Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Abend-Gebett am Dienstage.
ehrbar, was keusch, was wohl lautet, ist das Lob
GOttes von dir ausgebreitet worden, oder bist du
von Narrentheidungen und schandbaren Worten
übergeflossen? Wo seyd ihr hingegangen, ihr Füsse?
Was habt ihr verrichtet und verübet, ihr Hände?
Was habt ihr gehöret, ihr Ohren? Ihr Augen, wor-
nach habt ihr gesehen? Was ist heute dein Verlan-
gen, Tichten und Trachten gewesen, mein Hertze?
Ach mein GOtt! wenn ich auf alle diese Fragen ant-
worten soll, o wie werde ich bestehen? Ach HErr!
nimm weg mit dem abweichenden Tage meine Uber-
trettungen. O JEsu! tilge meine Sünden mit dei-
nem heiligen Blut. O Heil. Geist, versichre mich
der Vergebung aller meiner Sünden, ehe ich noch
einschlafe, daß ich nicht, wenn diese Nacht die letzte
seyn sollte, verlohren werde. Bin ich also von mei-
ner Schuld, Dreyeiniger GOtt! frey gesprochen,
so schlafe ich mit Freuden, und hüte mich morgen
mit grösserem Fleiß vor allem dem, das dich betrü-
ben kan. Mein Vatter! deine Liebe decke mich und
die Meinigen. Mein JEsu! in deinen Wunden
ruhe ich sanfft und wohl. O heiliger Geist! thue
du den letzten Seuffzer in meinem Hertzen, ehe ich ein-
schlafe, mit welchem ich meinen Geist in die Hände
GOttes empfehle. Bin ich gleich von dir gewichen,
stell ich mich doch wieder ein, hat mich doch dein
Sohn verglichen, durch sein Angst und Todes-Pein,
ich verläugne nicht die Schuld; aber deine Gnad und
Huld ist viel grösser, als die Sünde, die ich stets
an mir befinde, Amen.

Abend-

Abend-Gebett am Dienſtage.
ehrbar, was keuſch, was wohl lautet, iſt das Lob
GOttes von dir ausgebreitet worden, oder biſt du
von Narrentheidungen und ſchandbaren Worten
übergefloſſen? Wo ſeyd ihr hingegangen, ihr Füſſe?
Was habt ihr verrichtet und verübet, ihr Hände?
Was habt ihr gehöret, ihr Ohren? Ihr Augen, wor-
nach habt ihr geſehen? Was iſt heute dein Verlan-
gen, Tichten und Trachten geweſen, mein Hertze?
Ach mein GOtt! wenn ich auf alle dieſe Fragen ant-
worten ſoll, o wie werde ich beſtehen? Ach HErr!
nimm weg mit dem abweichenden Tage meine Uber-
trettungen. O JEſu! tilge meine Sünden mit dei-
nem heiligen Blut. O Heil. Geiſt, verſichre mich
der Vergebung aller meiner Sünden, ehe ich noch
einſchlafe, daß ich nicht, wenn dieſe Nacht die letzte
ſeyn ſollte, verlohren werde. Bin ich alſo von mei-
ner Schuld, Dreyeiniger GOtt! frey geſprochen,
ſo ſchlafe ich mit Freuden, und hüte mich morgen
mit gröſſerem Fleiß vor allem dem, das dich betrü-
ben kan. Mein Vatter! deine Liebe decke mich und
die Meinigen. Mein JEſu! in deinen Wunden
ruhe ich ſanfft und wohl. O heiliger Geiſt! thue
du den letzten Seuffzer in meinem Hertzen, ehe ich ein-
ſchlafe, mit welchem ich meinen Geiſt in die Hände
GOttes empfehle. Bin ich gleich von dir gewichen,
ſtell ich mich doch wieder ein, hat mich doch dein
Sohn verglichen, durch ſein Angſt und Todes-Pein,
ich verläugne nicht die Schuld; aber deine Gnad und
Huld iſt viel gröſſer, als die Sünde, die ich ſtets
an mir befinde, Amen.

