Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. ein großer Theil der im Zollverein verbrauchten Blumenbezogen wird. Die dortige Industrie hat eine seltene Vollendung und einen seltenen Umfang erreicht; der Werth der produzirten Waaren war 1847 - 11, 1858 16, 1867 - 25 Mill. Frcs., wovon etwa die Hälfte der Handarbeit, zu dem größten Theil Frauen und Mädchen, welche zu Hause arbeiten, zu Gute kommt. Besondere Graveure und Werkzeugfabrikanten liefern die Matrizen, Pressen und Modelle für die künstlichen Blumen; darunter sind wirkliche Künstler; je treuer und schöner sie die Natur nachzuahmen verstehen, desto voll- endeter sind die Produkte. Dann kommen die Fabri- kanten, welche mit strenger Sonderung der einzelnen Bestandtheile, Kelche, Samenkapseln, Knospen, Gräser, Körner liefern. Eine dritte Gruppe färbt und preßt die Stoffe und stellt Zweige her. Dann erst kommen die eigentlichen Blumenmacher, welche die meisten Frauen beschäftigen, wobei auch wieder strenge Arbeitstheilung zwischen Trauerblumen, Rosenfabrikanten etc. statt- findet. Endlich kommen die Blumenmodisten, welche die verschiedenen Blumen zusammensetzen, Bouquets und Kränze fertigen, hauptsächlich aber in den Ma- gazinen die Waaren verkaufen, die Mode beherr- schen, die Verwendung für die einzelne Toilette bestimmen. In annähernder Weise hat sich auch das Geschäft 1) Ausstellungsbericht von 1851, III, 594. Oestr. Aus-
stellungsbericht 1867, Bd. IV, 232. Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. ein großer Theil der im Zollverein verbrauchten Blumenbezogen wird. Die dortige Induſtrie hat eine ſeltene Vollendung und einen ſeltenen Umfang erreicht; der Werth der produzirten Waaren war 1847 - 11, 1858 16, 1867 - 25 Mill. Frcs., wovon etwa die Hälfte der Handarbeit, zu dem größten Theil Frauen und Mädchen, welche zu Hauſe arbeiten, zu Gute kommt. Beſondere Graveure und Werkzeugfabrikanten liefern die Matrizen, Preſſen und Modelle für die künſtlichen Blumen; darunter ſind wirkliche Künſtler; je treuer und ſchöner ſie die Natur nachzuahmen verſtehen, deſto voll- endeter ſind die Produkte. Dann kommen die Fabri- kanten, welche mit ſtrenger Sonderung der einzelnen Beſtandtheile, Kelche, Samenkapſeln, Knoſpen, Gräſer, Körner liefern. Eine dritte Gruppe färbt und preßt die Stoffe und ſtellt Zweige her. Dann erſt kommen die eigentlichen Blumenmacher, welche die meiſten Frauen beſchäftigen, wobei auch wieder ſtrenge Arbeitstheilung zwiſchen Trauerblumen, Roſenfabrikanten ꝛc. ſtatt- findet. Endlich kommen die Blumenmodiſten, welche die verſchiedenen Blumen zuſammenſetzen, Bouquets und Kränze fertigen, hauptſächlich aber in den Ma- gazinen die Waaren verkaufen, die Mode beherr- ſchen, die Verwendung für die einzelne Toilette beſtimmen. In annähernder Weiſe hat ſich auch das Geſchäft 1) Ausſtellungsbericht von 1851, III, 594. Oeſtr. Aus-
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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
ein großer Theil der im Zollverein verbrauchten Blumen
bezogen wird. Die dortige Induſtrie hat eine ſeltene
Vollendung und einen ſeltenen Umfang erreicht; der
Werth der produzirten Waaren war 1847 - 11, 1858
16, 1867 - 25 Mill. Frcs., wovon etwa die Hälfte
der Handarbeit, zu dem größten Theil Frauen und
Mädchen, welche zu Hauſe arbeiten, zu Gute kommt.
Beſondere Graveure und Werkzeugfabrikanten liefern die
Matrizen, Preſſen und Modelle für die künſtlichen
Blumen; darunter ſind wirkliche Künſtler; je treuer und
ſchöner ſie die Natur nachzuahmen verſtehen, deſto voll-
endeter ſind die Produkte. Dann kommen die Fabri-
kanten, welche mit ſtrenger Sonderung der einzelnen
Beſtandtheile, Kelche, Samenkapſeln, Knoſpen, Gräſer,
Körner liefern. Eine dritte Gruppe färbt und preßt die
Stoffe und ſtellt Zweige her. Dann erſt kommen die
eigentlichen Blumenmacher, welche die meiſten Frauen
beſchäftigen, wobei auch wieder ſtrenge Arbeitstheilung
zwiſchen Trauerblumen, Roſenfabrikanten ꝛc. ſtatt-
findet. Endlich kommen die Blumenmodiſten, welche
die verſchiedenen Blumen zuſammenſetzen, Bouquets
und Kränze fertigen, hauptſächlich aber in den Ma-
gazinen die Waaren verkaufen, die Mode beherr-
ſchen, die Verwendung für die einzelne Toilette
beſtimmen.
In annähernder Weiſe hat ſich auch das Geſchäft
in Deutſchland geſtaltet. Die Herſtellung der Materialien
1)
1) Ausſtellungsbericht von 1851, III, 594. Oeſtr. Aus-
ſtellungsbericht 1867, Bd. IV, 232.
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