Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. Ganz anders lagen die Dinge in der Flachs- In ganz Norddeutschland, besonders aber in 1 Der Volkswohlstand im preuß. Staat, S. 142 -- 46. 2 Dieterici, daselbst S. 24. 3 Vergl. Gülich II, 318. Die Hauptquelle für die Geschichte
der preuß. Leindwandindustrie ist Schneer, über die Noth der Leinenarbeiter in Schlesien, Berlin 1844. Vergl. auch Volz, Bei- träge zur Geschichte der Leinwandfabrikation und des Leinwand- handels in Württemberg von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten. Württembergische Jahrbücher 1854. Heft 1. S. 148 -- 184, Heft 2, S. 1 -- 62. Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. Ganz anders lagen die Dinge in der Flachs- In ganz Norddeutſchland, beſonders aber in 1 Der Volkswohlſtand im preuß. Staat, S. 142 — 46. 2 Dieterici, daſelbſt S. 24. 3 Vergl. Gülich II, 318. Die Hauptquelle für die Geſchichte
der preuß. Leindwandinduſtrie iſt Schneer, über die Noth der Leinenarbeiter in Schleſien, Berlin 1844. Vergl. auch Volz, Bei- träge zur Geſchichte der Leinwandfabrikation und des Leinwand- handels in Württemberg von den älteſten bis auf die neueſten Zeiten. Württembergiſche Jahrbücher 1854. Heft 1. S. 148 — 184, Heft 2, S. 1 — 62. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0478" n="456"/> <fw place="top" type="header">Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.</fw><lb/> <p>Ganz anders lagen die Dinge in der Flachs-<lb/> ſpinnerei. Leinwand war ſeit Jahrhunderten der Hauptſtoff<lb/> für Ober- und Unterkleider, für Bett- und Tiſchzeug<lb/> aller Stände. Dieterici rechnet, <note place="foot" n="1">Der Volkswohlſtand im preuß. Staat, S. 142 — 46.</note> daß 1806 im Durch-<lb/> ſchnitt der ganzen preußiſchen Bevölkerung jede einzelne<lb/> Perſon jährlich ½ Elle Wollgewebe, ¾ Ellen Baumwoll-<lb/> ſtoffe, — aber 4 Ellen Leinwand verbraucht habe. Und<lb/> zu dieſem Bedarf für den eigenen Verbrauch kam der<lb/> Export. Seit alter Zeit hatte man aus Deutſchland<lb/> viel Leinen exportirt; im 18 ten Jahrhundert hatte die<lb/> Ausfuhr beſonders ſchleſiſcher und weſtfäliſcher Leinwand<lb/> ſich wieder außerordentlich geſteigert. Und mit der<lb/> Ausfuhr der Leinwand hatte ſich auch die Ausfuhr von<lb/> Leinengarn gehoben. Allein aus den preußiſchen Staaten<lb/> erreichte der Werth der jährlichen Ausfuhr gegen Ende<lb/> des Jahrhunderts einen Betrag von etwa 3 Millionen<lb/> Thaler. <note place="foot" n="2">Dieterici, daſelbſt S. 24.</note></p><lb/> <p>In ganz Norddeutſchland, beſonders aber in<lb/> Schleſien, in Osnabrück, in Ravensberg, im Hannöver-<lb/> ſchen und Braunſchweigiſchen hatte ſich das Spinnen<lb/> verbreitet. <note place="foot" n="3">Vergl. Gülich <hi rendition="#aq">II,</hi> 318. Die Hauptquelle für die Geſchichte<lb/> der preuß. Leindwandinduſtrie iſt Schneer, über die Noth der<lb/> Leinenarbeiter in Schleſien, Berlin 1844. Vergl. auch Volz, Bei-<lb/> träge zur Geſchichte der Leinwandfabrikation und des Leinwand-<lb/> handels in Württemberg von den älteſten bis auf die neueſten<lb/> Zeiten. Württembergiſche Jahrbücher 1854. Heft 1. S. 148 —<lb/> 184, Heft 2, S. 1 — 62.</note> Man ſpann in allen Familien des Mittel-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [456/0478]
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Ganz anders lagen die Dinge in der Flachs-
ſpinnerei. Leinwand war ſeit Jahrhunderten der Hauptſtoff
für Ober- und Unterkleider, für Bett- und Tiſchzeug
aller Stände. Dieterici rechnet, 1 daß 1806 im Durch-
ſchnitt der ganzen preußiſchen Bevölkerung jede einzelne
Perſon jährlich ½ Elle Wollgewebe, ¾ Ellen Baumwoll-
ſtoffe, — aber 4 Ellen Leinwand verbraucht habe. Und
zu dieſem Bedarf für den eigenen Verbrauch kam der
Export. Seit alter Zeit hatte man aus Deutſchland
viel Leinen exportirt; im 18 ten Jahrhundert hatte die
Ausfuhr beſonders ſchleſiſcher und weſtfäliſcher Leinwand
ſich wieder außerordentlich geſteigert. Und mit der
Ausfuhr der Leinwand hatte ſich auch die Ausfuhr von
Leinengarn gehoben. Allein aus den preußiſchen Staaten
erreichte der Werth der jährlichen Ausfuhr gegen Ende
des Jahrhunderts einen Betrag von etwa 3 Millionen
Thaler. 2
In ganz Norddeutſchland, beſonders aber in
Schleſien, in Osnabrück, in Ravensberg, im Hannöver-
ſchen und Braunſchweigiſchen hatte ſich das Spinnen
verbreitet. 3 Man ſpann in allen Familien des Mittel-
1 Der Volkswohlſtand im preuß. Staat, S. 142 — 46.
2 Dieterici, daſelbſt S. 24.
3 Vergl. Gülich II, 318. Die Hauptquelle für die Geſchichte
der preuß. Leindwandinduſtrie iſt Schneer, über die Noth der
Leinenarbeiter in Schleſien, Berlin 1844. Vergl. auch Volz, Bei-
träge zur Geſchichte der Leinwandfabrikation und des Leinwand-
handels in Württemberg von den älteſten bis auf die neueſten
Zeiten. Württembergiſche Jahrbücher 1854. Heft 1. S. 148 —
184, Heft 2, S. 1 — 62.
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