nung zu ihreen Erb-Gütern, wieder bekamen; al- lein der Gram und Kummer hatte seit etlichen Jahren beyde dermassen entkräfftet, daß sie sich in ihren besten Jahren fast zugleich aufs Krancken- Bette legten, und binnnen 3. Tagen einander im Tode folgeten.
Jch hatte vor dem mir höchst-schmertzlichen Ab- schiede noch das Glück, den väterlichen und müt- terlichen letzten Seegen zu empfangen, ihnen die Augen zuzudrücken, anbey ein Erbe ihres gantzen Vermögens, daß sich etwa auf 150. Pfund Sterl. nebst einem grossen Sacke voll Hoffnung belieff, zu werden.
Eduard ließ meine Eltern Standes-mäßig zur Erden bestatten, und nahm sich nachhero meiner als ein getreuer Vater an, allein, ich weiß nicht, weßwegen er hernach im Jahr 1653. mit dem Pro- tector Cromwell zerfiel, weßwegen er ermordet, und sein Weib und Kinder in eben so elenden Zu- stand gesetzt wurden, als der meinige war.
Mit diesem Pfeiler fiel das gantze Gebäude mei- ner Hoffnung, wiederum in den Stand meiner Vor-Eltern zu kommen, gäntzlich darnieder, weil ich als ein 13. jähriger Knabe keinen eintzigen Freund zu suchen wuste, der sich meiner mit Nachdruck an- nehmen möchte. Derowegen begab ich mich zu ei- nem Kauffmanne, welchen Eduard meinetwegen 200. Pfund Sterlings auf Wucher gegeben hatte, und verzehrete bey ihm das Interesse. Dieser wolte mich zwar zu seiner Hand[t]hierung bereden, weil ich aber durchaus keine Lust darzu hattte, hergegen ent- weder ein Gelehrter oder Soldat werden wolte,
muste
nung zu ihreen Erb-Guͤtern, wieder bekamen; al- lein der Gram und Kummer hatte ſeit etlichen Jahren beyde dermaſſen entkraͤfftet, daß ſie ſich in ihren beſten Jahren faſt zugleich aufs Krancken- Bette legten, und binnnen 3. Tagen einander im Tode folgeten.
Jch hatte vor dem mir hoͤchſt-ſchmertzlichen Ab- ſchiede noch das Gluͤck, den vaͤterlichen und muͤt- terlichen letzten Seegen zu empfangen, ihnen die Augen zuzudruͤcken, anbey ein Erbe ihres gantzen Vermoͤgens, daß ſich etwa auf 150. Pfund Sterl. nebſt einem groſſen Sacke voll Hoffnung belieff, zu werden.
Eduard ließ meine Eltern Standes-maͤßig zur Erden beſtatten, und nahm ſich nachhero meiner als ein getreuer Vater an, allein, ich weiß nicht, weßwegen er hernach im Jahr 1653. mit dem Pro- tector Cromwell zerfiel, weßwegen er ermordet, und ſein Weib und Kinder in eben ſo elenden Zu- ſtand geſetzt wurden, als der meinige war.
