So unbestreitbar das allgemeine Resultat ist, das ich aus den Durchschnittszahlen des ganzen preußischen Staates und seiner gesammten Kleingewerbe folgerte, so nothwendig ist es andererseits, hier wieder, wie schon oft, daran zu erinnern, daß jede solche Durchschnittszahl in gewissem Sinne falsch ist, ein falsches Bild giebt, sofern sie den Schein erweckt, als ob dieser Durchschnitts- zahl entsprechende Zustände nun, gleichmäßig verbreitet, in den verschiedenen Gegenden und Geschäften vorhanden wären. Die Wahrheit ist, daß sehr verschiedene Zu- stände, verschieden nach Gegenden wie nach Geschäfts- branchen, dieses Durchschnittsresultat ergeben haben. Soll unsere Betrachtung also nicht einseitig sein, so müssen wir neben dem allgemeinen Resultat diese Ver- schiedenheiten noch in Betracht ziehen. Sie bieten an sich selbst und in Bezug auf die hier besprochene Frage der Meister- und Gehülfenzahl ein Interesse; außerdem aber wird ihre Untersuchung manche frühere Ausfüh- rungen, z. B. die über die lokalen Gegensätze, noch in helleres Licht rücken. Einige Wiederholungen sind dabei leider nicht zu vermeiden.
Dieterici hat schon früher1 auf den großen Unter- schied aufmerksam gemacht, der zwischen den einzelnen preußischen Provinzen herrscht. Bei der Vergleichung von 1822 und 1846 hat er die Lücken der Aufnahme von 1822 durch Schätzungen ergänzt. Ich stelle neben seine Zahlen die für 1861 von mir nach der offiziellen Aufnahme berechneten. Daß die Aufnahme von 1861
1 Mittheilungen II, S. 9.
Die Verſchiedenheit der Gehülfenzahl.
So unbeſtreitbar das allgemeine Reſultat iſt, das ich aus den Durchſchnittszahlen des ganzen preußiſchen Staates und ſeiner geſammten Kleingewerbe folgerte, ſo nothwendig iſt es andererſeits, hier wieder, wie ſchon oft, daran zu erinnern, daß jede ſolche Durchſchnittszahl in gewiſſem Sinne falſch iſt, ein falſches Bild giebt, ſofern ſie den Schein erweckt, als ob dieſer Durchſchnitts- zahl entſprechende Zuſtände nun, gleichmäßig verbreitet, in den verſchiedenen Gegenden und Geſchäften vorhanden wären. Die Wahrheit iſt, daß ſehr verſchiedene Zu- ſtände, verſchieden nach Gegenden wie nach Geſchäfts- branchen, dieſes Durchſchnittsreſultat ergeben haben. Soll unſere Betrachtung alſo nicht einſeitig ſein, ſo müſſen wir neben dem allgemeinen Reſultat dieſe Ver- ſchiedenheiten noch in Betracht ziehen. Sie bieten an ſich ſelbſt und in Bezug auf die hier beſprochene Frage der Meiſter- und Gehülfenzahl ein Intereſſe; außerdem aber wird ihre Unterſuchung manche frühere Ausfüh- rungen, z. B. die über die lokalen Gegenſätze, noch in helleres Licht rücken. Einige Wiederholungen ſind dabei leider nicht zu vermeiden.
