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Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900.

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Allgemeine Würdigung der socialen Klassenbildung.
den harten und frivolen Mißbräuchen der Herrschenden ein Erwachen des Selbstbewußt-
seins der unteren Klassen, die Ersetzung der Resignation durch kühne aktive Hoffnungen
zusammen, so entsteht der gewaltthätige Klassenkampf, die Revolution, der Bürgerkrieg.
Das Gemeinwesen geht zu Grunde oder gelangt erst durch allerlei Kämpfe, Umbildungen
und Reformen nach und nach wieder zu leidlichen Friedenszuständen, wenn es gelingt,
den einenden Elementen der Kultur wieder die Oberhand über die trennenden zu ver-
schaffen, die Entartung des Klassenregimentes, das ein aristokratisches oder ein demo-
kratisches sein kann, jeweilig zu beseitigen oder zu mildern. Wir kommen darauf zurück.

Hier schließen wir mit der vorläufigen Erkenntnis: keine höhere Kultur ohne
Klassen und ihre Wechselwirkung; die Klassenordnung ist normal, wenn sie den ver-
schiedenen durchschnittlichen Fähigkeiten und Leistungen entspricht; das ist häufiger bei
einer neuen Klassenbildung der Fall als bei einer alten, versteinerten; jede einseitig
zur Herrschaft kommende Klasse versucht das Recht und die Institutionen in egoistischem
Sinne umzubilden; die Mißbräuche einer siegenden Aristokratie sind andere als die
einer zur Herrschaft kommenden Demokratie, aber es fragt sich, welche größer sind und
das Gesamtwohl mehr schädigen. Je weiter eine herrschende Klasse mißbräuchlich Besitz
und Macht, Ehre und Einfluß anders verteilt, als es den durchschnittlichen Eigen-
schaften der Menschen entspricht, desto schlimmer werden die Zustände. Jede zur Herr-
schaft gelangende Klasse steht, bis sie ihren Höhepunkt erreicht hat, im Dienste der
Gesamtentwickelung; ob und wie lange sie sich auf dieser Höhe erhält, hängt von der
Frage ab, ob ihre Fähigkeiten und Tugenden dieselben bleiben, ob sie rasch entartet,
eine zu große Zahl unfähiger Elemente in sich birgt, ob sie ihre Pflichten vernachlässigt,
einem trägen Genußleben sich ergiebt, in schmutziger Weise sich bereichert, ob ihr Ver-
mögen und Einkommen in zu großen Gegensatz zu ihren Leistungen tritt. Die mittleren
und unteren Klassen kommen nicht so leicht und so oft in die Lage, ihre Stellung zu
mißbrauchen; aber die großen politischen Siege der Demokratie, welche wir in Griechen-
land und Rom, im Mittelalter und in der neueren Zeit erlebten, zeigen uns, daß
diese Klassen entweder sofort der Herrschaft eines populären Diktators anheimfallen oder
die Macht und die Finanzen des Staates zerrütten, zu gesunden Reformen und Neu-
gestaltungen unfähig sind und nach kürzerer oder längerer Zeit, nach ungeschickten oder
heillosen Experimenten wieder der Herrschaft verlustig gehen.

Das ganze Problem ist ein sittlich-psychologisches auf der einen Seite, ein solches
der wirtschaftlichen und politischen Institutionen und ihrer Fortbildung auf der anderen.
Der Versuch, aus der Technik und der Besitzverteilung allein die Klassenbildung und alle
ihre Folgen abzuleiten, ist so verfehlt wie der, aus diesen selben Ursachen eine künftige
Beseitigung aller socialen Klassen beweisen zu wollen.

7. Die Unternehmung. Die Entwickelung der Geschäfts- und Betriebsformen.
Allgemeines: Roscher, Die Industrie im Großen und Kleinen. Gegenwart 10, 1855, und
Ansichten d. V.W. 3. Aufl. 2. 1878. --
Schäffle, Das gesellschaftliche System der menschlichen
Wirtschaft. 2. Aufl. 1867, § 107--115. 3. Aufl. 1873, § 211 ff.; -- Ders., Die Anwendbarkeit
der verschiedenen Unternehmungsformen. Z. f. St. 1869; -- Ders., Kapitalismus und Socialismus.
1870. --
Thun, Die Industrie am Niederrhein. 2 Bde. 1879. -- Schmoller, Die geschichtliche
Entwickelung der Unternehmung. 13 Abhandlungen. J. f. G.V. 1890--1893. --
Bücher, Gewerbe.
Im H.W. 3, 1892; -- Ders., Die gewerblichen Betriebssysteme in ihrer geschichtlichen Entwickelung,
Entstehung d. V.W. 1893 u. 1897. --
Sombart, Die gewerbliche Arbeit und ihre Organisation.
A. f. soc. G. 14, 1899. --
(Zahn) Die berufliche und sociale Gliederung des deutschen Volkes nach
der Berufszählung v. 14. Juni 1895. Stat. d. d. Reiches. N. F. 111, 1899. --
(Zahn) Gewerbe
und Handel im deutschen Reich. Stat. d. d. Reiches. N. F. 119, 1899.
Ältere Arbeitsgenossenschaften: Stieda, Die Artele in Rußland. J. f. N. 2. F. 6, 1883. --

