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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Morgen-Gebett am Dienstage.
mel sehen kan. Giebst du mir jetzund Krafft, die
Augen aufzumachen, so weck auch meinen Geist durch
deines Geistes Trieb: Laß mein Gewissen jetzt von
neuem wieder wachen: Du hast der Seelen Licht,
mehr als des Leibes, lieb. Soll ich des Tages Werck
am Tage nun vollbringen, so reinige den Sinn
durch deinen Gnaden-Schein: Laß keine Finsterniß
in den Verstand sich dringen, und meinen Willen auch
in allem Lichte seyn. Mein erster Odem soll dein
Morgen-Opffer heissen, mein erster Anblick soll nach
deinen Bergen gehn: Laß die Gedancken sich vom
Irdischen entreissen, und mich vor deinem Thron
in heisser Andacht stehn. Das Halleluja schallt aus
meines Hertzens Grunde, zu deines Namens Ruhm,
du Herrscher aller Welt. Der Lippen Harffen-
Klang preist dich in dieser Stunde, daß du die Wa-
che hast bey mir so wohl bestellt. Dein Zelt, die
Dunckelheit, hielt meinen Leib bedecket, ich lag, als
wie ein Kind an seiner Mutter Brust, und wenn
sonst da und dort die Nacht mit Grauen schrecket, war
mir in deinem Schooß nichts schreckliches bewußt.
Nun hebt mich deine Hand auch selber aus dem
Bethe, und deine Liebe legt mir meine Kleider an.
Ja, wenn mich deine Krafft nicht neu belebet hätte,
so gienge längst mein Fuß auf schwartzer Tod-
ten-Bahn. Nun leb ich wiederum, und lobe
deine Güte, ich klopffe wieder an vor deiner Gna-
den-Thür, und bitte, Vatter! dich, mit kindlichem Ge-
müthe, sey diesen Tag aufs neu mit deiner Huld bey
mir. Ich trage meinen Schatz im irdischen Gefässe,

die
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Morgen-Gebett am Dienſtage.
mel ſehen kan. Giebſt du mir jetzund Krafft, die
Augen aufzumachen, ſo weck auch meinen Geiſt durch
deines Geiſtes Trieb: Laß mein Gewiſſen jetzt von
neuem wieder wachen: Du haſt der Seelen Licht,
mehr als des Leibes, lieb. Soll ich des Tages Werck
am Tage nun vollbringen, ſo reinige den Sinn
durch deinen Gnaden-Schein: Laß keine Finſterniß
in den Verſtand ſich dringen, und meinen Willen auch
in allem Lichte ſeyn. Mein erſter Odem ſoll dein
Morgen-Opffer heiſſen, mein erſter Anblick ſoll nach
deinen Bergen gehn: Laß die Gedancken ſich vom
Irdiſchen entreiſſen, und mich vor deinem Thron
in heiſſer Andacht ſtehn. Das Halleluja ſchallt aus
meines Hertzens Grunde, zu deines Namens Ruhm,
du Herrſcher aller Welt. Der Lippen Harffen-
Klang preist dich in dieſer Stunde, daß du die Wa-
che haſt bey mir ſo wohl beſtellt. Dein Zelt, die
Dunckelheit, hielt meinen Leib bedecket, ich lag, als
wie ein Kind an ſeiner Mutter Bruſt, und wenn
ſonſt da und dort die Nacht mit Grauen ſchrecket, war
mir in deinem Schooß nichts ſchreckliches bewußt.
Nun hebt mich deine Hand auch ſelber aus dem
Bethe, und deine Liebe legt mir meine Kleider an.
Ja, wenn mich deine Krafft nicht neu belebet hätte,
ſo gienge längſt mein Fuß auf ſchwartzer Tod-
ten-Bahn. Nun leb ich wiederum, und lobe
deine Güte, ich klopffe wieder an vor deiner Gna-
den-Thür, und bitte, Vatter! dich, mit kindlichem Ge-
müthe, ſey dieſen Tag aufs neu mit deiner Huld bey
mir. Ich trage meinen Schatz im irdiſchen Gefäſſe,

die
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[745/0767] Morgen-Gebett am Dienſtage. mel ſehen kan. Giebſt du mir jetzund Krafft, die Augen aufzumachen, ſo weck auch meinen Geiſt durch deines Geiſtes Trieb: Laß mein Gewiſſen jetzt von neuem wieder wachen: Du haſt der Seelen Licht, mehr als des Leibes, lieb. Soll ich des Tages Werck am Tage nun vollbringen, ſo reinige den Sinn durch deinen Gnaden-Schein: Laß keine Finſterniß in den Verſtand ſich dringen, und meinen Willen auch in allem Lichte ſeyn. Mein erſter Odem ſoll dein Morgen-Opffer heiſſen, mein erſter Anblick ſoll nach deinen Bergen gehn: Laß die Gedancken ſich vom Irdiſchen entreiſſen, und mich vor deinem Thron in heiſſer Andacht ſtehn. Das Halleluja ſchallt aus meines Hertzens Grunde, zu deines Namens Ruhm, du Herrſcher aller Welt. Der Lippen Harffen- Klang preist dich in dieſer Stunde, daß du die Wa- che haſt bey mir ſo wohl beſtellt. Dein Zelt, die Dunckelheit, hielt meinen Leib bedecket, ich lag, als wie ein Kind an ſeiner Mutter Bruſt, und wenn ſonſt da und dort die Nacht mit Grauen ſchrecket, war mir in deinem Schooß nichts ſchreckliches bewußt. Nun hebt mich deine Hand auch ſelber aus dem Bethe, und deine Liebe legt mir meine Kleider an. Ja, wenn mich deine Krafft nicht neu belebet hätte, ſo gienge längſt mein Fuß auf ſchwartzer Tod- ten-Bahn. Nun leb ich wiederum, und lobe deine Güte, ich klopffe wieder an vor deiner Gna- den-Thür, und bitte, Vatter! dich, mit kindlichem Ge- müthe, ſey dieſen Tag aufs neu mit deiner Huld bey mir. Ich trage meinen Schatz im irdiſchen Gefäſſe, die A a a 5

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/767>, abgerufen am 22.11.2024.