entgegen gehen, und zwar um die Gegend, wo ich heute von ferne seinen Schuß gehöret, wir wollen schreyen, ruffen und schiessen, was gilts? er wird sich bald melden, und uns zum wenigsten mit einem Schuß oder Laut antworten. Concordia weinete dem ohngeacht immer noch hefftiger, und sagte: Ach! wie kan er schiessen oder antworten, wenn er todt ist? Doch da wir beyde ihr ferner zuzureden, nicht unterliessen, stund sie endlich auf, und folgte nebst mir dem Lemelie, wo er uns hinführete.
Es wurde die gantze Nacht hindurch an fleißigem Suchen, Schreyen und Schiessen nichts gesparet, die Sonne gieng zwar darüber auf, doch van Leuven wolte mit selbiger dennoch nicht zum Vorscheine kommen. Wir kehreten zurück in unsere Lauber- Hütten und unterirrdische Wohnung, fanden aber nicht die geringste Spur, daß er Zeit seines Hin- wegseyns wiederum da gewesen. Nunmehro be- gunte mir auch das Hertz-Blat zu schiessen, Con- cordia wolte gantz verzweiffeln, und Lemelie selbst sagte: Es könne unmöglich richtig zugehen, sondern Mons. van Leuven müste ohnfehlbar etwa ein Un- glück genommen haben. Derohalben fingen wir ingesammt gantz von neueu an, ihn zu suchen, und daß ich es nur kurtz mache, am dritten Tage nach seinem letzten Ausgange entdeckten wir mit grausamsten Schrecken seinen entseelten Cörper, gegen Süden zu, ausserhalb an dem Absatze einer jähen Stein- Klippe liegen, als von welcher er unserm damahligen Vermuthen nach herab gefallen war. Jch fing vor übermäßiger Betrübniß bey diesem jämmerli- chen Anblicke überlaut zu schreyen und zu heulen an,
und
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entgegen gehen, und zwar um die Gegend, wo ich heute von ferne ſeinen Schuß gehoͤret, wir wollen ſchreyen, ruffen und ſchieſſen, was gilts? er wird ſich bald melden, und uns zum wenigſten mit einem Schuß oder Laut antworten. Concordia weinete dem ohngeacht immer noch hefftiger, und ſagte: Ach! wie kan er ſchieſſen oder antworten, wenn er todt iſt? Doch da wir beyde ihr ferner zuzureden, nicht unterlieſſen, ſtund ſie endlich auf, und folgte nebſt mir dem Lemelie, wo er uns hinfuͤhrete.
Es wurde die gantze Nacht hindurch an fleißigem Suchen, Schreyen und Schieſſen nichts geſparet, die Soñe gieng zwar daruͤber auf, doch van Leuven wolte mit ſelbiger dennoch nicht zum Vorſcheine kommen. Wir kehreten zuruͤck in unſere Lauber- Huͤtten und unterirrdiſche Wohnung, fanden aber nicht die geringſte Spur, daß er Zeit ſeines Hin- wegſeyns wiederum da geweſen. Nunmehro be- gunte mir auch das Hertz-Blat zu ſchieſſen, Con- cordia wolte gantz verzweiffeln, und Lemelie ſelbſt ſagte: Es koͤnne unmoͤglich richtig zugehen, ſondern Monſ. van Leuven muͤſte ohnfehlbar etwa ein Un- gluͤck genommen haben. Derohalben fingen wir ingeſam̃t gantz von neueu an, ihn zu ſuchen, und daß ich es nur kurtz mache, am dritten Tage nach ſeinem letzten Ausgange entdeckten wir mit grauſamſten Schrecken ſeinen entſeelten Coͤrper, gegen Suͤden zu, auſſerhalb an dem Abſatze einer jaͤhen Stein- Klippe liegen, als von welcher er unſerm damahligen Vermuthen nach herab gefallen war. Jch fing vor uͤbermaͤßiger Betruͤbniß bey dieſem jaͤmmerli- chen Anblicke uͤberlaut zu ſchreyen und zu heulen an,
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entgegen gehen, und zwar um die Gegend, wo ich
heute von ferne ſeinen Schuß gehoͤret, wir wollen
ſchreyen, ruffen und ſchieſſen, was gilts? er wird
ſich bald melden, und uns zum wenigſten mit einem
Schuß oder Laut antworten. Concordia weinete
dem ohngeacht immer noch hefftiger, und ſagte:
Ach! wie kan er ſchieſſen oder antworten, wenn er
todt iſt? Doch da wir beyde ihr ferner zuzureden,
nicht unterlieſſen, ſtund ſie endlich auf, und folgte
nebſt mir dem Lemelie, wo er uns hinfuͤhrete.
Es wurde die gantze Nacht hindurch an fleißigem
Suchen, Schreyen und Schieſſen nichts geſparet,
die Soñe gieng zwar daruͤber auf, doch van Leuven
wolte mit ſelbiger dennoch nicht zum Vorſcheine
kommen. Wir kehreten zuruͤck in unſere Lauber-
Huͤtten und unterirrdiſche Wohnung, fanden aber
nicht die geringſte Spur, daß er Zeit ſeines Hin-
wegſeyns wiederum da geweſen. Nunmehro be-
gunte mir auch das Hertz-Blat zu ſchieſſen, Con-
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ſagte: Es koͤnne unmoͤglich richtig zugehen, ſondern
Monſ. van Leuven muͤſte ohnfehlbar etwa ein Un-
gluͤck genommen haben. Derohalben fingen wir
ingeſam̃t gantz von neueu an, ihn zu ſuchen, und daß
ich es nur kurtz mache, am dritten Tage nach ſeinem
letzten Ausgange entdeckten wir mit grauſamſten
Schrecken ſeinen entſeelten Coͤrper, gegen Suͤden
zu, auſſerhalb an dem Abſatze einer jaͤhen Stein-
Klippe liegen, als von welcher er unſerm damahligen
Vermuthen nach herab gefallen war. Jch fing
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/215>, abgerufen am 27.11.2024.
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