Mit dieſem Pfeiler fiel das gantze Gebaͤude mei- ner Hoffnung, wiederum in den Stand meiner Vor-Eltern zu kommen, gaͤntzlich darnieder, weil ich als ein 13. jaͤhriger Knabe keinen eintzigen Freund zu ſuchen wuſte, der ſich meiner mit Nachdruck an- nehmen moͤchte. Derowegen begab ich mich zu ei- nem Kauffmanne, welchen Eduard meinetwegen 200. Pfund Sterlings auf Wucher gegeben hatte, und verzehrete bey ihm das Intereſſe. Dieſer wolte mich zwar zu ſeiner Hand[t]hierung bereden, weil ich aber durchaus keine Luſt darzu hattte, hergegen ent- weder ein Gelehrter oder Soldat werden wolte,
muſte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0361"n="347"/>
nung zu ihreen Erb-Guͤtern, wieder bekamen; al-<lb/>
lein der Gram und Kummer hatte ſeit etlichen<lb/>
Jahren beyde dermaſſen entkraͤfftet, daß ſie ſich in<lb/>
ihren beſten Jahren faſt zugleich aufs Krancken-<lb/>
Bette legten, und binnnen 3. Tagen einander im<lb/>
Tode folgeten.</p><lb/><p>Jch hatte vor dem mir hoͤchſt-ſchmertzlichen Ab-<lb/>ſchiede noch das Gluͤck, den vaͤterlichen und muͤt-<lb/>
terlichen letzten Seegen zu empfangen, ihnen die<lb/>
Augen zuzudruͤcken, anbey ein Erbe ihres gantzen<lb/>
Vermoͤgens, daß ſich etwa auf 150. Pfund Sterl.<lb/>
nebſt einem groſſen Sacke voll Hoffnung belieff, zu<lb/>
werden.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Eduard</hi> ließ meine Eltern Standes-maͤßig zur<lb/>
Erden beſtatten, und nahm ſich nachhero meiner<lb/>
als ein getreuer Vater an, allein, ich weiß nicht,<lb/>
weßwegen er hernach im Jahr 1653. mit dem <hirendition="#aq">Pro-<lb/>
tector Cromwell</hi> zerfiel, weßwegen er ermordet,<lb/>
und ſein Weib und Kinder in eben ſo elenden Zu-<lb/>ſtand geſetzt wurden, als der meinige war.</p><lb/><p>Mit dieſem Pfeiler fiel das gantze Gebaͤude mei-<lb/>
ner Hoffnung, wiederum in den Stand meiner<lb/>
Vor-Eltern zu kommen, gaͤntzlich darnieder, weil<lb/>
ich als ein 13. jaͤhriger Knabe keinen eintzigen Freund<lb/>
zu ſuchen wuſte, der ſich meiner mit Nachdruck an-<lb/>
nehmen moͤchte. Derowegen begab ich mich zu ei-<lb/>
nem Kauffmanne, welchen <hirendition="#aq">Eduard</hi> meinetwegen<lb/>
200. Pfund Sterlings auf Wucher gegeben hatte,<lb/>
und verzehrete bey ihm das <hirendition="#aq">Intereſſe.</hi> Dieſer wolte<lb/>
mich zwar zu ſeiner Hand<supplied>t</supplied>hierung bereden, weil ich<lb/>
aber durchaus keine Luſt darzu hattte, hergegen ent-<lb/>
weder ein Gelehrter oder Soldat werden wolte,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">muſte</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[347/0361]
nung zu ihreen Erb-Guͤtern, wieder bekamen; al-
lein der Gram und Kummer hatte ſeit etlichen
Jahren beyde dermaſſen entkraͤfftet, daß ſie ſich in
ihren beſten Jahren faſt zugleich aufs Krancken-
Bette legten, und binnnen 3. Tagen einander im
Tode folgeten.
Jch hatte vor dem mir hoͤchſt-ſchmertzlichen Ab-
ſchiede noch das Gluͤck, den vaͤterlichen und muͤt-
terlichen letzten Seegen zu empfangen, ihnen die
Augen zuzudruͤcken, anbey ein Erbe ihres gantzen
Vermoͤgens, daß ſich etwa auf 150. Pfund Sterl.
nebſt einem groſſen Sacke voll Hoffnung belieff, zu
werden.
Eduard ließ meine Eltern Standes-maͤßig zur
Erden beſtatten, und nahm ſich nachhero meiner
als ein getreuer Vater an, allein, ich weiß nicht,
weßwegen er hernach im Jahr 1653. mit dem Pro-
tector Cromwell zerfiel, weßwegen er ermordet,
und ſein Weib und Kinder in eben ſo elenden Zu-
ſtand geſetzt wurden, als der meinige war.
Mit dieſem Pfeiler fiel das gantze Gebaͤude mei-
ner Hoffnung, wiederum in den Stand meiner
Vor-Eltern zu kommen, gaͤntzlich darnieder, weil
ich als ein 13. jaͤhriger Knabe keinen eintzigen Freund
zu ſuchen wuſte, der ſich meiner mit Nachdruck an-
nehmen moͤchte. Derowegen begab ich mich zu ei-
nem Kauffmanne, welchen Eduard meinetwegen
200. Pfund Sterlings auf Wucher gegeben hatte,
und verzehrete bey ihm das Intereſſe. Dieſer wolte
mich zwar zu ſeiner Handthierung bereden, weil ich
aber durchaus keine Luſt darzu hattte, hergegen ent-
weder ein Gelehrter oder Soldat werden wolte,
muſte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/361>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.