Stähr, Über Ursprung, Geschichte, Wesen und Bedeutung des russischen Artels. 1890 u. 1891. --
Schmoller, Die ältere Arbeitsgenossenschaft. J. f. G.V. 1890.
Das Handwerk, ältere Zeit: S. Hirsch, Das Handwerk und die Zünfte in der christlichen
Gesellschaft. 1854. --
Arnold, Das Aufkommen des Handwerkerstandes im Mittelalter. 1861. --
Schönberg, Zur wirtschaftlichen Bedeutung des deutschen Zunftwesens. J. f. N. 1. F. 9, 1868. --

Allgemeine Würdigung der ſocialen Klaſſenbildung.
den harten und frivolen Mißbräuchen der Herrſchenden ein Erwachen des Selbſtbewußt-
ſeins der unteren Klaſſen, die Erſetzung der Reſignation durch kühne aktive Hoffnungen
zuſammen, ſo entſteht der gewaltthätige Klaſſenkampf, die Revolution, der Bürgerkrieg.
Das Gemeinweſen geht zu Grunde oder gelangt erſt durch allerlei Kämpfe, Umbildungen
und Reformen nach und nach wieder zu leidlichen Friedenszuſtänden, wenn es gelingt,
den einenden Elementen der Kultur wieder die Oberhand über die trennenden zu ver-
ſchaffen, die Entartung des Klaſſenregimentes, das ein ariſtokratiſches oder ein demo-
kratiſches ſein kann, jeweilig zu beſeitigen oder zu mildern. Wir kommen darauf zurück.

Hier ſchließen wir mit der vorläufigen Erkenntnis: keine höhere Kultur ohne
Klaſſen und ihre Wechſelwirkung; die Klaſſenordnung iſt normal, wenn ſie den ver-
ſchiedenen durchſchnittlichen Fähigkeiten und Leiſtungen entſpricht; das iſt häufiger bei
einer neuen Klaſſenbildung der Fall als bei einer alten, verſteinerten; jede einſeitig
zur Herrſchaft kommende Klaſſe verſucht das Recht und die Inſtitutionen in egoiſtiſchem
Sinne umzubilden; die Mißbräuche einer ſiegenden Ariſtokratie ſind andere als die
einer zur Herrſchaft kommenden Demokratie, aber es fragt ſich, welche größer ſind und
das Geſamtwohl mehr ſchädigen. Je weiter eine herrſchende Klaſſe mißbräuchlich Beſitz
und Macht, Ehre und Einfluß anders verteilt, als es den durchſchnittlichen Eigen-
ſchaften der Menſchen entſpricht, deſto ſchlimmer werden die Zuſtände. Jede zur Herr-
ſchaft gelangende Klaſſe ſteht, bis ſie ihren Höhepunkt erreicht hat, im Dienſte der
Geſamtentwickelung; ob und wie lange ſie ſich auf dieſer Höhe erhält, hängt von der
Frage ab, ob ihre Fähigkeiten und Tugenden dieſelben bleiben, ob ſie raſch entartet,
eine zu große Zahl unfähiger Elemente in ſich birgt, ob ſie ihre Pflichten vernachläſſigt,
einem trägen Genußleben ſich ergiebt, in ſchmutziger Weiſe ſich bereichert, ob ihr Ver-
mögen und Einkommen in zu großen Gegenſatz zu ihren Leiſtungen tritt. Die mittleren
und unteren Klaſſen kommen nicht ſo leicht und ſo oft in die Lage, ihre Stellung zu
mißbrauchen; aber die großen politiſchen Siege der Demokratie, welche wir in Griechen-
land und Rom, im Mittelalter und in der neueren Zeit erlebten, zeigen uns, daß
dieſe Klaſſen entweder ſofort der Herrſchaft eines populären Diktators anheimfallen oder
die Macht und die Finanzen des Staates zerrütten, zu geſunden Reformen und Neu-
geſtaltungen unfähig ſind und nach kürzerer oder längerer Zeit, nach ungeſchickten oder
heilloſen Experimenten wieder der Herrſchaft verluſtig gehen.