Abend-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0816" n="794"/><fw place="top" type="header">Abend-Gebett am Dien&#x017F;tage.</fw><lb/>
ehrbar, was keu&#x017F;ch, was wohl lautet, i&#x017F;t das Lob<lb/>
GOttes von dir ausgebreitet worden, oder bi&#x017F;t du<lb/>
von Narrentheidungen und &#x017F;chandbaren Worten<lb/>
übergeflo&#x017F;&#x017F;en? Wo &#x017F;eyd ihr hingegangen, ihr Fü&#x017F;&#x017F;e?<lb/>
Was habt ihr verrichtet und verübet, ihr Hände?<lb/>
Was habt ihr gehöret, ihr Ohren? Ihr Augen, wor-<lb/>
nach habt ihr ge&#x017F;ehen? Was i&#x017F;t heute dein Verlan-<lb/>
gen, Tichten und Trachten gewe&#x017F;en, mein Hertze?<lb/>
Ach mein GOtt! wenn ich auf alle die&#x017F;e Fragen ant-<lb/>
worten &#x017F;oll, o wie werde ich be&#x017F;tehen? Ach HErr!<lb/>
nimm weg mit dem abweichenden Tage meine Uber-<lb/>
trettungen. O JE&#x017F;u! tilge meine Sünden mit dei-<lb/>
nem heiligen Blut. O Heil. Gei&#x017F;t, ver&#x017F;ichre mich<lb/>
der Vergebung aller meiner Sünden, ehe ich noch<lb/>
ein&#x017F;chlafe, daß ich nicht, wenn die&#x017F;e Nacht die letzte<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;ollte, verlohren werde. Bin ich al&#x017F;o von mei-<lb/>
ner Schuld, Dreyeiniger GOtt! frey ge&#x017F;prochen,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chlafe ich mit Freuden, und hüte mich morgen<lb/>
mit grö&#x017F;&#x017F;erem Fleiß vor allem dem, das dich betrü-<lb/>
ben kan. Mein Vatter! deine Liebe decke mich und<lb/>
die Meinigen. Mein JE&#x017F;u! in deinen Wunden<lb/>
ruhe ich &#x017F;anfft und wohl. O heiliger Gei&#x017F;t! thue<lb/>
du den letzten Seuffzer in meinem Hertzen, ehe ich ein-<lb/>
&#x017F;chlafe, mit welchem ich meinen Gei&#x017F;t in die Hände<lb/>
GOttes empfehle. Bin ich gleich von dir gewichen,<lb/>
&#x017F;tell ich mich doch wieder ein, hat mich doch dein<lb/>
Sohn verglichen, durch &#x017F;ein Ang&#x017F;t und Todes-Pein,<lb/>
ich verläugne nicht die Schuld; aber deine Gnad und<lb/>
Huld i&#x017F;t viel grö&#x017F;&#x017F;er, als die Sünde, die ich &#x017F;tets<lb/>
an mir befinde, Amen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Abend-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[794/0816] Abend-Gebett am Dienſtage. ehrbar, was keuſch, was wohl lautet, iſt das Lob GOttes von dir ausgebreitet worden, oder biſt du von Narrentheidungen und ſchandbaren Worten übergefloſſen? Wo ſeyd ihr hingegangen, ihr Füſſe? Was habt ihr verrichtet und verübet, ihr Hände? Was habt ihr gehöret, ihr Ohren? Ihr Augen, wor- nach habt ihr geſehen? Was iſt heute dein Verlan- gen, Tichten und Trachten geweſen, mein Hertze? Ach mein GOtt! wenn ich auf alle dieſe Fragen ant- worten ſoll, o wie werde ich beſtehen? Ach HErr! nimm weg mit dem abweichenden Tage meine Uber- trettungen. O JEſu! tilge meine Sünden mit dei- nem heiligen Blut. O Heil. Geiſt, verſichre mich der Vergebung aller meiner Sünden, ehe ich noch einſchlafe, daß ich nicht, wenn dieſe Nacht die letzte ſeyn ſollte, verlohren werde. Bin ich alſo von mei- ner Schuld, Dreyeiniger GOtt! frey geſprochen, ſo ſchlafe ich mit Freuden, und hüte mich morgen mit gröſſerem Fleiß vor allem dem, das dich betrü- ben kan. Mein Vatter! deine Liebe decke mich und die Meinigen. Mein JEſu! in deinen Wunden ruhe ich ſanfft und wohl. O heiliger Geiſt! thue du den letzten Seuffzer in meinem Hertzen, ehe ich ein- ſchlafe, mit welchem ich meinen Geiſt in die Hände GOttes empfehle. Bin ich gleich von dir gewichen, ſtell ich mich doch wieder ein, hat mich doch dein Sohn verglichen, durch ſein Angſt und Todes-Pein, ich verläugne nicht die Schuld; aber deine Gnad und Huld iſt viel gröſſer, als die Sünde, die ich ſtets an mir befinde, Amen. Abend-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/816
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/816>, abgerufen am 23.11.2024.