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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Gebett in Kranckheit.
Sünde stirbt: O glückseliges Unglück! welches ein
ewiges Glück zuwege bringt: O wie wohl ist mir
diese bittere Artzney bekommen. Derowegen halt
ich mich an dich, weil du es so gut mit mir meynest:
Führe mich durch Kranckheit zur Gesundheit, durch
Schmertzen und Unruh des Leibes zur Ruhe der
Seelen, durchs Leyd zur Freude, und durchs kurtze
Weh zum Wohl der ewigen Seligkeit, Amen.

Um Gedult in Kranckheit.

OGOtt! der du in den Himmeln wohnest, und
nicht allein die Wolcken regierest, daß sie nach
dem Sonnenschein kommen, und das Land befeuch-
ten: Sondern auch nach dem Sonnenschein der gu-
ten Tage und des Glücks lässest die trübe Wolcken
der traurigen Tage und des Unglücks kommen, die
mit Donner und Blitz schwanger gehen. Ich ha-
be Trübsal, das ist mein Theil, aber nach deinem
göttlichen Willen, ohne welchen mir nicht ein Haar
kan von meinem Haupte fallen. Wünschte ich oh-
ne Creutz zu seyn, so wünschte ich kein Christ zu
seyn; ja ich verlangte alsdann den Character und
das Kennzeichen der wahren Christen nicht zu ha-
ben, als welche durch viel Creutz und Trübsal müs-
sen zum Reich GOttes eingehen. Sollte ich mich
unglücklich schätzen, wann mir Creutz zustößt? Da
ich doch weiß, daß nie kein glückseliger Mensch ge-
wesen, als der nie unglücklich gewesen. Ach laß
mich doch nicht gedencken, daß du mich straffest, son-
dern daß du mich nur züchtigest; daß ich dich betrach-

ten

Gebett in Kranckheit.
Sünde ſtirbt: O glückſeliges Unglück! welches ein
ewiges Glück zuwege bringt: O wie wohl iſt mir
dieſe bittere Artzney bekommen. Derowegen halt
ich mich an dich, weil du es ſo gut mit mir meyneſt:
Führe mich durch Kranckheit zur Geſundheit, durch
Schmertzen und Unruh des Leibes zur Ruhe der
Seelen, durchs Leyd zur Freude, und durchs kurtze
Weh zum Wohl der ewigen Seligkeit, Amen.

Um Gedult in Kranckheit.

OGOtt! der du in den Himmeln wohneſt, und
nicht allein die Wolcken regiereſt, daß ſie nach
dem Sonnenſchein kommen, und das Land befeuch-
ten: Sondern auch nach dem Sonnenſchein der gu-
ten Tage und des Glücks läſſeſt die trübe Wolcken
der traurigen Tage und des Unglücks kommen, die
mit Donner und Blitz ſchwanger gehen. Ich ha-
be Trübſal, das iſt mein Theil, aber nach deinem
göttlichen Willen, ohne welchen mir nicht ein Haar
kan von meinem Haupte fallen. Wünſchte ich oh-
ne Creutz zu ſeyn, ſo wünſchte ich kein Chriſt zu
ſeyn; ja ich verlangte alsdann den Character und
das Kennzeichen der wahren Chriſten nicht zu ha-
ben, als welche durch viel Creutz und Trübſal müſ-
ſen zum Reich GOttes eingehen. Sollte ich mich
unglücklich ſchätzen, wann mir Creutz zuſtößt? Da
ich doch weiß, daß nie kein glückſeliger Menſch ge-
weſen, als der nie unglücklich geweſen. Ach laß
mich doch nicht gedencken, daß du mich ſtraffeſt, ſon-
dern daß du mich nur züchtigeſt; daß ich dich betrach-

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[650/0672] Gebett in Kranckheit. Sünde ſtirbt: O glückſeliges Unglück! welches ein ewiges Glück zuwege bringt: O wie wohl iſt mir dieſe bittere Artzney bekommen. Derowegen halt ich mich an dich, weil du es ſo gut mit mir meyneſt: Führe mich durch Kranckheit zur Geſundheit, durch Schmertzen und Unruh des Leibes zur Ruhe der Seelen, durchs Leyd zur Freude, und durchs kurtze Weh zum Wohl der ewigen Seligkeit, Amen. Um Gedult in Kranckheit. OGOtt! der du in den Himmeln wohneſt, und nicht allein die Wolcken regiereſt, daß ſie nach dem Sonnenſchein kommen, und das Land befeuch- ten: Sondern auch nach dem Sonnenſchein der gu- ten Tage und des Glücks läſſeſt die trübe Wolcken der traurigen Tage und des Unglücks kommen, die mit Donner und Blitz ſchwanger gehen. Ich ha- be Trübſal, das iſt mein Theil, aber nach deinem göttlichen Willen, ohne welchen mir nicht ein Haar kan von meinem Haupte fallen. Wünſchte ich oh- ne Creutz zu ſeyn, ſo wünſchte ich kein Chriſt zu ſeyn; ja ich verlangte alsdann den Character und das Kennzeichen der wahren Chriſten nicht zu ha- ben, als welche durch viel Creutz und Trübſal müſ- ſen zum Reich GOttes eingehen. Sollte ich mich unglücklich ſchätzen, wann mir Creutz zuſtößt? Da ich doch weiß, daß nie kein glückſeliger Menſch ge- weſen, als der nie unglücklich geweſen. Ach laß mich doch nicht gedencken, daß du mich ſtraffeſt, ſon- dern daß du mich nur züchtigeſt; daß ich dich betrach- ten

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/672>, abgerufen am 22.11.2024.