Das ganze Problem iſt ein ſittlich-pſychologiſches auf der einen Seite, ein ſolches
der wirtſchaftlichen und politiſchen Inſtitutionen und ihrer Fortbildung auf der anderen.
Der Verſuch, aus der Technik und der Beſitzverteilung allein die Klaſſenbildung und alle
ihre Folgen abzuleiten, iſt ſo verfehlt wie der, aus dieſen ſelben Urſachen eine künftige
Beſeitigung aller ſocialen Klaſſen beweiſen zu wollen.

7. Die Unternehmung. Die Entwickelung der Geſchäfts- und Betriebsformen.
Allgemeines: Roſcher, Die Induſtrie im Großen und Kleinen. Gegenwart 10, 1855, und
Anſichten d. V.W. 3. Aufl. 2. 1878. —
Schäffle, Das geſellſchaftliche Syſtem der menſchlichen
Wirtſchaft. 2. Aufl. 1867, § 107—115. 3. Aufl. 1873, § 211 ff.; — Derſ., Die Anwendbarkeit
der verſchiedenen Unternehmungsformen. Z. f. St. 1869; — Derſ., Kapitalismus und Socialismus.
1870. —
Thun, Die Induſtrie am Niederrhein. 2 Bde. 1879. — Schmoller, Die geſchichtliche
Entwickelung der Unternehmung. 13 Abhandlungen. J. f. G.V. 1890—1893. —
Bücher, Gewerbe.
Im H.W. 3, 1892; — Derſ., Die gewerblichen Betriebsſyſteme in ihrer geſchichtlichen Entwickelung,
Entſtehung d. V.W. 1893 u. 1897. —
Sombart, Die gewerbliche Arbeit und ihre Organiſation.
A. f. ſoc. G. 14, 1899. —
(Zahn) Die berufliche und ſociale Gliederung des deutſchen Volkes nach
der Berufszählung v. 14. Juni 1895. Stat. d. d. Reiches. N. F. 111, 1899. —
(Zahn) Gewerbe
und Handel im deutſchen Reich. Stat. d. d. Reiches. N. F. 119, 1899.
Ältere Arbeitsgenoſſenſchaften: Stieda, Die Artele in Rußland. J. f. N. 2. F. 6, 1883. —

