Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Abend-Gebett am Dienstage.
ein Creutze zugesandt; Ach so gieb Gedult zum Leiden, nach
dein Leiden wieder Freuden.

6. Laß Gedancken, Wort und Wercke heilig und gesegnet
seyn; und des guten Geistes Stärcke, mir so Krafft als Trost
verleihn, diesen Führer laß mich führen, diesen Beystand
nicht verliehren.

7. Nun du wirsts am besten machen, denn auf dich kommt
alles an; Drum vollführe meine Sachen, daß ich klüglich
handeln kan. Morgen, Mittag, Abend müssen, nichts als
lauter Gnade wissen.

Abend-Gebett am Dienstage.

MEin GOtt! der Abend hat sich wieder einge-
funden, daß ich nun einen Schritt dem Gra-
be näher bin; Ach wie vergeht die Zeit, wie eilen
alle Stunden, wie bald ist doch ein Tag von meinem
Leben hin! Drum gieb mir, HErr! ein Hertz, das
stets ans Ende dencket, so offte Tag und Nacht in ih-
rem Wechsel stehn: Denn wie die Sonne sich zum
Untergange lencket, so wird auch dermaleins mein
Leben untergehn. Eh ich zu Bethe geh, so laß mich
selber fragen, ob ich den Dienstag auch dir einen
Dienst gethan? Und ob ich dem Beruf, den du mir
aufgetragen, so treulich nachgelebt, daß ich bestehen
kan? Es ist ja nicht genug, nur bloß gelebt zu haben,
und wenn der Tag vorbey, so lieffe man zur Ruh;
Du forderst Rechenschafft von allen deinen Gaaben,
thu Rechnung! ruffst du mir vor meinem Bethe zu.
Ach hier muß ich mein Knie in tieffster Demuth beu-
gen, wenn du, HErr! rechten willt, weiß ich kein
Wörtlein nicht, und muß aus lauter Schaam vor
deinem Throne schweigen, nur schrey ich, HErr!

ach

Abend-Gebett am Dienſtage.
ein Creutze zugeſandt; Ach ſo gieb Gedult zum Leiden, nach
dein Leiden wieder Freuden.

6. Laß Gedancken, Wort und Wercke heilig und geſegnet
ſeyn; und des guten Geiſtes Stärcke, mir ſo Krafft als Troſt
verleihn, dieſen Führer laß mich führen, dieſen Beyſtand
nicht verliehren.

7. Nun du wirſts am beſten machen, denn auf dich kommt
alles an; Drum vollführe meine Sachen, daß ich klüglich
handeln kan. Morgen, Mittag, Abend müſſen, nichts als
lauter Gnade wiſſen.

Abend-Gebett am Dienſtage.

MEin GOtt! der Abend hat ſich wieder einge-
funden, daß ich nun einen Schritt dem Gra-
be näher bin; Ach wie vergeht die Zeit, wie eilen
alle Stunden, wie bald iſt doch ein Tag von meinem
Leben hin! Drum gieb mir, HErr! ein Hertz, das
ſtets ans Ende dencket, ſo offte Tag und Nacht in ih-
rem Wechſel ſtehn: Denn wie die Sonne ſich zum
Untergange lencket, ſo wird auch dermaleins mein
Leben untergehn. Eh ich zu Bethe geh, ſo laß mich
ſelber fragen, ob ich den Dienſtag auch dir einen
Dienſt gethan? Und ob ich dem Beruf, den du mir
aufgetragen, ſo treulich nachgelebt, daß ich beſtehen
kan? Es iſt ja nicht genug, nur bloß gelebt zu haben,
und wenn der Tag vorbey, ſo lieffe man zur Ruh;
Du forderſt Rechenſchafft von allen deinen Gaaben,
thu Rechnung! ruffſt du mir vor meinem Bethe zu.
Ach hier muß ich mein Knie in tieffſter Demuth beu-
gen, wenn du, HErr! rechten willt, weiß ich kein
Wörtlein nicht, und muß aus lauter Schaam vor
deinem Throne ſchweigen, nur ſchrey ich, HErr!

