Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
tung hatte die hausmäßige Industrie von Uhren, Bürsten
und Holzwaaren auf dem Schwarzwalde. 1

Die kleinen Handwerke aller Art waren in den
behaglichen Dörfern und kleinen Städten, in den Resi-
denzen und Universitäten zahlreich verbreitet. Günstig
auf sie wirkte auch zunächst der Anschluß an den Zoll-
verein, die guten Jahre von 1830--1840. Nach den
Aufnahmen der Steuerverwaltung existirten2

[Tabelle]
während die Zahl der Fabrikanten sich von 161 auf 405,
die ihres gesammten Personals von 2756 auf 8745 in
dieser Zeit gehoben hatte. Es war zunächst ein Fort-
schritt im alten Stile, ein Fortschritt viel mehr der
Klein- als der Großgewerbe. Von der neuen Zeit, von
der neuen Technik, von der neuen Konkurrenz wußte
man noch wenig. Die beiden folgenden Jahrzehnte aber
brachten das um so reichlicher. Und die Wirkung auf
die Kleingewerbe ist um so stärker.

Leider liegen mir3 für die Vergleichung von 1847
und 1861 nur die Meisterzahlen der Hauptgewerbe vor,
die der Gesellen fehlen für 1847; dadurch erscheint die
Krisis noch schlimmer, als sie ist; denn wahrscheinlich
würde der Abnahme der Meister eine Zunahme der
Gehülfen gegenüberstehen. Wie dem aber auch sei,

1 Siehe darüber, wie über das Folgende: Dietz, die
Gewerbe im Großherzogthum Baden, ihre Statistik, ihre Pflege,
ihre Erzeugnisse. S. 330 ff.
2 Dietz S. 17.
3 Dietz S. 17--28.

Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
tung hatte die hausmäßige Induſtrie von Uhren, Bürſten
und Holzwaaren auf dem Schwarzwalde. 1

Die kleinen Handwerke aller Art waren in den
behaglichen Dörfern und kleinen Städten, in den Reſi-
denzen und Univerſitäten zahlreich verbreitet. Günſtig
auf ſie wirkte auch zunächſt der Anſchluß an den Zoll-
verein, die guten Jahre von 1830—1840. Nach den
Aufnahmen der Steuerverwaltung exiſtirten2

[Tabelle]
während die Zahl der Fabrikanten ſich von 161 auf 405,
die ihres geſammten Perſonals von 2756 auf 8745 in
dieſer Zeit gehoben hatte. Es war zunächſt ein Fort-
ſchritt im alten Stile, ein Fortſchritt viel mehr der
Klein- als der Großgewerbe. Von der neuen Zeit, von
der neuen Technik, von der neuen Konkurrenz wußte
man noch wenig. Die beiden folgenden Jahrzehnte aber
brachten das um ſo reichlicher. Und die Wirkung auf
die Kleingewerbe iſt um ſo ſtärker.

Leider liegen mir3 für die Vergleichung von 1847
und 1861 nur die Meiſterzahlen der Hauptgewerbe vor,
die der Geſellen fehlen für 1847; dadurch erſcheint die
Kriſis noch ſchlimmer, als ſie iſt; denn wahrſcheinlich
würde der Abnahme der Meiſter eine Zunahme der
Gehülfen gegenüberſtehen. Wie dem aber auch ſei,