Stähr, Über Urſprung, Geſchichte, Weſen und Bedeutung des ruſſiſchen Artels. 1890 u. 1891. —
Schmoller, Die ältere Arbeitsgenoſſenſchaft. J. f. G.V. 1890.
Das Handwerk, ältere Zeit: S. Hirſch, Das Handwerk und die Zünfte in der chriſtlichen
Geſellſchaft. 1854. —
Arnold, Das Aufkommen des Handwerkerſtandes im Mittelalter. 1861. —
Schönberg, Zur wirtſchaftlichen Bedeutung des deutſchen Zunftweſens. J. f. N. 1. F. 9, 1868. —
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[411/0427] Allgemeine Würdigung der ſocialen Klaſſenbildung. den harten und frivolen Mißbräuchen der Herrſchenden ein Erwachen des Selbſtbewußt- ſeins der unteren Klaſſen, die Erſetzung der Reſignation durch kühne aktive Hoffnungen zuſammen, ſo entſteht der gewaltthätige Klaſſenkampf, die Revolution, der Bürgerkrieg. Das Gemeinweſen geht zu Grunde oder gelangt erſt durch allerlei Kämpfe, Umbildungen und Reformen nach und nach wieder zu leidlichen Friedenszuſtänden, wenn es gelingt, den einenden Elementen der Kultur wieder die Oberhand über die trennenden zu ver- ſchaffen, die Entartung des Klaſſenregimentes, das ein ariſtokratiſches oder ein demo- kratiſches ſein kann, jeweilig zu beſeitigen oder zu mildern. Wir kommen darauf zurück. Hier ſchließen wir mit der vorläufigen Erkenntnis: keine höhere Kultur ohne Klaſſen und ihre Wechſelwirkung; die Klaſſenordnung iſt normal, wenn ſie den ver- ſchiedenen durchſchnittlichen Fähigkeiten und Leiſtungen entſpricht; das iſt häufiger bei einer neuen Klaſſenbildung der Fall als bei einer alten, verſteinerten; jede einſeitig zur Herrſchaft kommende Klaſſe verſucht das Recht und die Inſtitutionen in egoiſtiſchem Sinne umzubilden; die Mißbräuche einer ſiegenden Ariſtokratie ſind andere als die einer zur Herrſchaft kommenden Demokratie, aber es fragt ſich, welche größer ſind und das Geſamtwohl mehr ſchädigen. Je weiter eine herrſchende Klaſſe mißbräuchlich Beſitz und Macht, Ehre und Einfluß anders verteilt, als es den durchſchnittlichen Eigen- ſchaften der Menſchen entſpricht, deſto ſchlimmer werden die Zuſtände. Jede zur Herr- ſchaft gelangende Klaſſe ſteht, bis ſie ihren Höhepunkt erreicht hat, im Dienſte der Geſamtentwickelung; ob und wie lange ſie ſich auf dieſer Höhe erhält, hängt von der Frage ab, ob ihre Fähigkeiten und Tugenden dieſelben bleiben, ob ſie raſch entartet, eine zu große Zahl unfähiger Elemente in ſich birgt, ob ſie ihre Pflichten vernachläſſigt, einem trägen Genußleben ſich ergiebt, in ſchmutziger Weiſe ſich bereichert, ob ihr Ver- mögen und Einkommen in zu großen Gegenſatz zu ihren Leiſtungen tritt. Die mittleren und unteren Klaſſen kommen nicht ſo leicht und ſo oft in die Lage, ihre Stellung zu mißbrauchen; aber die großen politiſchen Siege der Demokratie, welche wir in Griechen- land und Rom, im Mittelalter und in der neueren Zeit erlebten, zeigen uns, daß dieſe Klaſſen entweder ſofort der Herrſchaft eines populären Diktators anheimfallen oder die Macht und die Finanzen des Staates zerrütten, zu geſunden Reformen und Neu- geſtaltungen unfähig ſind und nach kürzerer oder längerer Zeit, nach ungeſchickten oder heilloſen Experimenten wieder der Herrſchaft verluſtig gehen. Das ganze Problem iſt ein ſittlich-pſychologiſches auf der einen Seite, ein ſolches der wirtſchaftlichen und politiſchen Inſtitutionen und ihrer Fortbildung auf der anderen. Der Verſuch, aus der Technik und der Beſitzverteilung allein die Klaſſenbildung und alle ihre Folgen abzuleiten, iſt ſo verfehlt wie der, aus dieſen ſelben Urſachen eine künftige Beſeitigung aller ſocialen Klaſſen beweiſen zu wollen. 7. Die Unternehmung. Die Entwickelung der Geſchäfts- und Betriebsformen. Allgemeines: Roſcher, Die Induſtrie im Großen und Kleinen. Gegenwart 10, 1855, und Anſichten d. V.W. 3. Aufl. 2. 1878. — Schäffle, Das geſellſchaftliche Syſtem der menſchlichen Wirtſchaft. 2. Aufl. 1867, § 107—115. 3. Aufl. 1873, § 211 ff.; — Derſ., Die Anwendbarkeit der verſchiedenen Unternehmungsformen. Z. f. St. 1869; — Derſ., Kapitalismus und Socialismus. 1870. — Thun, Die Induſtrie am Niederrhein. 2 Bde. 1879. — Schmoller, Die geſchichtliche Entwickelung der Unternehmung. 13 Abhandlungen. J. f. G.V. 1890—1893. — Bücher, Gewerbe. Im H.W. 3, 1892; — Derſ., Die gewerblichen Betriebsſyſteme in ihrer geſchichtlichen Entwickelung, Entſtehung d. V.W. 1893 u. 1897. — Sombart, Die gewerbliche Arbeit und ihre Organiſation. A. f. ſoc. G. 14, 1899. — (Zahn) Die berufliche und ſociale Gliederung des deutſchen Volkes nach der Berufszählung v. 14. Juni 1895. Stat. d. d. Reiches. N. F. 111, 1899. — (Zahn) Gewerbe und Handel im deutſchen Reich. Stat. d. d. Reiches. N. F. 119, 1899. Ältere Arbeitsgenoſſenſchaften: Stieda, Die Artele in Rußland. J. f. N. 2. F. 6, 1883. — Stähr, Über Urſprung, Geſchichte, Weſen und Bedeutung des ruſſiſchen Artels. 1890 u. 1891. — Schmoller, Die ältere Arbeitsgenoſſenſchaft. J. f. G.V. 1890. Das Handwerk, ältere Zeit: S. Hirſch, Das Handwerk und die Zünfte in der chriſtlichen Geſellſchaft. 1854. — Arnold, Das Aufkommen des Handwerkerſtandes im Mittelalter. 1861. — Schönberg, Zur wirtſchaftlichen Bedeutung des deutſchen Zunftweſens. J. f. N. 1. F. 9, 1868. —

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_grundriss01_1900/427>, abgerufen am 22.11.2024.