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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Schuhmacherei im Großen.
nicht mehr besitzen, müssen für sie arbeiten. Es beginnt
mehr und allgemeiner das Arbeiten auf Lager; die kauf-
männische Spekulation bemächtigte sich der Sache. Der
Zollverein, der 1842 -- 46 erst eine Mehrausfuhr
von jährlich 1559 Ztnr. groben und 1068 Ztnr. feinen
Lederwaaren hatte, bringt es 1860 -- 61 auf eine Mehr-
ausfuhr von 16781 Ztnr. groben und 10532 Ztnr.
feinen Lederwaaren. Damit bekamen die Schuster als
Hausindustrie eine andere Stellung. Innerhalb des
Zollvereins freilich hatten längst einzelne Orte Schuhe,
Stiefeln und Pantoffeln auch für weiteren Absatz ange-
fertigt. Schon 1822 ist der 10 te Kahlauer ein Schuh-
macher, ebenso der 34 ste Erfurter; 1846 der 8 te Kahlauer
und der 30 ste Erfurter. Aber eine solche Produktion war
doch mehr vereinzelt. Mit dem heutigen Verkehr konnte
diese Art des Betriebes einen neuen Aufschwung nehmen,
um so mehr als an solchen Orten größere Geschäfte
entstanden und alle Fortschritte der Technik schnell ein-
geführt wurden. In Erfurt waren schon 1849 neben
410 Meistern mit 411 Gehülfen 5 Schuhfabriken mit
148 Arbeitern. In Mainz hat jetzt ein Geschäft
allein 160 männliche und weibliche Arbeiter. In
Württemberg geht der Schuhexport von Tuttlingen und
Balingen aus. In Thüringen kommen besonders noch
Gotha, in der Provinz Sachsen Naumburg und Mühl-
hausen in Betracht. Im Königreich Sachsen liefern die
Groitz'schen Schuhmacher mit 339 Gesellen und Lehr-
lingen, 1200 anderen Personen und 44 Steppmaschinen
jährlich 72000 Dutzend Paar Schuhe. In der Rhein-
pfalz ist neben Worms vor Allem das kleine Städtchen

Schmoller, Geschichte d. Kleingewerbe. 40

Die Schuhmacherei im Großen.
nicht mehr beſitzen, müſſen für ſie arbeiten. Es beginnt
mehr und allgemeiner das Arbeiten auf Lager; die kauf-
männiſche Spekulation bemächtigte ſich der Sache. Der
Zollverein, der 1842 — 46 erſt eine Mehrausfuhr
von jährlich 1559 Ztnr. groben und 1068 Ztnr. feinen
Lederwaaren hatte, bringt es 1860 — 61 auf eine Mehr-
ausfuhr von 16781 Ztnr. groben und 10532 Ztnr.
feinen Lederwaaren. Damit bekamen die Schuſter als
Hausinduſtrie eine andere Stellung. Innerhalb des
Zollvereins freilich hatten längſt einzelne Orte Schuhe,
Stiefeln und Pantoffeln auch für weiteren Abſatz ange-
fertigt. Schon 1822 iſt der 10 te Kahlauer ein Schuh-
macher, ebenſo der 34 ſte Erfurter; 1846 der 8 te Kahlauer
und der 30 ſte Erfurter. Aber eine ſolche Produktion war
doch mehr vereinzelt. Mit dem heutigen Verkehr konnte
dieſe Art des Betriebes einen neuen Aufſchwung nehmen,
um ſo mehr als an ſolchen Orten größere Geſchäfte
entſtanden und alle Fortſchritte der Technik ſchnell ein-
geführt wurden. In Erfurt waren ſchon 1849 neben
410 Meiſtern mit 411 Gehülfen 5 Schuhfabriken mit
148 Arbeitern. In Mainz hat jetzt ein Geſchäft
allein 160 männliche und weibliche Arbeiter. In
Württemberg geht der Schuhexport von Tuttlingen und
Balingen aus. In Thüringen kommen beſonders noch
Gotha, in der Provinz Sachſen Naumburg und Mühl-
hauſen in Betracht. Im Königreich Sachſen liefern die
Groitz’ſchen Schuhmacher mit 339 Geſellen und Lehr-
lingen, 1200 anderen Perſonen und 44 Steppmaſchinen
jährlich 72000 Dutzend Paar Schuhe. In der Rhein-
pfalz iſt neben Worms vor Allem das kleine Städtchen

Schmoller, Geſchichte d. Kleingewerbe. 40
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[625/0647] Die Schuhmacherei im Großen. nicht mehr beſitzen, müſſen für ſie arbeiten. Es beginnt mehr und allgemeiner das Arbeiten auf Lager; die kauf- männiſche Spekulation bemächtigte ſich der Sache. Der Zollverein, der 1842 — 46 erſt eine Mehrausfuhr von jährlich 1559 Ztnr. groben und 1068 Ztnr. feinen Lederwaaren hatte, bringt es 1860 — 61 auf eine Mehr- ausfuhr von 16781 Ztnr. groben und 10532 Ztnr. feinen Lederwaaren. Damit bekamen die Schuſter als Hausinduſtrie eine andere Stellung. Innerhalb des Zollvereins freilich hatten längſt einzelne Orte Schuhe, Stiefeln und Pantoffeln auch für weiteren Abſatz ange- fertigt. Schon 1822 iſt der 10 te Kahlauer ein Schuh- macher, ebenſo der 34 ſte Erfurter; 1846 der 8 te Kahlauer und der 30 ſte Erfurter. Aber eine ſolche Produktion war doch mehr vereinzelt. Mit dem heutigen Verkehr konnte dieſe Art des Betriebes einen neuen Aufſchwung nehmen, um ſo mehr als an ſolchen Orten größere Geſchäfte entſtanden und alle Fortſchritte der Technik ſchnell ein- geführt wurden. In Erfurt waren ſchon 1849 neben 410 Meiſtern mit 411 Gehülfen 5 Schuhfabriken mit 148 Arbeitern. In Mainz hat jetzt ein Geſchäft allein 160 männliche und weibliche Arbeiter. In Württemberg geht der Schuhexport von Tuttlingen und Balingen aus. In Thüringen kommen beſonders noch Gotha, in der Provinz Sachſen Naumburg und Mühl- hauſen in Betracht. Im Königreich Sachſen liefern die Groitz’ſchen Schuhmacher mit 339 Geſellen und Lehr- lingen, 1200 anderen Perſonen und 44 Steppmaſchinen jährlich 72000 Dutzend Paar Schuhe. In der Rhein- pfalz iſt neben Worms vor Allem das kleine Städtchen Schmoller, Geſchichte d. Kleingewerbe. 40

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/647>, abgerufen am 22.11.2024.