Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.Die Gehülfenzahl nach den preußischen Provinzen. aber unbedeutend. In der Rheinprovinz sind 1861 nochVerhältnisse, die auf ein Ueberwiegen kleiner Geschäfte, auf die Möglichkeit für jeden Gesellen, selbst Meister zu werden, deuten. Im Osten dagegen ist die Gehülfen- zahl auf das 2--3 fache gegen 1822 gestiegen, obwohl anzunehmen ist, daß das Landhandwerk hier, soweit es existirt, auch heute noch weniger Gehülfen hat, als das Landhandwerk am Rhein. Die Zahlen zeigen, daß hier die Gehülfen nicht bloß gewachsen sind, wie es im All- gemeinen einem etwas gestiegenen Wohlstand entspricht, sie zeigen, daß hier ganz andere Zustände sich gebildet haben, sie zeigen, daß hier mehr und mehr das Handwerk der großen Städte, daß in den bedeutendern Städten mehr und mehr die größern Handwerksgeschäfte und die Magazine überwiegen. Aehnliche Gedanken ergeben sich uns, wenn wir 1 Die Zahlen weichen, wie mehr erwähnt, von den
offiziellen, soweit sie existiren, theilweise etwas ab; aber ich konnte hier keine anderen zu Grunde legen; Viebahn hat über- haupt keine Summen der Meister und Gehülfen getrennt, und offizielle Summirungen existiren nur von ein paar Staaten. Die Frantz'schen Zahlen haben wenigstens die Wahrscheinlichkeit für sich, nach derselben Methode gewonnen zu sein. Die Gehülfenzahl nach den preußiſchen Provinzen. aber unbedeutend. In der Rheinprovinz ſind 1861 nochVerhältniſſe, die auf ein Ueberwiegen kleiner Geſchäfte, auf die Möglichkeit für jeden Geſellen, ſelbſt Meiſter zu werden, deuten. Im Oſten dagegen iſt die Gehülfen- zahl auf das 2—3 fache gegen 1822 geſtiegen, obwohl anzunehmen iſt, daß das Landhandwerk hier, ſoweit es exiſtirt, auch heute noch weniger Gehülfen hat, als das Landhandwerk am Rhein. Die Zahlen zeigen, daß hier die Gehülfen nicht bloß gewachſen ſind, wie es im All- gemeinen einem etwas geſtiegenen Wohlſtand entſpricht, ſie zeigen, daß hier ganz andere Zuſtände ſich gebildet haben, ſie zeigen, daß hier mehr und mehr das Handwerk der großen Städte, daß in den bedeutendern Städten mehr und mehr die größern Handwerksgeſchäfte und die Magazine überwiegen. Aehnliche Gedanken ergeben ſich uns, wenn wir 1 Die Zahlen weichen, wie mehr erwähnt, von den
offiziellen, ſoweit ſie exiſtiren, theilweiſe etwas ab; aber ich konnte hier keine anderen zu Grunde legen; Viebahn hat über- haupt keine Summen der Meiſter und Gehülfen getrennt, und offizielle Summirungen exiſtiren nur von ein paar Staaten. Die Frantz’ſchen Zahlen haben wenigſtens die Wahrſcheinlichkeit für ſich, nach derſelben Methode gewonnen zu ſein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0381" n="359"/><fw place="top" type="header">Die Gehülfenzahl nach den preußiſchen Provinzen.