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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Gebett in Schwermuth des Hertzens, etc.

2. Ach wo ist nun mein GOtt? Hat er mir doch verheissen, er
wolle bey mir seyn, und mich der Noth entreissen, warum verzeucht
er denn, verbirgt sein Angesicht, als wär er nicht mein GOtt, als
kennte er mich nicht.

3. Ach wo ist nun mein GOtt? in diesen meinen Nöthen, die
an das Leben gehn, und mich fast wollen tödten? Zwar seine All-
macht ist mir allzu wohl bekannt, und doch empfind ich nicht die
starcke Helffers-Hand.

4. Ach wo ist nun mein GOtt? will er sich nicht erbarmen, sieht
er nicht meine Noth, kennt er nicht mehr mich Armen? Ach ja, ich
bin gewiß, daß die Barmhertzigkeit mich einst erfreuen wird; allein
wenn kommt die Zeit?

5. Doch was betrübst du dich, mein Hertz! mit solchen Fragen?
GOtt lebet ja annoch, was willt du immer klagen, der dich mit sei-
ner Hülff erfreuet ohne Zahl, der hilfft gewißlich dir, glaubs nur,
auch dieses mal.

6. Es hat ja GOtt noch nie in Nöthen dein vergessen, warum
willt du denn jetzt so ängstiglich dich pressen? GOtt sieht dein
Leiden wohl und läßt es so geschehn, er will in diesem Kampf nur
deinen Glauben sehn.

7. Verzage nicht an GOtt, willt du den nicht mehr kennen, der
da dein Vatter ist, und den du pflegst zu nennen den allerbesten
Freund: Drum stell dein Trauren ein, und zweiffle nicht, er wird
dein Freund und Vatter seyn.

8. Mein GOTT! ich hoff auf dich, ach laß die Stunde kom-
men, da meine grosse Last mir werde abgenommen, indessen steh
mir bey, und hilff mir gnädiglich, ach GOTT! erbarme dich, ach
GOTT! erhöre mich.

Gebett in Schwermuth des Hertzens, wann
man sich vor einem Unglück fürchtet.
Psalm 77, 4. Wenn ich betrübt bin, so dencke ich an GOtt, wann mein Hertz in
Aengsten ist, so rede ich. Sela.

OGetreuer GOtt und Vatter! wo find ich einen
bessern Freund, und mächtigern Beschützer und
Helffer als an dir? Und vor wem kan ich mein Hertz
besser ausschütten als in deinen Schoos? Du fiehest
mein Inwendiges, und kennest meine Gedancken
von ferne: Traurigkeit und Betrübniß hat mich ein-

ge-
N n 5
Gebett in Schwermuth des Hertzens, ꝛc.

2. Ach wo iſt nun mein GOtt? Hat er mir doch verheiſſen, er
wolle bey mir ſeyn, und mich der Noth entreiſſen, warum verzeucht
er denn, verbirgt ſein Angeſicht, als wär er nicht mein GOtt, als
kennte er mich nicht.

3. Ach wo iſt nun mein GOtt? in dieſen meinen Nöthen, die
an das Leben gehn, und mich faſt wollen tödten? Zwar ſeine All-
macht iſt mir allzu wohl bekannt, und doch empfind ich nicht die
ſtarcke Helffers-Hand.

4. Ach wo iſt nun mein GOtt? will er ſich nicht erbarmen, ſieht
er nicht meine Noth, kennt er nicht mehr mich Armen? Ach ja, ich
bin gewiß, daß die Barmhertzigkeit mich einſt erfreuen wird; allein
wenn kommt die Zeit?

5. Doch was betrübſt du dich, mein Hertz! mit ſolchen Fragen?
GOtt lebet ja annoch, was willt du immer klagen, der dich mit ſei-
ner Hülff erfreuet ohne Zahl, der hilfft gewißlich dir, glaubs nur,
auch dieſes mal.

6. Es hat ja GOtt noch nie in Nöthen dein vergeſſen, warum
willt du denn jetzt ſo ängſtiglich dich preſſen? GOtt ſieht dein
Leiden wohl und läßt es ſo geſchehn, er will in dieſem Kampf nur
deinen Glauben ſehn.