Dieterici hat ſchon früher1 auf den großen Unter- ſchied aufmerkſam gemacht, der zwiſchen den einzelnen preußiſchen Provinzen herrſcht. Bei der Vergleichung von 1822 und 1846 hat er die Lücken der Aufnahme von 1822 durch Schätzungen ergänzt. Ich ſtelle neben ſeine Zahlen die für 1861 von mir nach der offiziellen Aufnahme berechneten. Daß die Aufnahme von 1861
1 Mittheilungen II, S. 9.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0379"n="357"/><fwplace="top"type="header">Die Verſchiedenheit der Gehülfenzahl.</fw><lb/><p>So unbeſtreitbar das allgemeine Reſultat iſt, das<lb/>
ich aus den Durchſchnittszahlen des ganzen preußiſchen<lb/>
Staates und ſeiner geſammten Kleingewerbe folgerte,<lb/>ſo nothwendig iſt es andererſeits, hier wieder, wie ſchon<lb/>
oft, daran zu erinnern, daß jede ſolche Durchſchnittszahl<lb/>
in gewiſſem Sinne falſch iſt, ein falſches Bild giebt,<lb/>ſofern ſie den Schein erweckt, als ob dieſer Durchſchnitts-<lb/>
zahl entſprechende Zuſtände nun, gleichmäßig verbreitet, in<lb/>
den verſchiedenen Gegenden und Geſchäften vorhanden<lb/>
wären. Die Wahrheit iſt, daß ſehr verſchiedene Zu-<lb/>ſtände, verſchieden nach Gegenden wie nach Geſchäfts-<lb/>
branchen, dieſes Durchſchnittsreſultat ergeben haben.<lb/>
Soll unſere Betrachtung alſo nicht einſeitig ſein, ſo<lb/>
müſſen wir neben dem allgemeinen Reſultat dieſe Ver-<lb/>ſchiedenheiten noch in Betracht ziehen. Sie bieten an<lb/>ſich ſelbſt und in Bezug auf die hier beſprochene Frage<lb/>
der Meiſter- und Gehülfenzahl ein Intereſſe; außerdem<lb/>
aber wird ihre Unterſuchung manche frühere Ausfüh-<lb/>
rungen, z. B. die über die lokalen Gegenſätze, noch in<lb/>
helleres Licht rücken. Einige Wiederholungen ſind dabei<lb/>
leider nicht zu vermeiden.</p><lb/><p>Dieterici hat ſchon früher<noteplace="foot"n="1">Mittheilungen <hirendition="#aq">II,</hi> S. 9.</note> auf den großen Unter-<lb/>ſchied aufmerkſam gemacht, der zwiſchen den einzelnen<lb/>
preußiſchen Provinzen herrſcht. Bei der Vergleichung<lb/>
von 1822 und 1846 hat er die Lücken der Aufnahme<lb/>
von 1822 durch Schätzungen ergänzt. Ich ſtelle neben<lb/>ſeine Zahlen die für 1861 von mir nach der offiziellen<lb/>
Aufnahme berechneten. Daß die Aufnahme von 1861<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[357/0379]
Die Verſchiedenheit der Gehülfenzahl.
So unbeſtreitbar das allgemeine Reſultat iſt, das
ich aus den Durchſchnittszahlen des ganzen preußiſchen
Staates und ſeiner geſammten Kleingewerbe folgerte,
ſo nothwendig iſt es andererſeits, hier wieder, wie ſchon
oft, daran zu erinnern, daß jede ſolche Durchſchnittszahl
in gewiſſem Sinne falſch iſt, ein falſches Bild giebt,
ſofern ſie den Schein erweckt, als ob dieſer Durchſchnitts-
zahl entſprechende Zuſtände nun, gleichmäßig verbreitet, in
den verſchiedenen Gegenden und Geſchäften vorhanden
wären. Die Wahrheit iſt, daß ſehr verſchiedene Zu-
ſtände, verſchieden nach Gegenden wie nach Geſchäfts-
branchen, dieſes Durchſchnittsreſultat ergeben haben.
Soll unſere Betrachtung alſo nicht einſeitig ſein, ſo
müſſen wir neben dem allgemeinen Reſultat dieſe Ver-
ſchiedenheiten noch in Betracht ziehen. Sie bieten an
ſich ſelbſt und in Bezug auf die hier beſprochene Frage
der Meiſter- und Gehülfenzahl ein Intereſſe; außerdem
aber wird ihre Unterſuchung manche frühere Ausfüh-
rungen, z. B. die über die lokalen Gegenſätze, noch in
helleres Licht rücken. Einige Wiederholungen ſind dabei
leider nicht zu vermeiden.
Dieterici hat ſchon früher 1 auf den großen Unter-
ſchied aufmerkſam gemacht, der zwiſchen den einzelnen
preußiſchen Provinzen herrſcht. Bei der Vergleichung
von 1822 und 1846 hat er die Lücken der Aufnahme
von 1822 durch Schätzungen ergänzt. Ich ſtelle neben
ſeine Zahlen die für 1861 von mir nach der offiziellen
Aufnahme berechneten. Daß die Aufnahme von 1861
1 Mittheilungen II, S. 9.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/379>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.