erst von 1831 ab tritt dauernd und zwar in ganz über- wiegender Weise eine stärkere Zunahme der Gehülfen ein, so daß als Gesammtergebniß von 1816 bis 43 die Meister von 100 auf circa 180, die Gehülfen von 100 auf circa 220 steigen.
Diese Verschiedenheit der zwanziger und dreißiger Jahre entspricht dem Ergebniß der obigen Untersuchung. In dem ersten Zeitabschnitt fehlt die Möglichkeit, die Geschäfte auszudehnen, mehr Gehülfen zu halten; die Gewerbefreiheit ermöglicht Jedem, leicht selbst ein Ge- schäft anzufangen, leer gebliebene Lücken füllen sich; der Handel, das Einkaufen in Magazinen, das Ladenhalten ist noch weniger entwickelt; das ladet zur Niederlassung überall ein, dem lokalen Bedürfniß zu dienen, wenn auch das zu machende Geschäft vorerst klein ist. Im zweiten Abschnitt liegen die Dinge schon wesentlich anders: die Lücken sind besetzt; trotz der Gewerbefreiheit wird das Anfangen eines eigenen Betriebes in den größeren Städten, wo die Nachfrage wächst, schwieriger, und so nehmen hier eher die vorhandenen Geschäfte zu, als daß neue gegründet würden. Diese Richtung zeigt sich später noch viel mehr. Es ist aber wichtig, daran zu erinnern, daß sie schon vor 1845 und 1849 eintrat, weil man später oft glaubte, die veränderte Gewerbegesetzgebung sei daran schuld, was jedenfalls nur zum Theil der Fall war.
Die Reſultate von 1816 — 43.
erſt von 1831 ab tritt dauernd und zwar in ganz über- wiegender Weiſe eine ſtärkere Zunahme der Gehülfen ein, ſo daß als Geſammtergebniß von 1816 bis 43 die Meiſter von 100 auf circa 180, die Gehülfen von 100 auf circa 220 ſteigen.
Dieſe Verſchiedenheit der zwanziger und dreißiger Jahre entſpricht dem Ergebniß der obigen Unterſuchung. In dem erſten Zeitabſchnitt fehlt die Möglichkeit, die Geſchäfte auszudehnen, mehr Gehülfen zu halten; die Gewerbefreiheit ermöglicht Jedem, leicht ſelbſt ein Ge- ſchäft anzufangen, leer gebliebene Lücken füllen ſich; der Handel, das Einkaufen in Magazinen, das Ladenhalten iſt noch weniger entwickelt; das ladet zur Niederlaſſung überall ein, dem lokalen Bedürfniß zu dienen, wenn auch das zu machende Geſchäft vorerſt klein iſt. Im zweiten Abſchnitt liegen die Dinge ſchon weſentlich anders: die Lücken ſind beſetzt; trotz der Gewerbefreiheit wird das Anfangen eines eigenen Betriebes in den größeren Städten, wo die Nachfrage wächſt, ſchwieriger, und ſo nehmen hier eher die vorhandenen Geſchäfte zu, als daß neue gegründet würden. Dieſe Richtung zeigt ſich ſpäter noch viel mehr. Es iſt aber wichtig, daran zu erinnern, daß ſie ſchon vor 1845 und 1849 eintrat, weil man ſpäter oft glaubte, die veränderte Gewerbegeſetzgebung ſei daran ſchuld, was jedenfalls nur zum Theil der Fall war.
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Die Reſultate von 1816 — 43.
erſt von 1831 ab tritt dauernd und zwar in ganz über-
wiegender Weiſe eine ſtärkere Zunahme der Gehülfen
ein, ſo daß als Geſammtergebniß von 1816 bis 43 die
Meiſter von 100 auf circa 180, die Gehülfen von
100 auf circa 220 ſteigen.
Dieſe Verſchiedenheit der zwanziger und dreißiger
Jahre entſpricht dem Ergebniß der obigen Unterſuchung.
In dem erſten Zeitabſchnitt fehlt die Möglichkeit, die
Geſchäfte auszudehnen, mehr Gehülfen zu halten; die
Gewerbefreiheit ermöglicht Jedem, leicht ſelbſt ein Ge-
ſchäft anzufangen, leer gebliebene Lücken füllen ſich; der
Handel, das Einkaufen in Magazinen, das Ladenhalten
iſt noch weniger entwickelt; das ladet zur Niederlaſſung
überall ein, dem lokalen Bedürfniß zu dienen, wenn
auch das zu machende Geſchäft vorerſt klein iſt. Im
zweiten Abſchnitt liegen die Dinge ſchon weſentlich anders:
die Lücken ſind beſetzt; trotz der Gewerbefreiheit wird
das Anfangen eines eigenen Betriebes in den größeren
Städten, wo die Nachfrage wächſt, ſchwieriger, und ſo
nehmen hier eher die vorhandenen Geſchäfte zu, als
daß neue gegründet würden. Dieſe Richtung zeigt ſich
ſpäter noch viel mehr. Es iſt aber wichtig, daran zu
erinnern, daß ſie ſchon vor 1845 und 1849 eintrat, weil
man ſpäter oft glaubte, die veränderte Gewerbegeſetzgebung
ſei daran ſchuld, was jedenfalls nur zum Theil der
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/91>, abgerufen am 21.11.2024.
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