt! ſelbſten in mir, was ich gehöret und geleſen habe, und mache es auch in mir lebendig, thätig und kräfftig. Ach, du Thür-Hüter! ſchleuß doch mein Hertze ſobald zu, wenn das Wort des Lebens zu meiner Erbauung in daſſelbige gegangen iſt, damit es Satan mir nicht raube, und ich leer wieder nach Hauſe gehen müſſe. Gieb, daß ich mich ſpiegle an dem Exempel ſo vieler tauſend Menſchen, die zwar dein Wort, o GOtt! anhören, aber ſich nicht bekehren, frömmer werden, noch die Bos- heiten, Unarten und ſündliche Gewohnheiten able- gen, ſondern vielmehr boshaffter und frecher wer- den, und bleiben. Was hilfft ſolchen ihr Kirchen- gehen, ihr Singen, ihr Hören, ihr Beten? Wird das Wort ſie nicht deſtomehr verdammen und ver- klagen, da ſie des HErrn Willen gehöret, gewußt, und doch nicht darnach gethan haben? Ach, mein GOtt! laß mich dieſe Woche nun frömmer und gottſeliger werden: Gieb, daß ich das gehörte Wort täglich wiederhole, davon mit den Meinigen rede, darü-
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Der gläubige Chriſt dancket GOtt
ich thun ſoll. Ach ja! du läſſeſt dich nicht unbe-
zeuget, damit niemand eine Entſchuldigung habe.
Du giebeſt uns dein heiliges Wort und heilige Sa-
cramente, damit wir ſie als Gnaden-Mittel zu un-
ſerm Heyl gebrauchen ſollen, dein H. Geiſt will uns
darinn lehren, uns erleuchten, heiligen, ſtärcken
und gründen. Ach, barmhertziger GOtt! bewah-
re mich, daß ich kein vergeßlicher Hörer, ſondern
ein Thäter des Worts ſey. Was hilfft mir alles
Hören, wenn ich nicht darnach thue? Darum ver-
ſiegle, o GOtt! ſelbſten in mir, was ich gehöret und
geleſen habe, und mache es auch in mir lebendig,
thätig und kräfftig. Ach, du Thür-Hüter! ſchleuß
doch mein Hertze ſobald zu, wenn das Wort des
Lebens zu meiner Erbauung in daſſelbige gegangen
iſt, damit es Satan mir nicht raube, und ich leer
wieder nach Hauſe gehen müſſe. Gieb, daß ich mich
ſpiegle an dem Exempel ſo vieler tauſend Menſchen,
die zwar dein Wort, o GOtt! anhören, aber ſich
nicht bekehren, frömmer werden, noch die Bos-
heiten, Unarten und ſündliche Gewohnheiten able-
gen, ſondern vielmehr boshaffter und frecher wer-
den, und bleiben. Was hilfft ſolchen ihr Kirchen-
gehen, ihr Singen, ihr Hören, ihr Beten? Wird
das Wort ſie nicht deſtomehr verdammen und ver-
klagen, da ſie des HErrn Willen gehöret, gewußt,
und doch nicht darnach gethan haben? Ach, mein
GOtt! laß mich dieſe Woche nun frömmer und
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täglich wiederhole, davon mit den Meinigen rede,
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