7. Verzage nicht an GOtt, willt du den nicht mehr kennen, der
da dein Vatter iſt, und den du pflegſt zu nennen den allerbeſten
Freund: Drum ſtell dein Trauren ein, und zweiffle nicht, er wird
dein Freund und Vatter ſeyn.

8. Mein GOTT! ich hoff auf dich, ach laß die Stunde kom-
men, da meine groſſe Laſt mir werde abgenommen, indeſſen ſteh
mir bey, und hilff mir gnädiglich, ach GOTT! erbarme dich, ach
GOTT! erhöre mich.

Gebett in Schwermuth des Hertzens, wann
man ſich vor einem Unglück fürchtet.
Pſalm 77, 4. Wenn ich betrübt bin, ſo dencke ich an GOtt, wann mein Hertz in
Aengſten iſt, ſo rede ich. Sela.

OGetreuer GOtt und Vatter! wo find ich einen
beſſern Freund, und mächtigern Beſchützer und
Helffer als an dir? Und vor wem kan ich mein Hertz
beſſer ausſchütten als in deinen Schoos? Du fieheſt
mein Inwendiges, und kenneſt meine Gedancken
von ferne: Traurigkeit und Betrübniß hat mich ein-

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[569/0591] Gebett in Schwermuth des Hertzens, ꝛc. 2. Ach wo iſt nun mein GOtt? Hat er mir doch verheiſſen, er wolle bey mir ſeyn, und mich der Noth entreiſſen, warum verzeucht er denn, verbirgt ſein Angeſicht, als wär er nicht mein GOtt, als kennte er mich nicht. 3. Ach wo iſt nun mein GOtt? in dieſen meinen Nöthen, die an das Leben gehn, und mich faſt wollen tödten? Zwar ſeine All- macht iſt mir allzu wohl bekannt, und doch empfind ich nicht die ſtarcke Helffers-Hand. 4. Ach wo iſt nun mein GOtt? will er ſich nicht erbarmen, ſieht er nicht meine Noth, kennt er nicht mehr mich Armen? Ach ja, ich bin gewiß, daß die Barmhertzigkeit mich einſt erfreuen wird; allein wenn kommt die Zeit? 5. Doch was betrübſt du dich, mein Hertz! mit ſolchen Fragen? GOtt lebet ja annoch, was willt du immer klagen, der dich mit ſei- ner Hülff erfreuet ohne Zahl, der hilfft gewißlich dir, glaubs nur, auch dieſes mal. 6. Es hat ja GOtt noch nie in Nöthen dein vergeſſen, warum willt du denn jetzt ſo ängſtiglich dich preſſen? GOtt ſieht dein Leiden wohl und läßt es ſo geſchehn, er will in dieſem Kampf nur deinen Glauben ſehn. 7. Verzage nicht an GOtt, willt du den nicht mehr kennen, der da dein Vatter iſt, und den du pflegſt zu nennen den allerbeſten Freund: Drum ſtell dein Trauren ein, und zweiffle nicht, er wird dein Freund und Vatter ſeyn. 8. Mein GOTT! ich hoff auf dich, ach laß die Stunde kom- men, da meine groſſe Laſt mir werde abgenommen, indeſſen ſteh mir bey, und hilff mir gnädiglich, ach GOTT! erbarme dich, ach GOTT! erhöre mich. Gebett in Schwermuth des Hertzens, wann man ſich vor einem Unglück fürchtet. Pſalm 77, 4. Wenn ich betrübt bin, ſo dencke ich an GOtt, wann mein Hertz in Aengſten iſt, ſo rede ich. Sela. OGetreuer GOtt und Vatter! wo find ich einen beſſern Freund, und mächtigern Beſchützer und Helffer als an dir? Und vor wem kan ich mein Hertz beſſer ausſchütten als in deinen Schoos? Du fieheſt mein Inwendiges, und kenneſt meine Gedancken von ferne: Traurigkeit und Betrübniß hat mich ein- ge- N n 5

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/591>, abgerufen am 23.11.2024.