</fw><lb/> aber unbedeutend. In der Rheinprovinz ſind 1861 noch<lb/> Verhältniſſe, die auf ein Ueberwiegen kleiner Geſchäfte,<lb/> auf die Möglichkeit für jeden Geſellen, ſelbſt Meiſter zu<lb/> werden, deuten. Im Oſten dagegen iſt die Gehülfen-<lb/> zahl auf das 2—3 fache gegen 1822 geſtiegen, obwohl<lb/> anzunehmen iſt, daß das Landhandwerk hier, ſoweit es<lb/> exiſtirt, auch heute noch weniger Gehülfen hat, als das<lb/> Landhandwerk am Rhein. Die Zahlen zeigen, daß hier<lb/> die Gehülfen nicht bloß gewachſen ſind, wie es im All-<lb/> gemeinen einem etwas geſtiegenen Wohlſtand entſpricht,<lb/> ſie zeigen, daß hier ganz andere Zuſtände ſich gebildet<lb/> haben, ſie zeigen, daß hier mehr und mehr das<lb/> Handwerk der großen Städte, daß in den bedeutendern<lb/> Städten mehr und mehr die größern Handwerksgeſchäfte<lb/> und die Magazine überwiegen.</p><lb/> <p>Aehnliche Gedanken ergeben ſich uns, wenn wir<lb/> noch etwas weiter ins Detail gehen, uns die Ergebniſſe<lb/> nach den einzelnen preußiſchen Regierungsbezirken geordnet<lb/> anſehen. Ich laſſe ihnen als weitere Ergänzung gleich<lb/> die Zahlen für einige der neuen preußiſchen Provinzen<lb/> und kleinern deutſchen Staaten, berechnet nach den<lb/> Frantz’ſchen Summen, <note place="foot" n="1">Die Zahlen weichen, wie mehr erwähnt, von den<lb/> offiziellen, ſoweit ſie exiſtiren, theilweiſe etwas ab; aber ich<lb/> konnte hier keine anderen zu Grunde legen; Viebahn hat über-<lb/> haupt keine Summen der Meiſter und Gehülfen getrennt, und<lb/> offizielle Summirungen exiſtiren nur von ein paar Staaten.<lb/> Die Frantz’ſchen Zahlen haben wenigſtens die Wahrſcheinlichkeit<lb/> für ſich, nach derſelben Methode gewonnen zu ſein.</note> folgen. Es kamen auf die:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [359/0381]
Die Gehülfenzahl nach den preußiſchen Provinzen.
aber unbedeutend. In der Rheinprovinz ſind 1861 noch
Verhältniſſe, die auf ein Ueberwiegen kleiner Geſchäfte,
auf die Möglichkeit für jeden Geſellen, ſelbſt Meiſter zu
werden, deuten. Im Oſten dagegen iſt die Gehülfen-
zahl auf das 2—3 fache gegen 1822 geſtiegen, obwohl
anzunehmen iſt, daß das Landhandwerk hier, ſoweit es
exiſtirt, auch heute noch weniger Gehülfen hat, als das
Landhandwerk am Rhein. Die Zahlen zeigen, daß hier
die Gehülfen nicht bloß gewachſen ſind, wie es im All-
gemeinen einem etwas geſtiegenen Wohlſtand entſpricht,
ſie zeigen, daß hier ganz andere Zuſtände ſich gebildet
haben, ſie zeigen, daß hier mehr und mehr das
Handwerk der großen Städte, daß in den bedeutendern
Städten mehr und mehr die größern Handwerksgeſchäfte
und die Magazine überwiegen.
Aehnliche Gedanken ergeben ſich uns, wenn wir
noch etwas weiter ins Detail gehen, uns die Ergebniſſe
nach den einzelnen preußiſchen Regierungsbezirken geordnet
anſehen. Ich laſſe ihnen als weitere Ergänzung gleich
die Zahlen für einige der neuen preußiſchen Provinzen
und kleinern deutſchen Staaten, berechnet nach den
Frantz’ſchen Summen, 1 folgen. Es kamen auf die:
1 Die Zahlen weichen, wie mehr erwähnt, von den
offiziellen, ſoweit ſie exiſtiren, theilweiſe etwas ab; aber ich
konnte hier keine anderen zu Grunde legen; Viebahn hat über-
haupt keine Summen der Meiſter und Gehülfen getrennt, und
offizielle Summirungen exiſtiren nur von ein paar Staaten.
Die Frantz’ſchen Zahlen haben wenigſtens die Wahrſcheinlichkeit
für ſich, nach derſelben Methode gewonnen zu ſein.
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