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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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theils rothe, grüne, blaue, weisse und anders gefärb-
te extraordinair grosse Trauben und Beeren tru-
gen. Das 3te Quartier, nach Norden zu, zeigte
unzehlige Sorten von Blumen-Gewächsen, und in
dem 4ten Quartiere, dessen Ecke auf Westen stieß,
waren die allernützlichsten und delicatesten Küchen-
Kräuter und Wurtzeln zu finden.

Wir brachten in diesem kleinen Paradiese, die
Nachmittags-Stunden ungemein vergnügt zu,
und kehreten etwa eine Stunde vor Untergang der
Sonnen zurück auf die Albertus-Burg, speiseten
nach der M ttäglichen Art, und setzten uns hernach-
mahls vor dem Hause auf artig gemachte grüne
Rasen-Bäncke nieder, allwo Capitain Wolff-
gang
dem Alt-Vater von unserer letzten Reise ein
und anderes erzehlte, biß uns die hereinbrechende
Racht erinnerte: Beth-Stunde zu halten/ und die
Ruhe zu suchen.

Jch muste in einer schönen Kammer, neben des
Alberti Zimmer schlaffen, welche ungemein sauber
meublirt war/ und gestehen, daß Zeit meines Le-
bens noch nicht besser geruhet hatte, als auf dieser
Stelle.

Folgenden Morgen wurden durch einen Cano-
nen-Schuß alle Einwohner der Jnsul zum Gottes-
dienst beruffen, da denn Herr M. Schmeltzer eine
ziemliche lange Predigt über den 122. Psalm hielte,
die übrigen Kirchen-Gebräuche aber alle auf Lu-
therische Art ordentlich in Acht nahm. Den Al-
bert Julium
sahe man die gantze Predigt über
weinen, und zwar vor grossen Freuden, weiln ihm
der Höchste die Gnade verliehen, noch vor seinem

Ende
G 4

theils rothe, gruͤne, blaue, weiſſe und anders gefaͤrb-
te extraordinair groſſe Trauben und Beeren tru-
gen. Das 3te Quartier, nach Norden zu, zeigte
unzehlige Sorten von Blumen-Gewaͤchſen, und in
dem 4ten Quartiere, deſſen Ecke auf Weſten ſtieß,
waren die allernuͤtzlichſten und delicateſten Kuͤchen-
Kraͤuter und Wurtzeln zu finden.

Wir brachten in dieſem kleinen Paradieſe, die
Nachmittags-Stunden ungemein vergnuͤgt zu,
und kehreten etwa eine Stunde vor Untergang der
Sonnen zuruͤck auf die Albertus-Burg, ſpeiſeten
nach der M ttaͤglichen Art, und ſetzten uns hernach-
mahls vor dem Hauſe auf artig gemachte gruͤne
Raſen-Baͤncke nieder, allwo Capitain Wolff-
gang
dem Alt-Vater von unſerer letzten Reiſe ein
und anderes erzehlte, biß uns die hereinbrechende
Racht erinnerte: Beth-Stunde zu halten/ und die
Ruhe zu ſuchen.

Jch muſte in einer ſchoͤnen Kammer, neben des
Alberti Zimmer ſchlaffen, welche ungemein ſauber
meublirt war/ und geſtehen, daß Zeit meines Le-
bens noch nicht beſſer geruhet hatte, als auf dieſer
Stelle.

Folgenden Morgen wurden durch einen Cano-
nen-Schuß alle Einwohner der Jnſul zum Gottes-
dienſt beruffen, da denn Herr M. Schmeltzer eine
ziemliche lange Predigt uͤber den 122. Pſalm hielte,
die uͤbrigen Kirchen-Gebraͤuche aber alle auf Lu-
theriſche Art ordentlich in Acht nahm. Den Al-
bert Julium
ſahe man die gantze Predigt uͤber
weinen, und zwar vor groſſen Freuden, weiln ihm
der Hoͤchſte die Gnade verliehen, noch vor ſeinem

Ende
G 4
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[103/0117] theils rothe, gruͤne, blaue, weiſſe und anders gefaͤrb- te extraordinair groſſe Trauben und Beeren tru- gen. Das 3te Quartier, nach Norden zu, zeigte unzehlige Sorten von Blumen-Gewaͤchſen, und in dem 4ten Quartiere, deſſen Ecke auf Weſten ſtieß, waren die allernuͤtzlichſten und delicateſten Kuͤchen- Kraͤuter und Wurtzeln zu finden. Wir brachten in dieſem kleinen Paradieſe, die Nachmittags-Stunden ungemein vergnuͤgt zu, und kehreten etwa eine Stunde vor Untergang der Sonnen zuruͤck auf die Albertus-Burg, ſpeiſeten nach der M ttaͤglichen Art, und ſetzten uns hernach- mahls vor dem Hauſe auf artig gemachte gruͤne Raſen-Baͤncke nieder, allwo Capitain Wolff- gang dem Alt-Vater von unſerer letzten Reiſe ein und anderes erzehlte, biß uns die hereinbrechende Racht erinnerte: Beth-Stunde zu halten/ und die Ruhe zu ſuchen. Jch muſte in einer ſchoͤnen Kammer, neben des Alberti Zimmer ſchlaffen, welche ungemein ſauber meublirt war/ und geſtehen, daß Zeit meines Le- bens noch nicht beſſer geruhet hatte, als auf dieſer Stelle. Folgenden Morgen wurden durch einen Cano- nen-Schuß alle Einwohner der Jnſul zum Gottes- dienſt beruffen, da denn Herr M. Schmeltzer eine ziemliche lange Predigt uͤber den 122. Pſalm hielte, die uͤbrigen Kirchen-Gebraͤuche aber alle auf Lu- theriſche Art ordentlich in Acht nahm. Den Al- bert Julium ſahe man die gantze Predigt uͤber weinen, und zwar vor groſſen Freuden, weiln ihm der Hoͤchſte die Gnade verliehen, noch vor ſeinem Ende G 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/117>, abgerufen am 27.11.2024.