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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Der Sieg des Großbetriebs in der Brennerei.

Aber möglich war das nur durch das vollständige
Verlassen des Kleinbetriebs. Die Zunahme ist rein
auf Rechnung der vollendeten Technik, des Großbetriebs,
der Brennereien auf ganz großen Gütern zu setzen.
Schon in den dreißiger Jahren hatten die Fortschritte
in den Fabriken, welche den Betrieb fortsetzten, begonnen,
vollendet haben sie sich erst von 1854 ab. Die Zahl
der Geschäfte hat bedeutend abgenommen; es gab:

[Tabelle]
Schon 1831 freilich zahlten von den 13819 betriebenen
Geschäften 2795 je über 500 Thlr. jährliche Brannt-
weinsteuer, aber 1865 zahlen von 7711 nicht weniger als
3682, also beinahe die Hälfte, über 500 Thlr. Der
Umfang der Geschäfte nimmt auf der Linie nach Nordost
wieder zu. Im Jahre 1864 haben 533 Brennereien
über 5000 Thlr. Steuern gezahlt, 115 hiervon fallen auf
Posen, 51 auf Pommern, 74 auf Schlesien, 124 auf
die Mark, 90 auf Sachsen; das sind zusammen 454.
Die 466 Brennereien Posens produziren das dreifache
Quantum der 2422 rheinischen Brennereien. Es liegt in
alledem der klare Beweis, daß der Großbetrieb zur
Herrschaft gelangt ist. Wenn 1861 auf eine Brennerei
durchschnittlich 3 Personen kommen, so beweist das nur,
daß neben den großen Etablissements im Osten eine
gewisse Zahl ganz unbedeutender Brennereien noch
existirt, sowie daß die Erhebung der Personenzahl nicht
genau sein kann bei einem Nebengewerbe, das nur

Der Sieg des Großbetriebs in der Brennerei.

Aber möglich war das nur durch das vollſtändige
Verlaſſen des Kleinbetriebs. Die Zunahme iſt rein
auf Rechnung der vollendeten Technik, des Großbetriebs,
der Brennereien auf ganz großen Gütern zu ſetzen.
Schon in den dreißiger Jahren hatten die Fortſchritte
in den Fabriken, welche den Betrieb fortſetzten, begonnen,
vollendet haben ſie ſich erſt von 1854 ab. Die Zahl
der Geſchäfte hat bedeutend abgenommen; es gab:

[Tabelle]
Schon 1831 freilich zahlten von den 13819 betriebenen
Geſchäften 2795 je über 500 Thlr. jährliche Brannt-
weinſteuer, aber 1865 zahlen von 7711 nicht weniger als
3682, alſo beinahe die Hälfte, über 500 Thlr. Der
Umfang der Geſchäfte nimmt auf der Linie nach Nordoſt
wieder zu. Im Jahre 1864 haben 533 Brennereien
über 5000 Thlr. Steuern gezahlt, 115 hiervon fallen auf
Poſen, 51 auf Pommern, 74 auf Schleſien, 124 auf
die Mark, 90 auf Sachſen; das ſind zuſammen 454.
Die 466 Brennereien Poſens produziren das dreifache
Quantum der 2422 rheiniſchen Brennereien. Es liegt in
alledem der klare Beweis, daß der Großbetrieb zur
Herrſchaft gelangt iſt. Wenn 1861 auf eine Brennerei
durchſchnittlich 3 Perſonen kommen, ſo beweiſt das nur,
daß neben den großen Etabliſſements im Oſten eine
gewiſſe Zahl ganz unbedeutender Brennereien noch
exiſtirt, ſowie daß die Erhebung der Perſonenzahl nicht
genau ſein kann bei einem Nebengewerbe, das nur

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[405/0427] Der Sieg des Großbetriebs in der Brennerei. Aber möglich war das nur durch das vollſtändige Verlaſſen des Kleinbetriebs. Die Zunahme iſt rein auf Rechnung der vollendeten Technik, des Großbetriebs, der Brennereien auf ganz großen Gütern zu ſetzen. Schon in den dreißiger Jahren hatten die Fortſchritte in den Fabriken, welche den Betrieb fortſetzten, begonnen, vollendet haben ſie ſich erſt von 1854 ab. Die Zahl der Geſchäfte hat bedeutend abgenommen; es gab: Schon 1831 freilich zahlten von den 13819 betriebenen Geſchäften 2795 je über 500 Thlr. jährliche Brannt- weinſteuer, aber 1865 zahlen von 7711 nicht weniger als 3682, alſo beinahe die Hälfte, über 500 Thlr. Der Umfang der Geſchäfte nimmt auf der Linie nach Nordoſt wieder zu. Im Jahre 1864 haben 533 Brennereien über 5000 Thlr. Steuern gezahlt, 115 hiervon fallen auf Poſen, 51 auf Pommern, 74 auf Schleſien, 124 auf die Mark, 90 auf Sachſen; das ſind zuſammen 454. Die 466 Brennereien Poſens produziren das dreifache Quantum der 2422 rheiniſchen Brennereien. Es liegt in alledem der klare Beweis, daß der Großbetrieb zur Herrſchaft gelangt iſt. Wenn 1861 auf eine Brennerei durchſchnittlich 3 Perſonen kommen, ſo beweiſt das nur, daß neben den großen Etabliſſements im Oſten eine gewiſſe Zahl ganz unbedeutender Brennereien noch exiſtirt, ſowie daß die Erhebung der Perſonenzahl nicht genau ſein kann bei einem Nebengewerbe, das nur

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/427>, abgerufen am 22.11.2024.