Verfolgung seiner Feinde: Aber nun weiß ichs, und nun find ich in seinen seuffzenden Klag-Liedern einen süssen Trost. Darum küsse ich deine Ruthe, mein Vatter! und rühme in diesen Trübsalen: Ich er- freue mich mitten unter Neid und Leid über diese bitter-süsse Artzney meiner Seelen; wann mich die Welt mit den Armen ihrer schmeichelnden und heu- chelnden Liebe umfienge, so müßt ich fürchten, daß ich von der Welt wäre: Aber nun mich die Welt has- set, weiß ich, daß ich nicht bin von der Welt, sondern ein Jünger meines Heylandes.
Mein theurester JEsu! bewahre doch mein Hertz für Rachgier, daß ich ja nicht Böses mit Bösem ver- gelte, sondern Fleisch und Blut überwinde, deinem Exempel folge, und meine Feinde mit Sanfftmuth überwinde.
Zeige du mir nur, mein GOtt! daß du mir gnä- dig bist, so will ich gern alles tragen, was du mir zuschickest, und sollt es mir schon noch so schwer fal- len. Hab ich nur dich, so hab ich Freundes genug, und wann ich schon auf der gantzen Welt keinen Freund mehr hätte; darum was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf GOtt; denn ich werde ihm noch dancken, daß er meines Angesichts Hülffe und mein GOtt ist.
Komm nur immer her, o bitterer Kelch des HErrn! denn ich weiß doch, daß mir der Haß der Welt aus Liebe des Himmels kommt; denn das ist ja die Gewohnheit meines Vatters, daß er den züch- tiget, welchen er lieb hat. Ich weiß wohl, daß in
dei-
Gebett in Verfolgung.
Verfolgung ſeiner Feinde: Aber nun weiß ichs, und nun find ich in ſeinen ſeuffzenden Klag-Liedern einen ſüſſen Troſt. Darum küſſe ich deine Ruthe, mein Vatter! und rühme in dieſen Trübſalen: Ich er- freue mich mitten unter Neid und Leid über dieſe bitter-ſüſſe Artzney meiner Seelen; wann mich die Welt mit den Armen ihrer ſchmeichelnden und heu- chelnden Liebe umfienge, ſo müßt ich fürchten, daß ich von der Welt wäre: Aber nun mich die Welt haſ- ſet, weiß ich, daß ich nicht bin von der Welt, ſondern ein Jünger meines Heylandes.
Mein theureſter JEſu! bewahre doch mein Hertz für Rachgier, daß ich ja nicht Böſes mit Böſem ver- gelte, ſondern Fleiſch und Blut überwinde, deinem Exempel folge, und meine Feinde mit Sanfftmuth überwinde.
Zeige du mir nur, mein GOtt! daß du mir gnä- dig biſt, ſo will ich gern alles tragen, was du mir zuſchickeſt, und ſollt es mir ſchon noch ſo ſchwer fal- len. Hab ich nur dich, ſo hab ich Freundes genug, und wann ich ſchon auf der gantzen Welt keinen Freund mehr hätte; darum was betrübſt du dich, meine Seele, und biſt ſo unruhig in mir? Harre auf GOtt; denn ich werde ihm noch dancken, daß er meines Angeſichts Hülffe und mein GOtt iſt.
Komm nur immer her, o bitterer Kelch des HErrn! denn ich weiß doch, daß mir der Haß der Welt aus Liebe des Himmels kommt; denn das iſt ja die Gewohnheit meines Vatters, daß er den züch- tiget, welchen er lieb hat. Ich weiß wohl, daß in
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Gebett in Verfolgung.
Verfolgung ſeiner Feinde: Aber nun weiß ichs, und
nun find ich in ſeinen ſeuffzenden Klag-Liedern einen
ſüſſen Troſt. Darum küſſe ich deine Ruthe, mein
Vatter! und rühme in dieſen Trübſalen: Ich er-
freue mich mitten unter Neid und Leid über dieſe
bitter-ſüſſe Artzney meiner Seelen; wann mich die
Welt mit den Armen ihrer ſchmeichelnden und heu-
chelnden Liebe umfienge, ſo müßt ich fürchten, daß
ich von der Welt wäre: Aber nun mich die Welt haſ-
ſet, weiß ich, daß ich nicht bin von der Welt, ſondern
ein Jünger meines Heylandes.
Mein theureſter JEſu! bewahre doch mein Hertz
für Rachgier, daß ich ja nicht Böſes mit Böſem ver-
gelte, ſondern Fleiſch und Blut überwinde, deinem
Exempel folge, und meine Feinde mit Sanfftmuth
überwinde.
Zeige du mir nur, mein GOtt! daß du mir gnä-
dig biſt, ſo will ich gern alles tragen, was du mir
zuſchickeſt, und ſollt es mir ſchon noch ſo ſchwer fal-
len. Hab ich nur dich, ſo hab ich Freundes genug,
und wann ich ſchon auf der gantzen Welt keinen
Freund mehr hätte; darum was betrübſt du dich,
meine Seele, und biſt ſo unruhig in mir? Harre auf
GOtt; denn ich werde ihm noch dancken, daß er
meines Angeſichts Hülffe und mein GOtt iſt.
Komm nur immer her, o bitterer Kelch des
HErrn! denn ich weiß doch, daß mir der Haß der
Welt aus Liebe des Himmels kommt; denn das iſt
ja die Gewohnheit meines Vatters, daß er den züch-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/609>, abgerufen am 22.11.2024.
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