be wurde nun unten am Fuße des Hügels von Mons. Litzbergen, Lademannen, und andern Bau-Ver- ständigen ordentlich abgesteckt, worauf Albertus sogleich mit eigenen Händen ein Loch in die Erde grub, und den ersten Grund-Stem an denjenigen Orth legte, wo der Altar solte zu stehen kommen. Die Aeltesten und Vorsteher gelobten hierbey an, gleich morgenden Tag Anstallen zu machen, daß die benö- thigten Bau-Materialien eiligst herbey geschafft würden, und an fleißigen Arbeitern kein Mangel seyn möchte. Worauf sich bey herannahenden A- bende jedes nach seiner Wohnstätte begab. Alber- tus, der sich wegen so viel erlebten Vergnügens gantz zu verjüngern schiene, war diesen Abend absonderlich wohl aufgeräumt, und ließ sich aus dem Freuden- Becher unsern mitgebrachten Canari-Sect hertzlich wohl schmecken, doch so bald er dessen Kräffte nur in etwas zu spüren begunte, brach er so wohl als wir ab, und sagte: Meine Kinder, nunmehro hat mich der Höchste bey nahe alles erleben lassen, was ich auf dieser Welt in zeitlichen Dingen gewünschet, da aber mercke, daß ich noch bey ziemlichen Kräfften bin, habe mir vorgenommen die übrige Zeit meines Lebens mit solchen Verrichtungen hin zu bringen, die meinen Nachkommen zum zeitlichen und ewigen Besten gereichen, diese Jnsul aber in den beglückte- sten Zustand setzen können.
Demnach bin ich gesonnen in diesem meinem kleinen Reiche eine General-Visitation zu halten, und so GOTT will, worgenden Tag damit den Anfang zu machen, Monsieur Wolffgang wird
nebst
be wurde nun unten am Fuße des Huͤgels von Monſ. Litzbergen, Lademannen, und andern Bau-Ver- ſtaͤndigen ordentlich abgeſteckt, worauf Albertus ſogleich mit eigenen Haͤnden ein Loch in die Erde grub, und den erſten Grund-Stem an denjenigen Orth legte, wo der Altar ſolte zu ſtehen kommen. Die Aelteſten und Vorſteher gelobten hierbey an, gleich morgenden Tag Anſtallen zu machen, daß die benoͤ- thigten Bau-Materialien eiligſt herbey geſchafft wuͤrden, und an fleißigen Arbeitern kein Mangel ſeyn moͤchte. Worauf ſich bey herannahenden A- bende jedes nach ſeiner Wohnſtaͤtte begab. Alber- tus, der ſich wegen ſo viel erlebten Vergnuͤgens gantz zu verjuͤngern ſchiene, war dieſen Abend abſonderlich wohl aufgeraͤumt, und ließ ſich aus dem Freuden- Becher unſern mitgebrachten Canari-Sect hertzlich wohl ſchmecken, doch ſo bald er deſſen Kraͤffte nur in etwas zu ſpuͤren begunte, brach er ſo wohl als wir ab, und ſagte: Meine Kinder, nunmehro hat mich der Hoͤchſte bey nahe alles erleben laſſen, was ich auf dieſer Welt in zeitlichen Dingen gewuͤnſchet, da aber mercke, daß ich noch bey ziemlichen Kraͤfften bin, habe mir vorgenommen die uͤbrige Zeit meines Lebens mit ſolchen Verrichtungen hin zu bringen, die meinen Nachkommen zum zeitlichen und ewigen Beſten gereichen, dieſe Jnſul aber in den begluͤckte- ſten Zuſtand ſetzen koͤnnen.
