gen: Nein Vatter! damit bin ich nicht zufrieden, ich muß etwas bessers haben, als das; ich muß etwas vergnüglichers haben, als das, welches die uner- sättliche Begierde meiner Seelen stille: Welches hier und dort beständig bey mir bleibe, und welches in Trübsal, Noth und Tod mir Trost und Freude gebe.
Nun HErr! ich hoffe darauf, daß du so gnädig bist, und mein Hertz freuet sich, daß du so gerne hilf- fest; so gieb mir dann, was mir nützlich und selig, und was deinem Namen rühmlich ist.
Du sprichst, HErr! ist auch ein GOtt ausser mir, es ist kein ander Hort. Diß nehme ich an als dein Wort, ich weiß auch keinen andern Helffer ausser dir, darum, mein HErr und mein GOtt! vergönne mir, daß ich dir mein Anliegen klage.
Ich hab gantzer Monden vergeblich gearbeitet, und elender Nächte sind mir viel worden. Ich über- dencke meine Noth, und wann andere der süssen Nacht-Ruh geniessen, so läßt mich mein Anliegen nicht schlafen. Ich lasse auch alsdenn der Traurig- keit ihren Willen, wann ich allein bin und mich nie- mand siehet. Ich bin müde von Seufzen, und bin doch nicht müde zu sorgen; die Bekümmernisse lie- gen mir als ein schwerer Stein auf meinem Hertzen, die Thränen auspressen, und das Lager meines Sorgen- vollen Hauptes netzen. Ach ich habe viel Bekümmernisse in meinem Hertzen; ich dencke hin und her, wie mir doch zu helffen sey, und vertieffe mich offt so sehr in meinen traurigen Gedancken, daß
ich
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und Verluſt zeitlicher Güther.
gen: Nein Vatter! damit bin ich nicht zufrieden, ich muß etwas beſſers haben, als das; ich muß etwas vergnüglichers haben, als das, welches die uner- ſättliche Begierde meiner Seelen ſtille: Welches hier und dort beſtändig bey mir bleibe, und welches in Trübſal, Noth und Tod mir Troſt und Freude gebe.
Nun HErr! ich hoffe darauf, daß du ſo gnädig biſt, und mein Hertz freuet ſich, daß du ſo gerne hilf- feſt; ſo gieb mir dann, was mir nützlich und ſelig, und was deinem Namen rühmlich iſt.
Du ſprichſt, HErr! iſt auch ein GOtt auſſer mir, es iſt kein ander Hort. Diß nehme ich an als dein Wort, ich weiß auch keinen andern Helffer auſſer dir, darum, mein HErr und mein GOtt! vergönne mir, daß ich dir mein Anliegen klage.
Ich hab gantzer Monden vergeblich gearbeitet, und elender Nächte ſind mir viel worden. Ich über- dencke meine Noth, und wann andere der ſüſſen Nacht-Ruh genieſſen, ſo läßt mich mein Anliegen nicht ſchlafen. Ich laſſe auch alsdenn der Traurig- keit ihren Willen, wann ich allein bin und mich nie- mand ſiehet. Ich bin müde von Seufzen, und bin doch nicht müde zu ſorgen; die Bekümmerniſſe lie- gen mir als ein ſchwerer Stein auf meinem Hertzen, die Thränen auspreſſen, und das Lager meines Sorgen- vollen Hauptes netzen. Ach ich habe viel Bekümmerniſſe in meinem Hertzen; ich dencke hin und her, wie mir doch zu helffen ſey, und vertieffe mich offt ſo ſehr in meinen traurigen Gedancken, daß
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und Verluſt zeitlicher Güther.
gen: Nein Vatter! damit bin ich nicht zufrieden,
ich muß etwas beſſers haben, als das; ich muß etwas
vergnüglichers haben, als das, welches die uner-
ſättliche Begierde meiner Seelen ſtille: Welches
hier und dort beſtändig bey mir bleibe, und welches
in Trübſal, Noth und Tod mir Troſt und Freude
gebe.
Nun HErr! ich hoffe darauf, daß du ſo gnädig
biſt, und mein Hertz freuet ſich, daß du ſo gerne hilf-
feſt; ſo gieb mir dann, was mir nützlich und ſelig,
und was deinem Namen rühmlich iſt.
Du ſprichſt, HErr! iſt auch ein GOtt auſſer mir,
es iſt kein ander Hort. Diß nehme ich an als dein
Wort, ich weiß auch keinen andern Helffer auſſer
dir, darum, mein HErr und mein GOtt! vergönne
mir, daß ich dir mein Anliegen klage.
Ich hab gantzer Monden vergeblich gearbeitet,
und elender Nächte ſind mir viel worden. Ich über-
dencke meine Noth, und wann andere der ſüſſen
Nacht-Ruh genieſſen, ſo läßt mich mein Anliegen
nicht ſchlafen. Ich laſſe auch alsdenn der Traurig-
keit ihren Willen, wann ich allein bin und mich nie-
mand ſiehet. Ich bin müde von Seufzen, und bin
doch nicht müde zu ſorgen; die Bekümmerniſſe lie-
gen mir als ein ſchwerer Stein auf meinem Hertzen,
die Thränen auspreſſen, und das Lager meines
Sorgen- vollen Hauptes netzen. Ach ich habe viel
Bekümmerniſſe in meinem Hertzen; ich dencke hin
und her, wie mir doch zu helffen ſey, und vertieffe
mich offt ſo ſehr in meinen traurigen Gedancken, daß
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/599>, abgerufen am 22.11.2024.
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