verschiedenen Gegenden ihrer Meisterzahl nach ziemlich nahe. In einigen Gewerben stehen sich Württemberg, Baden, Baiern einerseits, Preußen und Posen anderer- seits sogar sehr nahe. In der nordöstlichen, wie in der südwestlichen Ecke sind z. B. noch am meisten Töpfermeister; in dem ganzen Gebiete dazwischen sind sie von den größern Geschäften und dem Handel ver- drängt. Dort ist es die Unentwickeltheit der wirthschaft- lichen Verhältnisse überhaupt, hier sind es die kleinen Städte und großen Dörfer, welche sie halten.
Diese letzte Bemerkung zeigt, wie mannigfaltig und verschieden die Ursachen sein können, die eine hohe oder niedrige Prozentzahl von Handwerkern hervorrufen, wie vorsichtig man in allgemeinen Schlüssen sein muß.
Um daher, ehe ich die Ursachen, welche die Gegen- sätze beherrschen, genauer bespreche, noch weiteres Licht auf den Gegenstand zu werfen, will ich noch einige Berech- nungen über das Verhältniß der Handwerker zur Fabrik- bevölkerung in den einzelnen Staaten nach dem Stande von 1861 mittheilen. Die absoluten Zahlen sind Frantz1 entnommen. Der Inhalt der Handwerker- und der Fabrik- tabelle ist bekannt. Die Vergleichung gibt wenigstens ungefähr ein Bild davon, wie in den einzelnen Staaten
1 Die geringen Abweichungen seiner Zahlen von den offiziellen, soweit diese überhaupt existiren, sind für diese Berech- nungen gleichgültig. Ich habe absichtlich hiezu nicht die Viebahn- schen Zahlen genommen, weil sie in Bezug auf die Fabriken viel mehr als in Bezug auf das Handwerk unter den offiziellen Zahlen bleiben.
Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
verſchiedenen Gegenden ihrer Meiſterzahl nach ziemlich nahe. In einigen Gewerben ſtehen ſich Württemberg, Baden, Baiern einerſeits, Preußen und Poſen anderer- ſeits ſogar ſehr nahe. In der nordöſtlichen, wie in der ſüdweſtlichen Ecke ſind z. B. noch am meiſten Töpfermeiſter; in dem ganzen Gebiete dazwiſchen ſind ſie von den größern Geſchäften und dem Handel ver- drängt. Dort iſt es die Unentwickeltheit der wirthſchaft- lichen Verhältniſſe überhaupt, hier ſind es die kleinen Städte und großen Dörfer, welche ſie halten.
Dieſe letzte Bemerkung zeigt, wie mannigfaltig und verſchieden die Urſachen ſein können, die eine hohe oder niedrige Prozentzahl von Handwerkern hervorrufen, wie vorſichtig man in allgemeinen Schlüſſen ſein muß.
Um daher, ehe ich die Urſachen, welche die Gegen- ſätze beherrſchen, genauer beſpreche, noch weiteres Licht auf den Gegenſtand zu werfen, will ich noch einige Berech- nungen über das Verhältniß der Handwerker zur Fabrik- bevölkerung in den einzelnen Staaten nach dem Stande von 1861 mittheilen. Die abſoluten Zahlen ſind Frantz1 entnommen. Der Inhalt der Handwerker- und der Fabrik- tabelle iſt bekannt. Die Vergleichung gibt wenigſtens ungefähr ein Bild davon, wie in den einzelnen Staaten
1 Die geringen Abweichungen ſeiner Zahlen von den offiziellen, ſoweit dieſe überhaupt exiſtiren, ſind für dieſe Berech- nungen gleichgültig. Ich habe abſichtlich hiezu nicht die Viebahn- ſchen Zahlen genommen, weil ſie in Bezug auf die Fabriken viel mehr als in Bezug auf das Handwerk unter den offiziellen Zahlen bleiben.
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Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
verſchiedenen Gegenden ihrer Meiſterzahl nach ziemlich
nahe. In einigen Gewerben ſtehen ſich Württemberg,
Baden, Baiern einerſeits, Preußen und Poſen anderer-
ſeits ſogar ſehr nahe. In der nordöſtlichen, wie in
der ſüdweſtlichen Ecke ſind z. B. noch am meiſten
Töpfermeiſter; in dem ganzen Gebiete dazwiſchen ſind
ſie von den größern Geſchäften und dem Handel ver-
drängt. Dort iſt es die Unentwickeltheit der wirthſchaft-
lichen Verhältniſſe überhaupt, hier ſind es die kleinen
Städte und großen Dörfer, welche ſie halten.
Dieſe letzte Bemerkung zeigt, wie mannigfaltig und
verſchieden die Urſachen ſein können, die eine hohe oder
niedrige Prozentzahl von Handwerkern hervorrufen, wie
vorſichtig man in allgemeinen Schlüſſen ſein muß.
Um daher, ehe ich die Urſachen, welche die Gegen-
ſätze beherrſchen, genauer beſpreche, noch weiteres Licht auf
den Gegenſtand zu werfen, will ich noch einige Berech-
nungen über das Verhältniß der Handwerker zur Fabrik-
bevölkerung in den einzelnen Staaten nach dem Stande
von 1861 mittheilen. Die abſoluten Zahlen ſind Frantz 1
entnommen. Der Inhalt der Handwerker- und der Fabrik-
tabelle iſt bekannt. Die Vergleichung gibt wenigſtens
ungefähr ein Bild davon, wie in den einzelnen Staaten
1 Die geringen Abweichungen ſeiner Zahlen von den
offiziellen, ſoweit dieſe überhaupt exiſtiren, ſind für dieſe Berech-
nungen gleichgültig. Ich habe abſichtlich hiezu nicht die Viebahn-
ſchen Zahlen genommen, weil ſie in Bezug auf die Fabriken
viel mehr als in Bezug auf das Handwerk unter den offiziellen
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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