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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Der Rückgang der Tuchscheerer und Walkmühlen.
[Tabelle]

Nach diesen Zahlen beginnt die Krisis bei den
Tuchscheerern schon zwischen 1834 -- 37, bei den Walk-
mühlen nicht viel später. Beide Gewerbe hören als
selbständig nach und nach ganz auf, da die große Tuch-
industrie eigene Walken, eigene Scheermaschinen besitzt.

Blicken wir so im Ganzen zurück auf die kleine
handwerksmäßige Produktion, so läßt sich nicht leugnen,
daß sie allerwärts im Rückgang begriffen, theilweise
schon vollständig verschwunden ist.

Aber immerhin ist der Uebergang noch nicht überall
vollzogen; in einzelnen Branchen wird er noch Jahre
und Jahrzehnte sich hinziehen. Mancherlei Ursachen
tragen dazu bei. Althergebrachte Gewohnheiten wirken
den Fabrikprodukten entgegen; in abgelegenen Gegenden
ist der Handel mit ihnen nicht entwickelt. Die untern
Klassen, die Hausfrauen in diesen Kreisen wünschen nach
wie vor bei dem ihnen persönlich bekannten Weber auf
dem Jahrmarkte zu kaufen. Auch jetzt noch haben

Der Rückgang der Tuchſcheerer und Walkmühlen.
[Tabelle]

Nach dieſen Zahlen beginnt die Kriſis bei den
Tuchſcheerern ſchon zwiſchen 1834 — 37, bei den Walk-
mühlen nicht viel ſpäter. Beide Gewerbe hören als
ſelbſtändig nach und nach ganz auf, da die große Tuch-
induſtrie eigene Walken, eigene Scheermaſchinen beſitzt.

Blicken wir ſo im Ganzen zurück auf die kleine
handwerksmäßige Produktion, ſo läßt ſich nicht leugnen,
daß ſie allerwärts im Rückgang begriffen, theilweiſe
ſchon vollſtändig verſchwunden iſt.

Aber immerhin iſt der Uebergang noch nicht überall
vollzogen; in einzelnen Branchen wird er noch Jahre
und Jahrzehnte ſich hinziehen. Mancherlei Urſachen
tragen dazu bei. Althergebrachte Gewohnheiten wirken
den Fabrikprodukten entgegen; in abgelegenen Gegenden
iſt der Handel mit ihnen nicht entwickelt. Die untern
Klaſſen, die Hausfrauen in dieſen Kreiſen wünſchen nach
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[525/0547] Der Rückgang der Tuchſcheerer und Walkmühlen. Nach dieſen Zahlen beginnt die Kriſis bei den Tuchſcheerern ſchon zwiſchen 1834 — 37, bei den Walk- mühlen nicht viel ſpäter. Beide Gewerbe hören als ſelbſtändig nach und nach ganz auf, da die große Tuch- induſtrie eigene Walken, eigene Scheermaſchinen beſitzt. Blicken wir ſo im Ganzen zurück auf die kleine handwerksmäßige Produktion, ſo läßt ſich nicht leugnen, daß ſie allerwärts im Rückgang begriffen, theilweiſe ſchon vollſtändig verſchwunden iſt. Aber immerhin iſt der Uebergang noch nicht überall vollzogen; in einzelnen Branchen wird er noch Jahre und Jahrzehnte ſich hinziehen. Mancherlei Urſachen tragen dazu bei. Althergebrachte Gewohnheiten wirken den Fabrikprodukten entgegen; in abgelegenen Gegenden iſt der Handel mit ihnen nicht entwickelt. Die untern Klaſſen, die Hausfrauen in dieſen Kreiſen wünſchen nach wie vor bei dem ihnen perſönlich bekannten Weber auf dem Jahrmarkte zu kaufen. Auch jetzt noch haben

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/547>, abgerufen am 22.11.2024.