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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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sein Talent wohl anzulegen.

Bewahre mich vor bösen Gesellschafften, und laß
mein Hertz nicht hinweg gerissen werden durch die
Lüste der Welt, damit ich nie hinfalle in einen tieffen
Schlaf sorgloser Sicherheit; daß ich von einer Tu-
gend zur andern, und von einem Wachsthum der
Gnade zum andern komme, und fortgehe von Krafft
zu Krafft, von Macht zu Macht, bis daß ich endlich
zu dir in Zion komme.

Ich dancke dir hertzlich, daß du auch mich gewür-
diget hast, mir nach deinem gnädigen Belieben und
Wohlgefallen ein Talent deiner Gaben zu ver-
trauen. Hast du andern schon ein mehrers gegeben,
so bin ich dennoch mit dem vergnügt, was mir dei-
ne Segens-volle Vatter-Hand gönnet. Auch das
bin ich nicht einmal werth, sondern schreibe es dei-
ner Gnade zu, was ich Unwürdiger von dir, o
Brunnquelle alles Segens, habe.

Aber mein GOtt! du weist, daß ich auch meinen
Schatz trage in einem schwachen und zerbrechlichen
Gefäß. Dann von mir selbst kan ich mein Talent
nicht wohl anwenden, wo du nicht dazu giebst bey-
de das Wollen und Vollbringen: Ohne dich gehet
meine Arbeit nicht von statten, wo du nicht alles in
allem bist, ohne dich ist all mein Bemühen verge-
bens, dann zur Nahrung hilfft nicht geschickt seyn,
zum Reichthum hilfft nicht klug seyn, es ist umsonst,
daß man des Morgens frühe aufstehe, und des A-
bends lang sitze, und esse sein Brod mit Sorgen,
denn du, o GOtt! giebst es deinen Freunden schla-
fend.

Willt
ſein Talent wohl anzulegen.

Bewahre mich vor böſen Geſellſchafften, und laß
mein Hertz nicht hinweg geriſſen werden durch die
Lüſte der Welt, damit ich nie hinfalle in einen tieffen
Schlaf ſorgloſer Sicherheit; daß ich von einer Tu-
gend zur andern, und von einem Wachsthum der
Gnade zum andern komme, und fortgehe von Krafft
zu Krafft, von Macht zu Macht, bis daß ich endlich
zu dir in Zion komme.

Ich dancke dir hertzlich, daß du auch mich gewür-
diget haſt, mir nach deinem gnädigen Belieben und
Wohlgefallen ein Talent deiner Gaben zu ver-
trauen. Haſt du andern ſchon ein mehrers gegeben,
ſo bin ich dennoch mit dem vergnügt, was mir dei-
ne Segens-volle Vatter-Hand gönnet. Auch das
bin ich nicht einmal werth, ſondern ſchreibe es dei-
ner Gnade zu, was ich Unwürdiger von dir, o
Brunnquelle alles Segens, habe.

Aber mein GOtt! du weiſt, daß ich auch meinen
Schatz trage in einem ſchwachen und zerbrechlichen
Gefäß. Dann von mir ſelbſt kan ich mein Talent
nicht wohl anwenden, wo du nicht dazu giebſt bey-
de das Wollen und Vollbringen: Ohne dich gehet
meine Arbeit nicht von ſtatten, wo du nicht alles in
allem biſt, ohne dich iſt all mein Bemühen verge-
bens, dann zur Nahrung hilfft nicht geſchickt ſeyn,
zum Reichthum hilfft nicht klug ſeyn, es iſt umſonſt,
daß man des Morgens frühe aufſtehe, und des A-
bends lang ſitze, und eſſe ſein Brod mit Sorgen,
denn du, o GOtt! giebſt es deinen Freunden ſchla-
fend.

Willt
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[559/0581] ſein Talent wohl anzulegen. Bewahre mich vor böſen Geſellſchafften, und laß mein Hertz nicht hinweg geriſſen werden durch die Lüſte der Welt, damit ich nie hinfalle in einen tieffen Schlaf ſorgloſer Sicherheit; daß ich von einer Tu- gend zur andern, und von einem Wachsthum der Gnade zum andern komme, und fortgehe von Krafft zu Krafft, von Macht zu Macht, bis daß ich endlich zu dir in Zion komme. Ich dancke dir hertzlich, daß du auch mich gewür- diget haſt, mir nach deinem gnädigen Belieben und Wohlgefallen ein Talent deiner Gaben zu ver- trauen. Haſt du andern ſchon ein mehrers gegeben, ſo bin ich dennoch mit dem vergnügt, was mir dei- ne Segens-volle Vatter-Hand gönnet. Auch das bin ich nicht einmal werth, ſondern ſchreibe es dei- ner Gnade zu, was ich Unwürdiger von dir, o Brunnquelle alles Segens, habe. Aber mein GOtt! du weiſt, daß ich auch meinen Schatz trage in einem ſchwachen und zerbrechlichen Gefäß. Dann von mir ſelbſt kan ich mein Talent nicht wohl anwenden, wo du nicht dazu giebſt bey- de das Wollen und Vollbringen: Ohne dich gehet meine Arbeit nicht von ſtatten, wo du nicht alles in allem biſt, ohne dich iſt all mein Bemühen verge- bens, dann zur Nahrung hilfft nicht geſchickt ſeyn, zum Reichthum hilfft nicht klug ſeyn, es iſt umſonſt, daß man des Morgens frühe aufſtehe, und des A- bends lang ſitze, und eſſe ſein Brod mit Sorgen, denn du, o GOtt! giebſt es deinen Freunden ſchla- fend. Willt

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/581>, abgerufen am 25.11.2024.