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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die preußischen Aufnahmen.
preußischen Zollsystem ausgeschlossenen nächstliegenden
Nachbarlande litten. Ein anderes wichtiges Moment für
die allgemeine Besserung der Lage waren die Ende der
zwanziger Jahre wieder steigenden Produktenpreise. Die
Getreideausfuhr nach England nahm wieder zu, das
Wollgeschäft des norddeutschen Landwirths war in der
höchsten Blüthe, die Ackerbaukrisis so ziemlich zu Ende.
Somit werden wir nicht irren, wenn wir die Jahre
gegen 1830 als solche bezeichnen, in denen die beson-
deren Mißstände, die sich an die Kriegsjahre und an
die ersten Friedensjahre anschlossen, wesentlich zurück-
getreten sind, in denen also die Gewerbefreiheit in
ihren reinen Folgen sich ersichtlich zeigen muß; daneben
sind es Jahre, in denen die Konkurrenz der Groß-
industrie noch kaum begonnen hat, jedenfalls noch nicht
in dem Maße vorhanden ist, wie heutzutage.

Deshalb glaube ich, richtig zu verfahren, wenn
ich, wie früher schon Dieterici, die preußische Gewerbe-
statistik von 1795/1803 gerade mit der von 1831
vergleiche. Die erste ein Bild der Zustände vor dem
Krieg, ein Bild relativ blühender Kleinindustrie, wie
sie unter der Herrschaft des Zunftwesens und der staat-
lichen Maßregelung möglich war; die zweite ein Bild
der Zustände, wie sie nach so ziemlicher Beseitigung der
Kriegswehen unter der beinahe vollständigen Herrschaft
der Gewerbefreiheit sich gestalten.

Krug's statistische Aufnahmen sind in den Jahren
1795--1803 nach den einzelnen preußischen Provinzen
gemacht; sie erstrecken sich nicht auf sämmtliche Provinzen
oder Departements. Die in Betracht kommenden sind

Die preußiſchen Aufnahmen.
preußiſchen Zollſyſtem ausgeſchloſſenen nächſtliegenden
Nachbarlande litten. Ein anderes wichtiges Moment für
die allgemeine Beſſerung der Lage waren die Ende der
zwanziger Jahre wieder ſteigenden Produktenpreiſe. Die
Getreideausfuhr nach England nahm wieder zu, das
Wollgeſchäft des norddeutſchen Landwirths war in der
höchſten Blüthe, die Ackerbaukriſis ſo ziemlich zu Ende.
Somit werden wir nicht irren, wenn wir die Jahre
gegen 1830 als ſolche bezeichnen, in denen die beſon-
deren Mißſtände, die ſich an die Kriegsjahre und an
die erſten Friedensjahre anſchloſſen, weſentlich zurück-
getreten ſind, in denen alſo die Gewerbefreiheit in
ihren reinen Folgen ſich erſichtlich zeigen muß; daneben
ſind es Jahre, in denen die Konkurrenz der Groß-
induſtrie noch kaum begonnen hat, jedenfalls noch nicht
in dem Maße vorhanden iſt, wie heutzutage.

Deshalb glaube ich, richtig zu verfahren, wenn
ich, wie früher ſchon Dieterici, die preußiſche Gewerbe-
ſtatiſtik von 1795/1803 gerade mit der von 1831
vergleiche. Die erſte ein Bild der Zuſtände vor dem
Krieg, ein Bild relativ blühender Kleininduſtrie, wie
ſie unter der Herrſchaft des Zunftweſens und der ſtaat-
lichen Maßregelung möglich war; die zweite ein Bild
der Zuſtände, wie ſie nach ſo ziemlicher Beſeitigung der
Kriegswehen unter der beinahe vollſtändigen Herrſchaft
der Gewerbefreiheit ſich geſtalten.

Krug’s ſtatiſtiſche Aufnahmen ſind in den Jahren
1795—1803 nach den einzelnen preußiſchen Provinzen
gemacht; ſie erſtrecken ſich nicht auf ſämmtliche Provinzen
oder Departements. Die in Betracht kommenden ſind

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[52/0074] Die preußiſchen Aufnahmen. preußiſchen Zollſyſtem ausgeſchloſſenen nächſtliegenden Nachbarlande litten. Ein anderes wichtiges Moment für die allgemeine Beſſerung der Lage waren die Ende der zwanziger Jahre wieder ſteigenden Produktenpreiſe. Die Getreideausfuhr nach England nahm wieder zu, das Wollgeſchäft des norddeutſchen Landwirths war in der höchſten Blüthe, die Ackerbaukriſis ſo ziemlich zu Ende. Somit werden wir nicht irren, wenn wir die Jahre gegen 1830 als ſolche bezeichnen, in denen die beſon- deren Mißſtände, die ſich an die Kriegsjahre und an die erſten Friedensjahre anſchloſſen, weſentlich zurück- getreten ſind, in denen alſo die Gewerbefreiheit in ihren reinen Folgen ſich erſichtlich zeigen muß; daneben ſind es Jahre, in denen die Konkurrenz der Groß- induſtrie noch kaum begonnen hat, jedenfalls noch nicht in dem Maße vorhanden iſt, wie heutzutage. Deshalb glaube ich, richtig zu verfahren, wenn ich, wie früher ſchon Dieterici, die preußiſche Gewerbe- ſtatiſtik von 1795/1803 gerade mit der von 1831 vergleiche. Die erſte ein Bild der Zuſtände vor dem Krieg, ein Bild relativ blühender Kleininduſtrie, wie ſie unter der Herrſchaft des Zunftweſens und der ſtaat- lichen Maßregelung möglich war; die zweite ein Bild der Zuſtände, wie ſie nach ſo ziemlicher Beſeitigung der Kriegswehen unter der beinahe vollſtändigen Herrſchaft der Gewerbefreiheit ſich geſtalten. Krug’s ſtatiſtiſche Aufnahmen ſind in den Jahren 1795—1803 nach den einzelnen preußiſchen Provinzen gemacht; ſie erſtrecken ſich nicht auf ſämmtliche Provinzen oder Departements. Die in Betracht kommenden ſind

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/74>, abgerufen am 24.11.2024.