Seele, als um den Leib bekümmert sey. Ich sehe mich, mein GOtt! nach meiner Ruhestatt um, ich erinnere mich dabey an meine Grabstätte, darinn ich ruhen werde, bis du mich an dem frohen Jüngsten Tag zum ewigen Leben erwecken wirst. So gehe dann hin, mein Leib, in deine Kammer zur Ruhe; du aber, meine Seele, in die Wunden JEsu. Laß mich, HErr! von dir nicht wancken, in dir schlaf ich sanfft und wohl, gieb mir heilige Gedancken, und bin ich gleich Schlafes voll, so laß doch den Geist in mir, zu dir wachen für und für, bis die Morgenröth angehet, und man von dem Beth aufstehet, Amen.
Abend-Lied.
MEin GOtt! die Sonne geht zur Ruh, komm drücke mir die Augen zu, laß mich vor deinem Antlitz stehn, und höre meines Hertzens Flehn.
2. Dein Schäflein kommt in deinen Schoos, ach mach es aller Sünden los, ist dieser Tag nicht recht vollbracht, dein Sohn hat alles gut gemacht.
3. Nimm du sein Blut vor meine Schuld, erneure deine Vatter-Huld, und nimm dein Kind zu Gnaden an, daß ich fein sanffte ruhen kan.
4. Du bist der Wächter Israel, bewahre beydes Leib und Seel, sey mir und auch der Meinen Schild, wenn Satan in dem Finstern brüllt.
5. Und stöhret etwas meine Ruh, so ruff mir deine Wor- te zu, die heute mich so wohl erquickt, so werd ich träumend auch entzückt.
6. Des Schlafes Bruder ist der Tod, doch hat es mit mir keine Noth, ich leb und sterbe dir allein, so schlaf ich sanfft und selig ein.
7. Schleuß dich, o Hertzens-Tempel zu, dann GOtt hat in mir seine Ruh. Die Uberschrifft steht an der Thür: GOtt Vatter, Sohn und Geist ist hier.
Mor-
Abend-Gebett am Sonntage.
Seele, als um den Leib bekümmert ſey. Ich ſehe mich, mein GOtt! nach meiner Ruheſtatt um, ich erinnere mich dabey an meine Grabſtätte, darinn ich ruhen werde, bis du mich an dem frohen Jüngſten Tag zum ewigen Leben erwecken wirſt. So gehe dann hin, mein Leib, in deine Kammer zur Ruhe; du aber, meine Seele, in die Wunden JEſu. Laß mich, HErr! von dir nicht wancken, in dir ſchlaf ich ſanfft und wohl, gieb mir heilige Gedancken, und bin ich gleich Schlafes voll, ſo laß doch den Geiſt in mir, zu dir wachen für und für, bis die Morgenröth angehet, und man von dem Beth aufſtehet, Amen.
Abend-Lied.
MEin GOtt! die Sonne geht zur Ruh, komm drücke mir die Augen zu, laß mich vor deinem Antlitz ſtehn, und höre meines Hertzens Flehn.
2. Dein Schäflein kommt in deinen Schoos, ach mach es aller Sünden los, iſt dieſer Tag nicht recht vollbracht, dein Sohn hat alles gut gemacht.
3. Nimm du ſein Blut vor meine Schuld, erneure deine Vatter-Huld, und nimm dein Kind zu Gnaden an, daß ich fein ſanffte ruhen kan.
4. Du biſt der Wächter Iſrael, bewahre beydes Leib und Seel, ſey mir und auch der Meinen Schild, wenn Satan in dem Finſtern brüllt.
5. Und ſtöhret etwas meine Ruh, ſo ruff mir deine Wor- te zu, die heute mich ſo wohl erquickt, ſo werd ich träumend auch entzückt.
6. Des Schlafes Bruder iſt der Tod, doch hat es mit mir keine Noth, ich leb und ſterbe dir allein, ſo ſchlaf ich ſanfft und ſelig ein.
7. Schleuß dich, o Hertzens-Tempel zu, dann GOtt hat in mir ſeine Ruh. Die Uberſchrifft ſteht an der Thür: GOtt Vatter, Sohn und Geiſt iſt hier.
Mor-
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Abend-Gebett am Sonntage.
Seele, als um den Leib bekümmert ſey. Ich ſehe
mich, mein GOtt! nach meiner Ruheſtatt um, ich
erinnere mich dabey an meine Grabſtätte, darinn ich
ruhen werde, bis du mich an dem frohen Jüngſten
Tag zum ewigen Leben erwecken wirſt. So gehe
dann hin, mein Leib, in deine Kammer zur Ruhe;
du aber, meine Seele, in die Wunden JEſu. Laß
mich, HErr! von dir nicht wancken, in dir ſchlaf
ich ſanfft und wohl, gieb mir heilige Gedancken, und
bin ich gleich Schlafes voll, ſo laß doch den Geiſt in
mir, zu dir wachen für und für, bis die Morgenröth
angehet, und man von dem Beth aufſtehet, Amen.
Abend-Lied.
MEin GOtt! die Sonne geht zur Ruh, komm drücke mir
die Augen zu, laß mich vor deinem Antlitz ſtehn, und
höre meines Hertzens Flehn.
2. Dein Schäflein kommt in deinen Schoos, ach mach es
aller Sünden los, iſt dieſer Tag nicht recht vollbracht, dein
Sohn hat alles gut gemacht.
3. Nimm du ſein Blut vor meine Schuld, erneure deine
Vatter-Huld, und nimm dein Kind zu Gnaden an, daß ich
fein ſanffte ruhen kan.
4. Du biſt der Wächter Iſrael, bewahre beydes Leib und
Seel, ſey mir und auch der Meinen Schild, wenn Satan in
dem Finſtern brüllt.
5. Und ſtöhret etwas meine Ruh, ſo ruff mir deine Wor-
te zu, die heute mich ſo wohl erquickt, ſo werd ich träumend
auch entzückt.
6. Des Schlafes Bruder iſt der Tod, doch hat es mit mir
keine Noth, ich leb und ſterbe dir allein, ſo ſchlaf ich ſanfft
und ſelig ein.
7. Schleuß dich, o Hertzens-Tempel zu, dann GOtt hat
in mir ſeine Ruh. Die Uberſchrifft ſteht an der Thür: GOtt
Vatter, Sohn und Geiſt iſt hier.
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/806>, abgerufen am 23.11.2024.
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