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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Sterbens-Gedancken.

91. Der heilige Geist giebt Zeugniß unserm Geist, daß wir
GOttes Kinder sind, sind wir dann Kinder, so sind wir auch
Erben, nemlich GOttes Erben, und Mit-Erben Christi, so
wir anders mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit
erhaben werden. Röm. 8, 16. 17.

92. HErr JEsu! speise mich auf meinem Siech-Bethe mit
deinem Leibe. Träncke mich mit deinem Blut. Und er-
neuere also mit mir den Bund deiner Gnaden. Damit ich
dir lebe, dir sterbe, in dir bleibe, und von dir ewiglich nicht
möge geschieden werden, Amen.

93. Mein Lebetage will ich dich, aus meinem Sinn nicht
lassen, dich will ich stets, gleichwie du mich, mit Liebes-Ar-
men fassen: Du sollt seyn meines Hertzens Licht, und wann
mein Hertz in Stücken bricht, sollt du mein Hertze bleiben.
Ich will mich dir, mein höchster Ruhm, hiemit zu deinem Ei-
genthum, auf ewiglich verschreiben.

94. Ich halte es dafür, daß dieser Zeit Leiden nicht werty
sey der Herrlichkeit, die an uns soll offenbaret werden.
Röm. 8, 18.

95. Ach lieber HErr JEsu! ich bin ein sündiger Mensch,
aber ich thue Buß, und halte mich an dein Creutz, hilff du mir
in der Stunde meines Todes. Mache mir leicht meine
Schmertzen, durch deine Todes-Angst. Schleuß mich ein
in deine Wunden, wasche mich mit deinem Blut, und laß
mich, wie den bußfertigen Schächer, im Paradeis seyn, um
deines bittern Leidens uud Sterbens willen, Amen.

96. Nun geht ihr matten Glieder, geht hin und legt euch
nieder, des Bethes ihr begehrt, es kommen Stund und Zei-
ten, da man euch wird bereiten, zur Ruh ein Bethlein in der
Erd.

97. Nun mein HErr JEsu, sey auch mein JEsus, und
mache mich selig, reinige mich mit deinem Blut von aller
meiner Sünde. Und wann die Stunde meines Abschieds
vorhanden ist, HErr JEsu! so nimm meinen Geist auf,
Amen.

98. Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, we-
der Engel noch Fürstenthum, noch Gewalt, weder Gegen-
wärtiges noch Zukünfftiges, weder hohes noch tieffes, noch

keine
Sterbens-Gedancken.

91. Der heilige Geiſt giebt Zeugniß unſerm Geiſt, daß wir
GOttes Kinder ſind, ſind wir dann Kinder, ſo ſind wir auch
Erben, nemlich GOttes Erben, und Mit-Erben Chriſti, ſo
wir anders mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit
erhaben werden. Röm. 8, 16. 17.

92. HErr JEſu! ſpeiſe mich auf meinem Siech-Bethe mit
deinem Leibe. Träncke mich mit deinem Blut. Und er-
neuere alſo mit mir den Bund deiner Gnaden. Damit ich
dir lebe, dir ſterbe, in dir bleibe, und von dir ewiglich nicht
möge geſchieden werden, Amen.

93. Mein Lebetage will ich dich, aus meinem Sinn nicht
laſſen, dich will ich ſtets, gleichwie du mich, mit Liebes-Ar-
men faſſen: Du ſollt ſeyn meines Hertzens Licht, und wann
mein Hertz in Stücken bricht, ſollt du mein Hertze bleiben.
Ich will mich dir, mein höchſter Ruhm, hiemit zu deinem Ei-
genthum, auf ewiglich verſchreiben.

94. Ich halte es dafür, daß dieſer Zeit Leiden nicht werty
ſey der Herrlichkeit, die an uns ſoll offenbaret werden.
Röm. 8, 18.

95. Ach lieber HErr JEſu! ich bin ein ſündiger Menſch,
aber ich thue Buß, und halte mich an dein Creutz, hilff du mir
in der Stunde meines Todes. Mache mir leicht meine
Schmertzen, durch deine Todes-Angſt. Schleuß mich ein
in deine Wunden, waſche mich mit deinem Blut, und laß
mich, wie den bußfertigen Schächer, im Paradeis ſeyn, um
deines bittern Leidens uud Sterbens willen, Amen.

96. Nun geht ihr matten Glieder, geht hin und legt euch
nieder, des Bethes ihr begehrt, es kommen Stund und Zei-
ten, da man euch wird bereiten, zur Ruh ein Bethlein in der
Erd.

97. Nun mein HErr JEſu, ſey auch mein JEſus, und
mache mich ſelig, reinige mich mit deinem Blut von aller
meiner Sünde. Und wann die Stunde meines Abſchieds
vorhanden iſt, HErr JEſu! ſo nimm meinen Geiſt auf,
Amen.

98. Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, we-
der Engel noch Fürſtenthum, noch Gewalt, weder Gegen-
wärtiges noch Zukünfftiges, weder hohes noch tieffes, noch

keine
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[685/0707] Sterbens-Gedancken. 91. Der heilige Geiſt giebt Zeugniß unſerm Geiſt, daß wir GOttes Kinder ſind, ſind wir dann Kinder, ſo ſind wir auch Erben, nemlich GOttes Erben, und Mit-Erben Chriſti, ſo wir anders mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhaben werden. Röm. 8, 16. 17. 92. HErr JEſu! ſpeiſe mich auf meinem Siech-Bethe mit deinem Leibe. Träncke mich mit deinem Blut. Und er- neuere alſo mit mir den Bund deiner Gnaden. Damit ich dir lebe, dir ſterbe, in dir bleibe, und von dir ewiglich nicht möge geſchieden werden, Amen. 93. Mein Lebetage will ich dich, aus meinem Sinn nicht laſſen, dich will ich ſtets, gleichwie du mich, mit Liebes-Ar- men faſſen: Du ſollt ſeyn meines Hertzens Licht, und wann mein Hertz in Stücken bricht, ſollt du mein Hertze bleiben. Ich will mich dir, mein höchſter Ruhm, hiemit zu deinem Ei- genthum, auf ewiglich verſchreiben. 94. Ich halte es dafür, daß dieſer Zeit Leiden nicht werty ſey der Herrlichkeit, die an uns ſoll offenbaret werden. Röm. 8, 18. 95. Ach lieber HErr JEſu! ich bin ein ſündiger Menſch, aber ich thue Buß, und halte mich an dein Creutz, hilff du mir in der Stunde meines Todes. Mache mir leicht meine Schmertzen, durch deine Todes-Angſt. Schleuß mich ein in deine Wunden, waſche mich mit deinem Blut, und laß mich, wie den bußfertigen Schächer, im Paradeis ſeyn, um deines bittern Leidens uud Sterbens willen, Amen. 96. Nun geht ihr matten Glieder, geht hin und legt euch nieder, des Bethes ihr begehrt, es kommen Stund und Zei- ten, da man euch wird bereiten, zur Ruh ein Bethlein in der Erd. 97. Nun mein HErr JEſu, ſey auch mein JEſus, und mache mich ſelig, reinige mich mit deinem Blut von aller meiner Sünde. Und wann die Stunde meines Abſchieds vorhanden iſt, HErr JEſu! ſo nimm meinen Geiſt auf, Amen. 98. Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, we- der Engel noch Fürſtenthum, noch Gewalt, weder Gegen- wärtiges noch Zukünfftiges, weder hohes noch tieffes, noch keine

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/707>, abgerufen am 02.07.2024.