Demnach bin ich geſonnen in dieſem meinem kleinen Reiche eine General-Viſitation zu halten, und ſo GOTT will, worgenden Tag damit den Anfang zu machen, Monſieur Wolffgang wird
nebſt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0122"n="108"/>
be wurde nun unten am Fuße des Huͤgels von <hirendition="#aq">Monſ.<lb/>
Litzberg</hi>en, <hirendition="#aq">Lademann</hi>en, und andern Bau-Ver-<lb/>ſtaͤndigen ordentlich abgeſteckt, worauf <hirendition="#aq">Albertus</hi><lb/>ſogleich mit eigenen Haͤnden ein Loch in die Erde<lb/>
grub, und den erſten Grund-Stem an denjenigen<lb/>
Orth legte, wo der Altar ſolte zu ſtehen kommen. Die<lb/>
Aelteſten und Vorſteher gelobten hierbey an, gleich<lb/>
morgenden Tag Anſtallen zu machen, daß die benoͤ-<lb/>
thigten Bau-<hirendition="#aq">Materiali</hi>en eiligſt herbey geſchafft<lb/>
wuͤrden, und an fleißigen Arbeitern kein Mangel<lb/>ſeyn moͤchte. Worauf ſich bey herannahenden A-<lb/>
bende jedes nach ſeiner Wohnſtaͤtte begab. <hirendition="#aq">Alber-<lb/>
tus,</hi> der ſich wegen ſo viel erlebten Vergnuͤgens gantz<lb/>
zu verjuͤngern ſchiene, war dieſen Abend abſonderlich<lb/>
wohl aufgeraͤumt, und ließ ſich aus dem Freuden-<lb/>
Becher unſern mitgebrachten <hirendition="#aq">Canari-Sect</hi> hertzlich<lb/>
wohl ſchmecken, doch ſo bald er deſſen Kraͤffte nur<lb/>
in etwas zu ſpuͤren begunte, brach er ſo wohl als wir<lb/>
ab, und ſagte: Meine Kinder, nunmehro hat mich<lb/>
der Hoͤchſte bey nahe alles erleben laſſen, was ich auf<lb/>
dieſer Welt in zeitlichen Dingen gewuͤnſchet, da<lb/>
aber mercke, daß ich noch bey ziemlichen Kraͤfften<lb/>
bin, habe mir vorgenommen die uͤbrige Zeit meines<lb/>
Lebens mit ſolchen Verrichtungen hin zu bringen,<lb/>
die meinen Nachkommen zum zeitlichen und ewigen<lb/>
Beſten gereichen, dieſe Jnſul aber in den begluͤckte-<lb/>ſten Zuſtand ſetzen koͤnnen.</p><lb/><p>Demnach bin ich geſonnen in dieſem meinem<lb/>
kleinen Reiche eine <hirendition="#aq">General-Viſitation</hi> zu halten,<lb/>
und ſo GOTT will, worgenden Tag damit den<lb/>
Anfang zu machen, <hirendition="#aq">Monſieur Wolffgang</hi> wird<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nebſt</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[108/0122]
be wurde nun unten am Fuße des Huͤgels von Monſ.
Litzbergen, Lademannen, und andern Bau-Ver-
ſtaͤndigen ordentlich abgeſteckt, worauf Albertus
ſogleich mit eigenen Haͤnden ein Loch in die Erde
grub, und den erſten Grund-Stem an denjenigen
Orth legte, wo der Altar ſolte zu ſtehen kommen. Die
Aelteſten und Vorſteher gelobten hierbey an, gleich
morgenden Tag Anſtallen zu machen, daß die benoͤ-
thigten Bau-Materialien eiligſt herbey geſchafft
wuͤrden, und an fleißigen Arbeitern kein Mangel
ſeyn moͤchte. Worauf ſich bey herannahenden A-
bende jedes nach ſeiner Wohnſtaͤtte begab. Alber-
tus, der ſich wegen ſo viel erlebten Vergnuͤgens gantz
zu verjuͤngern ſchiene, war dieſen Abend abſonderlich
wohl aufgeraͤumt, und ließ ſich aus dem Freuden-
Becher unſern mitgebrachten Canari-Sect hertzlich
wohl ſchmecken, doch ſo bald er deſſen Kraͤffte nur
in etwas zu ſpuͤren begunte, brach er ſo wohl als wir
ab, und ſagte: Meine Kinder, nunmehro hat mich
der Hoͤchſte bey nahe alles erleben laſſen, was ich auf
dieſer Welt in zeitlichen Dingen gewuͤnſchet, da
aber mercke, daß ich noch bey ziemlichen Kraͤfften
bin, habe mir vorgenommen die uͤbrige Zeit meines
Lebens mit ſolchen Verrichtungen hin zu bringen,
die meinen Nachkommen zum zeitlichen und ewigen
Beſten gereichen, dieſe Jnſul aber in den begluͤckte-
ſten Zuſtand ſetzen koͤnnen.
Demnach bin ich geſonnen in dieſem meinem
kleinen Reiche eine General-Viſitation zu halten,
und ſo GOTT will, worgenden Tag damit den
Anfang zu machen, Monſieur Wolffgang wird
nebſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/122>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.