Furcht aber wurde noch um ein grosses vermehrt, da sich gegen Süden zu eine weisse lichte Flamme sehen ließ, welche immer gantz sachte fort zohe, und endlich um die Gegend, wo wir des Don Cyrillo Cörper begraben hatten, verschwand.
Die Haare stunden uns hierüber zu Bergt, doch nachdem wir uns binnen einer Stund in etwas er- holet hatten, brach Mons. van Leuven endlich das lange Stillschweigen, indem er sagte: Mein Schatz und Mons. Albert! ich weiß, daß ihr euch über dieses Nacht-Schrecken so wohl als ich unter- schiedene Gedancken werdet gemacht haben; allein ich glaube, daß der sonst unerhörte Knall von einem Erdbeben herrühret, wobey unser Sand-Stein- Hügel ohnfehlbar einen starcken Riß bekommen. Die welsse Flamme aber, so wir gesehen, halte ich vor eine Schwefel-Dunst, welche nach dem Wasser hingezogen hat. Mons. van Leuven bekam in die- sen Meinungen Seiten meiner starcken Beyfall, al- lein Concordia gab dieses drauf: Mein Schatz, der Himmel gebe nur, daß dieses nicht eine Vorbe- deutung eines besondern Unglücks ist, denn ich war kurtze Zeit vor dem grausamen Knalle durch einen schweren Traum, den ich im Schrecken vergessen habe, ermuntert worden, und lag mit wachenden offenen Augen an eurer Seite, als eben dergleichen lichte Flamme unsere Kammer mit einer gantz aus- serordentlichen Helligkeit erleuchtete, und die sonst alle Nacht hindurch brennende grosse Lampe aus- löschte, worauf sogleich der grausame Knall und die hefftige Erschütterung zu empfinden war.
Uber
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Furcht aber wurde noch um ein groſſes vermehrt, da ſich gegen Suͤden zu eine weiſſe lichte Flamme ſehen ließ, welche immer gantz ſachte fort zohe, und endlich um die Gegend, wo wir des Don Cyrillo Coͤrper begraben hatten, verſchwand.
Die Haare ſtunden uns hieruͤber zu Bergt, doch nachdem wir uns binnen einer Stund in etwas er- holet hatten, brach Monſ. van Leuven endlich das lange Stillſchweigen, indem er ſagte: Mein Schatz und Monſ. Albert! ich weiß, daß ihr euch uͤber dieſes Nacht-Schrecken ſo wohl als ich unter- ſchiedene Gedancken werdet gemacht haben; allein ich glaube, daß der ſonſt unerhoͤrte Knall von einem Erdbeben herruͤhret, wobey unſer Sand-Stein- Huͤgel ohnfehlbar einen ſtarcken Riß bekommen. Die welſſe Flamme aber, ſo wir geſehen, halte ich vor eine Schwefel-Dunſt, welche nach dem Waſſer hingezogen hat. Monſ. van Leuven bekam in die- ſen Meinungen Seiten meiner ſtarcken Beyfall, al- lein Concordia gab dieſes drauf: Mein Schatz, der Himmel gebe nur, daß dieſes nicht eine Vorbe- deutung eines beſondern Ungluͤcks iſt, denn ich war kurtze Zeit vor dem grauſamen Knalle durch einen ſchweren Traum, den ich im Schrecken vergeſſen habe, ermuntert worden, und lag mit wachenden offenen Augen an eurer Seite, als eben dergleichen lichte Flamme unſere Kammer mit einer gantz auſ- ſerordentlichen Helligkeit erleuchtete, und die ſonſt alle Nacht hindurch brennende groſſe Lampe aus- loͤſchte, worauf ſogleich der grauſame Knall und die hefftige Erſchuͤtterung zu empfinden war.
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[197/0211]
Furcht aber wurde noch um ein groſſes vermehrt, da
ſich gegen Suͤden zu eine weiſſe lichte Flamme ſehen
ließ, welche immer gantz ſachte fort zohe, und endlich
um die Gegend, wo wir des Don Cyrillo Coͤrper
begraben hatten, verſchwand.
Die Haare ſtunden uns hieruͤber zu Bergt, doch
nachdem wir uns binnen einer Stund in etwas er-
holet hatten, brach Monſ. van Leuven endlich das
lange Stillſchweigen, indem er ſagte: Mein
Schatz und Monſ. Albert! ich weiß, daß ihr euch
uͤber dieſes Nacht-Schrecken ſo wohl als ich unter-
ſchiedene Gedancken werdet gemacht haben; allein
ich glaube, daß der ſonſt unerhoͤrte Knall von einem
Erdbeben herruͤhret, wobey unſer Sand-Stein-
Huͤgel ohnfehlbar einen ſtarcken Riß bekommen.
Die welſſe Flamme aber, ſo wir geſehen, halte ich vor
eine Schwefel-Dunſt, welche nach dem Waſſer
hingezogen hat. Monſ. van Leuven bekam in die-
ſen Meinungen Seiten meiner ſtarcken Beyfall, al-
lein Concordia gab dieſes drauf: Mein Schatz,
der Himmel gebe nur, daß dieſes nicht eine Vorbe-
deutung eines beſondern Ungluͤcks iſt, denn ich war
kurtze Zeit vor dem grauſamen Knalle durch einen
ſchweren Traum, den ich im Schrecken vergeſſen
habe, ermuntert worden, und lag mit wachenden
offenen Augen an eurer Seite, als eben dergleichen
lichte Flamme unſere Kammer mit einer gantz auſ-
ſerordentlichen Helligkeit erleuchtete, und die ſonſt
alle Nacht hindurch brennende groſſe Lampe aus-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/211>, abgerufen am 27.11.2024.
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