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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
allen Weltgegenden liefert, veranlaßt und ins Leben
gerufen. Was die Organisation betrifft, so herrscht fast
durchaus noch die Hausindustrie. Die Wirkermeister,
welche bis 1. Januar 1863 eine Handwerkerzunft bil-
deten, haben ihre eigenen Wirkerstühle in ihren eigenen
Wohnungen, erhalten Muster und Garne von dem
Fabrikanten zugewogen und fertigen mit ihren Gesellen
und Lehrlingen die bestellten Waaren für die akkordirten
Preise in ihrem Hause an, so daß dem Fabrikanten
nur die Anfertigung der Muster und die Arbeit der
Prüfung, Sortirung, Etikettirung und Verpackung der
fertigen Waaren bleibt. Um dem Bedürfniß der Detail-
händler, welche von ihnen die Waaren erhalten, voll-
ständig zu genügen, lassen sie auch, hauptsächlich aus-
wärts auf Meilen weit bis Halle und Kassel stricken
und andere Handarbeit von Frauen, von Wittwen und
Waisen fertigen. Von 941 Wirkermeistern im Groß-
herzogthum Weimar kamen 1861 - 534 auf Apolda; sie
hatten 449 männliche und etwa 400 weibliche Gehülfen;
daneben zählte man 39 Fabrikanten, die innerhalb ihrer
Lokale 73 Buchhalter und Kommis, 77 männliche und 191
weibliche Arbeiter beschäftigten. Mechanische Wirkstühle
gab es erst 62; man ging 1861 eben erst daran, sie
zum erstenmal mit Dampf in Bewegung zu setzen. Die
Aufnahme von 1864 zeigt im Großherzogthum Weimar
nur 748 selbständige Strumpfwirkergeschäfte.1 Die Ab-
nahme von 1861--64 hat dieselbe Ursache, die ich gleich
bei der sächsischen Industrie werde zu besprechen haben.

1 Statistik Thüringens von Hildebrand I, S. 249.

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
allen Weltgegenden liefert, veranlaßt und ins Leben
gerufen. Was die Organiſation betrifft, ſo herrſcht faſt
durchaus noch die Hausinduſtrie. Die Wirkermeiſter,
welche bis 1. Januar 1863 eine Handwerkerzunft bil-
deten, haben ihre eigenen Wirkerſtühle in ihren eigenen
Wohnungen, erhalten Muſter und Garne von dem
Fabrikanten zugewogen und fertigen mit ihren Geſellen
und Lehrlingen die beſtellten Waaren für die akkordirten
Preiſe in ihrem Hauſe an, ſo daß dem Fabrikanten
nur die Anfertigung der Muſter und die Arbeit der
Prüfung, Sortirung, Etikettirung und Verpackung der
fertigen Waaren bleibt. Um dem Bedürfniß der Detail-
händler, welche von ihnen die Waaren erhalten, voll-
ſtändig zu genügen, laſſen ſie auch, hauptſächlich aus-
wärts auf Meilen weit bis Halle und Kaſſel ſtricken
und andere Handarbeit von Frauen, von Wittwen und
Waiſen fertigen. Von 941 Wirkermeiſtern im Groß-
herzogthum Weimar kamen 1861 ‒ 534 auf Apolda; ſie
hatten 449 männliche und etwa 400 weibliche Gehülfen;
daneben zählte man 39 Fabrikanten, die innerhalb ihrer
Lokale 73 Buchhalter und Kommis, 77 männliche und 191
weibliche Arbeiter beſchäftigten. Mechaniſche Wirkſtühle
gab es erſt 62; man ging 1861 eben erſt daran, ſie
zum erſtenmal mit Dampf in Bewegung zu ſetzen. Die
Aufnahme von 1864 zeigt im Großherzogthum Weimar
nur 748 ſelbſtändige Strumpfwirkergeſchäfte.1 Die Ab-
nahme von 1861—64 hat dieſelbe Urſache, die ich gleich
bei der ſächſiſchen Induſtrie werde zu beſprechen haben.

1 Statiſtik Thüringens von Hildebrand I, S. 249.
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[606/0628] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. allen Weltgegenden liefert, veranlaßt und ins Leben gerufen. Was die Organiſation betrifft, ſo herrſcht faſt durchaus noch die Hausinduſtrie. Die Wirkermeiſter, welche bis 1. Januar 1863 eine Handwerkerzunft bil- deten, haben ihre eigenen Wirkerſtühle in ihren eigenen Wohnungen, erhalten Muſter und Garne von dem Fabrikanten zugewogen und fertigen mit ihren Geſellen und Lehrlingen die beſtellten Waaren für die akkordirten Preiſe in ihrem Hauſe an, ſo daß dem Fabrikanten nur die Anfertigung der Muſter und die Arbeit der Prüfung, Sortirung, Etikettirung und Verpackung der fertigen Waaren bleibt. Um dem Bedürfniß der Detail- händler, welche von ihnen die Waaren erhalten, voll- ſtändig zu genügen, laſſen ſie auch, hauptſächlich aus- wärts auf Meilen weit bis Halle und Kaſſel ſtricken und andere Handarbeit von Frauen, von Wittwen und Waiſen fertigen. Von 941 Wirkermeiſtern im Groß- herzogthum Weimar kamen 1861 ‒ 534 auf Apolda; ſie hatten 449 männliche und etwa 400 weibliche Gehülfen; daneben zählte man 39 Fabrikanten, die innerhalb ihrer Lokale 73 Buchhalter und Kommis, 77 männliche und 191 weibliche Arbeiter beſchäftigten. Mechaniſche Wirkſtühle gab es erſt 62; man ging 1861 eben erſt daran, ſie zum erſtenmal mit Dampf in Bewegung zu ſetzen. Die Aufnahme von 1864 zeigt im Großherzogthum Weimar nur 748 ſelbſtändige Strumpfwirkergeſchäfte. 1 Die Ab- nahme von 1861—64 hat dieſelbe Urſache, die ich gleich bei der ſächſiſchen Induſtrie werde zu beſprechen haben. 1 Statiſtik Thüringens von Hildebrand I, S. 249.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/628>, abgerufen am 22.11.2024.