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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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nung zu ihreen Erb-Gütern, wieder bekamen; al-
lein der Gram und Kummer hatte seit etlichen
Jahren beyde dermassen entkräfftet, daß sie sich in
ihren besten Jahren fast zugleich aufs Krancken-
Bette legten, und binnnen 3. Tagen einander im
Tode folgeten.

Jch hatte vor dem mir höchst-schmertzlichen Ab-
schiede noch das Glück, den väterlichen und müt-
terlichen letzten Seegen zu empfangen, ihnen die
Augen zuzudrücken, anbey ein Erbe ihres gantzen
Vermögens, daß sich etwa auf 150. Pfund Sterl.
nebst einem grossen Sacke voll Hoffnung belieff, zu
werden.

Eduard ließ meine Eltern Standes-mäßig zur
Erden bestatten, und nahm sich nachhero meiner
als ein getreuer Vater an, allein, ich weiß nicht,
weßwegen er hernach im Jahr 1653. mit dem Pro-
tector Cromwell
zerfiel, weßwegen er ermordet,
und sein Weib und Kinder in eben so elenden Zu-
stand gesetzt wurden, als der meinige war.

Mit diesem Pfeiler fiel das gantze Gebäude mei-
ner Hoffnung, wiederum in den Stand meiner
Vor-Eltern zu kommen, gäntzlich darnieder, weil
ich als ein 13. jähriger Knabe keinen eintzigen Freund
zu suchen wuste, der sich meiner mit Nachdruck an-
nehmen möchte. Derowegen begab ich mich zu ei-
nem Kauffmanne, welchen Eduard meinetwegen
200. Pfund Sterlings auf Wucher gegeben hatte,
und verzehrete bey ihm das Interesse. Dieser wolte
mich zwar zu seiner Hand[t]hierung bereden, weil ich
aber durchaus keine Lust darzu hattte, hergegen ent-
weder ein Gelehrter oder Soldat werden wolte,

muste

nung zu ihreen Erb-Guͤtern, wieder bekamen; al-
lein der Gram und Kummer hatte ſeit etlichen
Jahren beyde dermaſſen entkraͤfftet, daß ſie ſich in
ihren beſten Jahren faſt zugleich aufs Krancken-
Bette legten, und binnnen 3. Tagen einander im
Tode folgeten.

Jch hatte vor dem mir hoͤchſt-ſchmertzlichen Ab-
ſchiede noch das Gluͤck, den vaͤterlichen und muͤt-
terlichen letzten Seegen zu empfangen, ihnen die
Augen zuzudruͤcken, anbey ein Erbe ihres gantzen
Vermoͤgens, daß ſich etwa auf 150. Pfund Sterl.
nebſt einem groſſen Sacke voll Hoffnung belieff, zu
werden.

Eduard ließ meine Eltern Standes-maͤßig zur
Erden beſtatten, und nahm ſich nachhero meiner
als ein getreuer Vater an, allein, ich weiß nicht,
weßwegen er hernach im Jahr 1653. mit dem Pro-
tector Cromwell
zerfiel, weßwegen er ermordet,
und ſein Weib und Kinder in eben ſo elenden Zu-
ſtand geſetzt wurden, als der meinige war.

Mit dieſem Pfeiler fiel das gantze Gebaͤude mei-
ner Hoffnung, wiederum in den Stand meiner
Vor-Eltern zu kommen, gaͤntzlich darnieder, weil
ich als ein 13. jaͤhriger Knabe keinen eintzigen Freund
zu ſuchen wuſte, der ſich meiner mit Nachdruck an-
nehmen moͤchte. Derowegen begab ich mich zu ei-
nem Kauffmanne, welchen Eduard meinetwegen
200. Pfund Sterlings auf Wucher gegeben hatte,
und verzehrete bey ihm das Intereſſe. Dieſer wolte
mich zwar zu ſeiner Hand[t]hierung bereden, weil ich
aber durchaus keine Luſt darzu hattte, hergegen ent-
weder ein Gelehrter oder Soldat werden wolte,

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[347/0361] nung zu ihreen Erb-Guͤtern, wieder bekamen; al- lein der Gram und Kummer hatte ſeit etlichen Jahren beyde dermaſſen entkraͤfftet, daß ſie ſich in ihren beſten Jahren faſt zugleich aufs Krancken- Bette legten, und binnnen 3. Tagen einander im Tode folgeten. Jch hatte vor dem mir hoͤchſt-ſchmertzlichen Ab- ſchiede noch das Gluͤck, den vaͤterlichen und muͤt- terlichen letzten Seegen zu empfangen, ihnen die Augen zuzudruͤcken, anbey ein Erbe ihres gantzen Vermoͤgens, daß ſich etwa auf 150. Pfund Sterl. nebſt einem groſſen Sacke voll Hoffnung belieff, zu werden. Eduard ließ meine Eltern Standes-maͤßig zur Erden beſtatten, und nahm ſich nachhero meiner als ein getreuer Vater an, allein, ich weiß nicht, weßwegen er hernach im Jahr 1653. mit dem Pro- tector Cromwell zerfiel, weßwegen er ermordet, und ſein Weib und Kinder in eben ſo elenden Zu- ſtand geſetzt wurden, als der meinige war. Mit dieſem Pfeiler fiel das gantze Gebaͤude mei- ner Hoffnung, wiederum in den Stand meiner Vor-Eltern zu kommen, gaͤntzlich darnieder, weil ich als ein 13. jaͤhriger Knabe keinen eintzigen Freund zu ſuchen wuſte, der ſich meiner mit Nachdruck an- nehmen moͤchte. Derowegen begab ich mich zu ei- nem Kauffmanne, welchen Eduard meinetwegen 200. Pfund Sterlings auf Wucher gegeben hatte, und verzehrete bey ihm das Intereſſe. Dieſer wolte mich zwar zu ſeiner Handthierung bereden, weil ich aber durchaus keine Luſt darzu hattte, hergegen ent- weder ein Gelehrter oder Soldat werden wolte, muſte

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/361>, abgerufen am 21.11.2024.