der Versuchungen, oder bevestige den Ancker meiner Hoffnung, oder führe mich durch diesen Abgrund des Todes zu dem Haven der seligen Ewigkeit: Ent- weder lösche diß Feuer meiner Prüfung, oder laß mein Hertz, als ein feines Gold, die Probe halten, oder laß mein Sterb-Bethe seyn mein feuriger Wa- gen, der mich, obschon nicht dem Leibe nach, wie Eliam, doch aber der Seelen nach, wie deine andere fromme Kinder, gen Himmel führe, und mir zu meinem Triumph-Wagen werde. Ists möglich, Vatter! so gehe doch einmal dieser Kelch von mir; Ja, Vatter, es ist dir alles möglich, doch aber nicht wie ich will, sondern wie du willt: Was du willt, das will ich auch, dein Wille soll mir der beste seyn, Amen.
Das sehnliche Verlangen nach einer seligen Auflösung.
OHErr, mein GOtt! will denn nicht einmal ein Ende nehmen mein kurtzes Leben, daß ich wieder erquicket werde? Ich habe Lust, mein GOtt! aufgelöst und bey Christo zu seyn. Gewißlich ich würde gantz unbesonnen und grausam gegen mich selbsten seyn, wann ich mich vor dem Tode sollte fürchten. Zwar ich habe nicht fleißig genug an die- sen Tag gedacht, als ich gesund war; sondern die Gedancken des Todes weit von mir gesetzt: Oder wann ich daran gedachte, so wollte es mir nicht ins Hertz, sondern es waren nur flüchtige Gedancken, denen es verdrießlich war, in der Freude des Lebens
an
Gebett in Kranckheit.
der Verſuchungen, oder beveſtige den Ancker meiner Hoffnung, oder führe mich durch dieſen Abgrund des Todes zu dem Haven der ſeligen Ewigkeit: Ent- weder löſche diß Feuer meiner Prüfung, oder laß mein Hertz, als ein feines Gold, die Probe halten, oder laß mein Sterb-Bethe ſeyn mein feuriger Wa- gen, der mich, obſchon nicht dem Leibe nach, wie Eliam, doch aber der Seelen nach, wie deine andere fromme Kinder, gen Himmel führe, und mir zu meinem Triumph-Wagen werde. Iſts möglich, Vatter! ſo gehe doch einmal dieſer Kelch von mir; Ja, Vatter, es iſt dir alles möglich, doch aber nicht wie ich will, ſondern wie du willt: Was du willt, das will ich auch, dein Wille ſoll mir der beſte ſeyn, Amen.
Das ſehnliche Verlangen nach einer ſeligen Auflöſung.
OHErr, mein GOtt! will denn nicht einmal ein Ende nehmen mein kurtzes Leben, daß ich wieder erquicket werde? Ich habe Luſt, mein GOtt! aufgelöst und bey Chriſto zu ſeyn. Gewißlich ich würde gantz unbeſonnen und grauſam gegen mich ſelbſten ſeyn, wann ich mich vor dem Tode ſollte fürchten. Zwar ich habe nicht fleißig genug an die- ſen Tag gedacht, als ich geſund war; ſondern die Gedancken des Todes weit von mir geſetzt: Oder wann ich daran gedachte, ſo wollte es mir nicht ins Hertz, ſondern es waren nur flüchtige Gedancken, denen es verdrießlich war, in der Freude des Lebens
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Gebett in Kranckheit.
der Verſuchungen, oder beveſtige den Ancker meiner
Hoffnung, oder führe mich durch dieſen Abgrund
des Todes zu dem Haven der ſeligen Ewigkeit: Ent-
weder löſche diß Feuer meiner Prüfung, oder laß
mein Hertz, als ein feines Gold, die Probe halten,
oder laß mein Sterb-Bethe ſeyn mein feuriger Wa-
gen, der mich, obſchon nicht dem Leibe nach, wie
Eliam, doch aber der Seelen nach, wie deine andere
fromme Kinder, gen Himmel führe, und mir zu
meinem Triumph-Wagen werde. Iſts möglich,
Vatter! ſo gehe doch einmal dieſer Kelch von mir;
Ja, Vatter, es iſt dir alles möglich, doch aber nicht
wie ich will, ſondern wie du willt: Was du willt,
das will ich auch, dein Wille ſoll mir der beſte ſeyn,
Amen.
Das ſehnliche Verlangen nach einer ſeligen
Auflöſung.
OHErr, mein GOtt! will denn nicht einmal
ein Ende nehmen mein kurtzes Leben, daß ich
wieder erquicket werde? Ich habe Luſt, mein GOtt!
aufgelöst und bey Chriſto zu ſeyn. Gewißlich ich
würde gantz unbeſonnen und grauſam gegen mich
ſelbſten ſeyn, wann ich mich vor dem Tode ſollte
fürchten. Zwar ich habe nicht fleißig genug an die-
ſen Tag gedacht, als ich geſund war; ſondern die
Gedancken des Todes weit von mir geſetzt: Oder
wann ich daran gedachte, ſo wollte es mir nicht ins
Hertz, ſondern es waren nur flüchtige Gedancken,
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/664>, abgerufen am 22.11.2024.
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