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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Historia vom Leiden Christi.
hielten Rath, wie sie JEsum mit List griffen und tö-
deten, dann sie forchten sich vor dem Volck. Sie
sprachen aber: Ja nicht auf das Fest, auf daß nicht
ein Aufruhr werde im Volck. Und da nun JEsus
war zu Bethanien, im Hause Simonis, des Aussä-
tzigen, trat zu ihm ein Weib, das hatte ein Glas mit
ungefälschtem und köstlichem Narden-Wasser, und
sie zerbrach das Glas, und goß es auf sein Haupt, da
er zu Tische saß. Da das seine Jünger sahen, wur-
den sie unwillig und sprachen: Was soll doch dieser
Unrath? Man könnte das Wasser mehr dann um
dreyhundert Groschen verkaufft haben, und dasselbi-
ge den Armen geben, und murreten über sie. Da
das JEsus merckte, sprach er zu ihnen: Lasset sie zu-
frieden, was bekümmert ihr das Weib? Sie hat ein
gut Werck an mir gethan, ihr habt allezeit Armen
bey euch, und wann ihr wollt, könnet ihr ihnen Gu-
tes thun, mich aber habt ihr nicht allezeit, sie hat ge-
than was sie konnt, dann daß sie diß Wasser hat auf
meinen Leib gegossen, damit ist sie zuvor kommen, mei-
nen Leichnam zu salben, zu meinem Begräbniß.
Warlich, ich sage euch, wo das Evangelium gepredi-
get wird in aller Welt, da wird man auch das sagen
zu ihrem Gedächtniß, das sie jetzt gethan hat.

Es war aber der Satanas gefahren in den Ju-
das, genannt Ischarioth, der da war aus der Zahl
der Zwölffen, und er gieng hin, und redet mit den
Hohenpriestern und mit den Hauptleuten, daß er ihn
verriethe, und sprach: Was wollet ihr mir geben,
ich will ihn euch verrathen? Da sie das höreten, wur-

den

Hiſtoria vom Leiden Chriſti.
hielten Rath, wie ſie JEſum mit Liſt griffen und tö-
deten, dann ſie forchten ſich vor dem Volck. Sie
ſprachen aber: Ja nicht auf das Feſt, auf daß nicht
ein Aufruhr werde im Volck. Und da nun JEſus
war zu Bethanien, im Hauſe Simonis, des Auſſä-
tzigen, trat zu ihm ein Weib, das hatte ein Glas mit
ungefälſchtem und köſtlichem Narden-Waſſer, und
ſie zerbrach das Glas, und goß es auf ſein Haupt, da
er zu Tiſche ſaß. Da das ſeine Jünger ſahen, wur-
den ſie unwillig und ſprachen: Was ſoll doch dieſer
Unrath? Man könnte das Waſſer mehr dann um
dreyhundert Groſchen verkaufft haben, und daſſelbi-
ge den Armen geben, und murreten über ſie. Da
das JEſus merckte, ſprach er zu ihnen: Laſſet ſie zu-
frieden, was bekümmert ihr das Weib? Sie hat ein
gut Werck an mir gethan, ihr habt allezeit Armen
bey euch, und wann ihr wollt, könnet ihr ihnen Gu-
tes thun, mich aber habt ihr nicht allezeit, ſie hat ge-
than was ſie konnt, dann daß ſie diß Waſſer hat auf
meinen Leib gegoſſen, damit iſt ſie zuvor kommen, mei-
nen Leichnam zu ſalben, zu meinem Begräbniß.
Warlich, ich ſage euch, wo das Evangelium gepredi-
get wird in aller Welt, da wird man auch das ſagen
zu ihrem Gedächtniß, das ſie jetzt gethan hat.

Es war aber der Satanas gefahren in den Ju-
das, genannt Iſcharioth, der da war aus der Zahl
der Zwölffen, und er gieng hin, und redet mit den
Hohenprieſtern und mit den Hauptleuten, daß er ihn
verriethe, und ſprach: Was wollet ihr mir geben,
ich will ihn euch verrathen? Da ſie das höreten, wur-

den
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[699/0721] Hiſtoria vom Leiden Chriſti. hielten Rath, wie ſie JEſum mit Liſt griffen und tö- deten, dann ſie forchten ſich vor dem Volck. Sie ſprachen aber: Ja nicht auf das Feſt, auf daß nicht ein Aufruhr werde im Volck. Und da nun JEſus war zu Bethanien, im Hauſe Simonis, des Auſſä- tzigen, trat zu ihm ein Weib, das hatte ein Glas mit ungefälſchtem und köſtlichem Narden-Waſſer, und ſie zerbrach das Glas, und goß es auf ſein Haupt, da er zu Tiſche ſaß. Da das ſeine Jünger ſahen, wur- den ſie unwillig und ſprachen: Was ſoll doch dieſer Unrath? Man könnte das Waſſer mehr dann um dreyhundert Groſchen verkaufft haben, und daſſelbi- ge den Armen geben, und murreten über ſie. Da das JEſus merckte, ſprach er zu ihnen: Laſſet ſie zu- frieden, was bekümmert ihr das Weib? Sie hat ein gut Werck an mir gethan, ihr habt allezeit Armen bey euch, und wann ihr wollt, könnet ihr ihnen Gu- tes thun, mich aber habt ihr nicht allezeit, ſie hat ge- than was ſie konnt, dann daß ſie diß Waſſer hat auf meinen Leib gegoſſen, damit iſt ſie zuvor kommen, mei- nen Leichnam zu ſalben, zu meinem Begräbniß. Warlich, ich ſage euch, wo das Evangelium gepredi- get wird in aller Welt, da wird man auch das ſagen zu ihrem Gedächtniß, das ſie jetzt gethan hat. Es war aber der Satanas gefahren in den Ju- das, genannt Iſcharioth, der da war aus der Zahl der Zwölffen, und er gieng hin, und redet mit den Hohenprieſtern und mit den Hauptleuten, daß er ihn verriethe, und ſprach: Was wollet ihr mir geben, ich will ihn euch verrathen? Da ſie das höreten, wur- den

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/721>, abgerufen am 22.11.2024.