ach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0770" n="748"/><fw place="top" type="header">Abend-Gebett am Dien&#x017F;tage.</fw><lb/>
ein Creutze zuge&#x017F;andt; Ach &#x017F;o gieb Gedult zum Leiden, nach<lb/>
dein Leiden wieder Freuden.</p><lb/>
            <p>6. Laß Gedancken, Wort und Wercke heilig und ge&#x017F;egnet<lb/>
&#x017F;eyn; und des guten Gei&#x017F;tes Stärcke, mir &#x017F;o Krafft als Tro&#x017F;t<lb/>
verleihn, die&#x017F;en Führer laß mich führen, die&#x017F;en Bey&#x017F;tand<lb/>
nicht verliehren.</p><lb/>
            <p>7. Nun du wir&#x017F;ts am be&#x017F;ten machen, denn auf dich kommt<lb/>
alles an; Drum vollführe meine Sachen, daß ich klüglich<lb/>
handeln kan. Morgen, Mittag, Abend mü&#x017F;&#x017F;en, nichts als<lb/>
lauter Gnade wi&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Abend-Gebett am Dien&#x017F;tage.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">M</hi>Ein GOtt! der Abend hat &#x017F;ich wieder einge-<lb/>
funden, daß ich nun einen Schritt dem Gra-<lb/>
be näher bin; Ach wie vergeht die Zeit, wie eilen<lb/>
alle Stunden, wie bald i&#x017F;t doch ein Tag von meinem<lb/>
Leben hin! Drum gieb mir, HErr! ein Hertz, das<lb/>
&#x017F;tets ans Ende dencket, &#x017F;o offte Tag und Nacht in ih-<lb/>
rem Wech&#x017F;el &#x017F;tehn: Denn wie die Sonne &#x017F;ich zum<lb/>
Untergange lencket, &#x017F;o wird auch dermaleins mein<lb/>
Leben untergehn. Eh ich zu Bethe geh, &#x017F;o laß mich<lb/>
&#x017F;elber fragen, ob ich den Dien&#x017F;tag auch dir einen<lb/>
Dien&#x017F;t gethan? Und ob ich dem Beruf, den du mir<lb/>
aufgetragen, &#x017F;o treulich nachgelebt, daß ich be&#x017F;tehen<lb/>
kan? Es i&#x017F;t ja nicht genug, nur bloß gelebt zu haben,<lb/>
und wenn der Tag vorbey, &#x017F;o lieffe man zur Ruh;<lb/>
Du forder&#x017F;t Rechen&#x017F;chafft von allen deinen Gaaben,<lb/>
thu Rechnung! ruff&#x017F;t du mir vor meinem Bethe zu.<lb/>
Ach hier muß ich mein Knie in tieff&#x017F;ter Demuth beu-<lb/>
gen, wenn du, HErr! rechten willt, weiß ich kein<lb/>
Wörtlein nicht, und muß aus lauter Schaam vor<lb/>
deinem Throne &#x017F;chweigen, nur &#x017F;chrey ich, HErr!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ach</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[748/0770] Abend-Gebett am Dienſtage. ein Creutze zugeſandt; Ach ſo gieb Gedult zum Leiden, nach dein Leiden wieder Freuden. 6. Laß Gedancken, Wort und Wercke heilig und geſegnet ſeyn; und des guten Geiſtes Stärcke, mir ſo Krafft als Troſt verleihn, dieſen Führer laß mich führen, dieſen Beyſtand nicht verliehren. 7. Nun du wirſts am beſten machen, denn auf dich kommt alles an; Drum vollführe meine Sachen, daß ich klüglich handeln kan. Morgen, Mittag, Abend müſſen, nichts als lauter Gnade wiſſen. Abend-Gebett am Dienſtage. MEin GOtt! der Abend hat ſich wieder einge- funden, daß ich nun einen Schritt dem Gra- be näher bin; Ach wie vergeht die Zeit, wie eilen alle Stunden, wie bald iſt doch ein Tag von meinem Leben hin! Drum gieb mir, HErr! ein Hertz, das ſtets ans Ende dencket, ſo offte Tag und Nacht in ih- rem Wechſel ſtehn: Denn wie die Sonne ſich zum Untergange lencket, ſo wird auch dermaleins mein Leben untergehn. Eh ich zu Bethe geh, ſo laß mich ſelber fragen, ob ich den Dienſtag auch dir einen Dienſt gethan? Und ob ich dem Beruf, den du mir aufgetragen, ſo treulich nachgelebt, daß ich beſtehen kan? Es iſt ja nicht genug, nur bloß gelebt zu haben, und wenn der Tag vorbey, ſo lieffe man zur Ruh; Du forderſt Rechenſchafft von allen deinen Gaaben, thu Rechnung! ruffſt du mir vor meinem Bethe zu. Ach hier muß ich mein Knie in tieffſter Demuth beu- gen, wenn du, HErr! rechten willt, weiß ich kein Wörtlein nicht, und muß aus lauter Schaam vor deinem Throne ſchweigen, nur ſchrey ich, HErr! ach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/770
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/770>, abgerufen am 22.11.2024.