1 Siehe darüber, wie über das Folgende: Dietz, die
Gewerbe im Großherzogthum Baden, ihre Statiſtik, ihre Pflege,
ihre Erzeugniſſe. S. 330 ff.
2 Dietz S. 17.
3 Dietz S. 17—28.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0126" n="104"/><fw place="top" type="header">Die Aufnahmen der kleinern Staaten.</fw><lb/>
tung hatte die hausmäßige Indu&#x017F;trie von Uhren, Bür&#x017F;ten<lb/>
und Holzwaaren auf dem Schwarzwalde. <note place="foot" n="1">Siehe darüber, wie über das Folgende: Dietz, die<lb/>
Gewerbe im Großherzogthum Baden, ihre Stati&#x017F;tik, ihre Pflege,<lb/>
ihre Erzeugni&#x017F;&#x017F;e. S. 330 ff.</note></p><lb/>
          <p>Die kleinen Handwerke aller Art waren in den<lb/>
behaglichen Dörfern und kleinen Städten, in den Re&#x017F;i-<lb/>
denzen und Univer&#x017F;itäten zahlreich verbreitet. Gün&#x017F;tig<lb/>
auf &#x017F;ie wirkte auch zunäch&#x017F;t der An&#x017F;chluß an den Zoll-<lb/>
verein, die guten Jahre von 1830&#x2014;1840. Nach den<lb/>
Aufnahmen der Steuerverwaltung exi&#x017F;tirten<note place="foot" n="2">Dietz S. 17.</note><lb/><table><row><cell/></row></table> während die Zahl der Fabrikanten &#x017F;ich von 161 auf 405,<lb/>
die ihres ge&#x017F;ammten Per&#x017F;onals von 2756 auf 8745 in<lb/>
die&#x017F;er Zeit gehoben hatte. Es war zunäch&#x017F;t ein Fort-<lb/>
&#x017F;chritt im alten Stile, ein Fort&#x017F;chritt viel mehr der<lb/>
Klein- als der Großgewerbe. Von der neuen Zeit, von<lb/>
der neuen Technik, von der neuen Konkurrenz wußte<lb/>
man noch wenig. Die beiden folgenden Jahrzehnte aber<lb/>
brachten das um &#x017F;o reichlicher. Und die Wirkung auf<lb/>
die Kleingewerbe i&#x017F;t um &#x017F;o &#x017F;tärker.</p><lb/>
          <p>Leider liegen mir<note place="foot" n="3">Dietz S. 17&#x2014;28.</note> für die Vergleichung von 1847<lb/>
und 1861 nur die Mei&#x017F;terzahlen der Hauptgewerbe vor,<lb/>
die der Ge&#x017F;ellen fehlen für 1847; dadurch er&#x017F;cheint die<lb/>
Kri&#x017F;is noch &#x017F;chlimmer, als &#x017F;ie i&#x017F;t; denn wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
würde der Abnahme der Mei&#x017F;ter eine Zunahme der<lb/>
Gehülfen gegenüber&#x017F;tehen. Wie dem aber auch &#x017F;ei,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0126] Die Aufnahmen der kleinern Staaten. tung hatte die hausmäßige Induſtrie von Uhren, Bürſten und Holzwaaren auf dem Schwarzwalde. 1 Die kleinen Handwerke aller Art waren in den behaglichen Dörfern und kleinen Städten, in den Reſi- denzen und Univerſitäten zahlreich verbreitet. Günſtig auf ſie wirkte auch zunächſt der Anſchluß an den Zoll- verein, die guten Jahre von 1830—1840. Nach den Aufnahmen der Steuerverwaltung exiſtirten 2 während die Zahl der Fabrikanten ſich von 161 auf 405, die ihres geſammten Perſonals von 2756 auf 8745 in dieſer Zeit gehoben hatte. Es war zunächſt ein Fort- ſchritt im alten Stile, ein Fortſchritt viel mehr der Klein- als der Großgewerbe. Von der neuen Zeit, von der neuen Technik, von der neuen Konkurrenz wußte man noch wenig. Die beiden folgenden Jahrzehnte aber brachten das um ſo reichlicher. Und die Wirkung auf die Kleingewerbe iſt um ſo ſtärker. Leider liegen mir 3 für die Vergleichung von 1847 und 1861 nur die Meiſterzahlen der Hauptgewerbe vor, die der Geſellen fehlen für 1847; dadurch erſcheint die Kriſis noch ſchlimmer, als ſie iſt; denn wahrſcheinlich würde der Abnahme der Meiſter eine Zunahme der Gehülfen gegenüberſtehen. Wie dem aber auch ſei, 1 Siehe darüber, wie über das Folgende: Dietz, die Gewerbe im Großherzogthum Baden, ihre Statiſtik, ihre Pflege, ihre Erzeugniſſe. S. 330 ff. 2 Dietz S. 17. 3 Dietz S. 17—28.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/126
Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/126>, abgerufen am 24.11.2024.