Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

hungen zeigete sie einen alten wohl verdeckten Brun-
nen, aus welchen nicht allein die vier käntlichen Cör-
per, der von uns erschossenen und erstochenen Spitz-
buben, sondern über dieses noch 5. theils halb, theils
gäntziich abgefaulte Menschen-Gerippe gezogen
wurden. Jm übrigen wurde so wol von den Ver-
wundeten als auch von der alten Frau bekräfftiget,
daß der Wirth, nebst den Selnigen und etlichen Gä-
sten, schon gestrigen Vormittags mit Sack und
Pack ausgezogen wäre, auch nichts zurück gelassen
hätte, als etliche schlechte Stücken Hauß-Geräthe
und etwas Lebens-Mittel vor die Verwundeten, die
nicht mit fortzubringen gewesen. Folgenden Tages
fanden sich nach genauerer Durchsuch[u]ng noch 13.
im Keller vergrabene menschliche Cörper, die ohn-
fehlbar von diesem höllischen Gastwirthe und seinen
verteuffelten Zunfftgenossen ermordet seyn mochten,
und uns allen ein wehmüthiges Klagen über die un-
menschliche Verfolgung der Menschen gegen ihre
Neben-Menschen auspresseten. Jmmittelst kamen
die von dem klugen Beamten bestellte 2. Wagens
an, auf welche, da sonst weiter allhier nichts zu thun
war, die 3. Verwundeten, nebst der alten Frau ge-
setzt, und unter Begleitung 10. Handfester Bauern
zu Pferde, nach der Stadt zugeschickt wurden.

Der Beambte/ welcher nebst uns und den übri-
gen das gantze Hauß, Hoff und Garten nochmahls
eiffrig durchsucht, und ferner nichts merck würdiges
angetroffen hatte, war nunmehro auch gesinnet auf
den Rück weg zu gedencken, Schimmer aber, der
seine in Händen habende Rade-Haue von ohnge-

fähr
Z 5

hungen zeigete ſie einen alten wohl verdeckten Brun-
nen, aus welchen nicht allein die vier kaͤntlichen Coͤr-
per, der von uns erſchoſſenen und erſtochenen Spitz-
buben, ſondern uͤber dieſes noch 5. theils halb, theils
gaͤntziich abgefaulte Menſchen-Gerippe gezogen
wurden. Jm uͤbrigen wurde ſo wol von den Ver-
wundeten als auch von der alten Frau bekraͤfftiget,
daß der Wirth, nebſt den Selnigen und etlichen Gaͤ-
ſten, ſchon geſtrigen Vormittags mit Sack und
Pack ausgezogen waͤre, auch nichts zuruͤck gelaſſen
haͤtte, als etliche ſchlechte Stuͤcken Hauß-Geraͤthe
und etwas Lebens-Mittel vor die Verwundeten, die
nicht mit fortzubringen geweſen. Folgenden Tages
fanden ſich nach genauerer Durchſuch[u]ng noch 13.
im Keller vergrabene menſchliche Coͤrper, die ohn-
fehlbar von dieſem hoͤlliſchen Gaſtwirthe und ſeinen
verteuffelten Zunfftgenoſſen ermordet ſeyn mochten,
und uns allen ein wehmuͤthiges Klagen uͤber die un-
menſchliche Verfolgung der Menſchen gegen ihre
Neben-Menſchen auspreſſeten. Jmmittelſt kamen
die von dem klugen Beamten beſtellte 2. Wagens
an, auf welche, da ſonſt weiter allhier nichts zu thun
war, die 3. Verwundeten, nebſt der alten Frau ge-
ſetzt, und unter Begleitung 10. Handfeſter Bauern
zu Pferde, nach der Stadt zugeſchickt wurden.

Der Beambte/ welcher nebſt uns und den uͤbri-
gen das gantze Hauß, Hoff und Garten nochmahls
eiffrig durchſucht, und ferner nichts merck wuͤrdiges
angetroffen hatte, war nunmehro auch geſinnet auf
den Ruͤck weg zu gedencken, Schimmer aber, der
ſeine in Haͤnden habende Rade-Haue von ohnge-

faͤhr
Z 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0375" n="361"/>
hungen zeigete &#x017F;ie einen alten wohl verdeckten Brun-<lb/>
nen, aus welchen nicht allein die vier ka&#x0364;ntlichen Co&#x0364;r-<lb/>
per, der von uns er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;enen und er&#x017F;tochenen Spitz-<lb/>
buben, &#x017F;ondern u&#x0364;ber die&#x017F;es noch 5. theils halb, theils<lb/>
ga&#x0364;ntziich abgefaulte Men&#x017F;chen-Gerippe gezogen<lb/>
wurden. Jm u&#x0364;brigen wurde &#x017F;o wol von den Ver-<lb/>
wundeten als auch von der alten Frau bekra&#x0364;fftiget,<lb/>
daß der Wirth, neb&#x017F;t den Selnigen und etlichen Ga&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten, &#x017F;chon ge&#x017F;trigen Vormittags mit Sack und<lb/>
Pack ausgezogen wa&#x0364;re, auch nichts zuru&#x0364;ck gela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ha&#x0364;tte, als etliche &#x017F;chlechte Stu&#x0364;cken Hauß-Gera&#x0364;the<lb/>
und etwas Lebens-Mittel vor die Verwundeten, die<lb/>
nicht mit fortzubringen gewe&#x017F;en. Folgenden Tages<lb/>
fanden &#x017F;ich nach genauerer Durch&#x017F;uch<supplied>u</supplied>ng noch 13.<lb/>
im Keller vergrabene men&#x017F;chliche Co&#x0364;rper, die ohn-<lb/>
fehlbar von die&#x017F;em ho&#x0364;lli&#x017F;chen Ga&#x017F;twirthe und &#x017F;einen<lb/>
verteuffelten Zunfftgeno&#x017F;&#x017F;en ermordet &#x017F;eyn mochten,<lb/>
und uns allen ein wehmu&#x0364;thiges Klagen u&#x0364;ber die un-<lb/>
men&#x017F;chliche Verfolgung der Men&#x017F;chen gegen ihre<lb/>
Neben-Men&#x017F;chen auspre&#x017F;&#x017F;eten. Jmmittel&#x017F;t kamen<lb/>
die von dem klugen Beamten be&#x017F;tellte 2. Wagens<lb/>
an, auf welche, da &#x017F;on&#x017F;t weiter allhier nichts zu thun<lb/>
war, die 3. Verwundeten, neb&#x017F;t der alten Frau ge-<lb/>
&#x017F;etzt, und unter Begleitung 10. Handfe&#x017F;ter Bauern<lb/>
zu Pferde, nach der Stadt zuge&#x017F;chickt wurden.</p><lb/>
        <p>Der Beambte/ welcher neb&#x017F;t uns und den u&#x0364;bri-<lb/>
gen das gantze Hauß, Hoff und Garten nochmahls<lb/>
eiffrig durch&#x017F;ucht, und ferner nichts merck wu&#x0364;rdiges<lb/>
angetroffen hatte, war nunmehro auch ge&#x017F;innet auf<lb/>
den Ru&#x0364;ck weg zu gedencken, Schimmer aber, der<lb/>
&#x017F;eine in Ha&#x0364;nden habende Rade-Haue von ohnge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 5</fw><fw place="bottom" type="catch">fa&#x0364;hr</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0375] hungen zeigete ſie einen alten wohl verdeckten Brun- nen, aus welchen nicht allein die vier kaͤntlichen Coͤr- per, der von uns erſchoſſenen und erſtochenen Spitz- buben, ſondern uͤber dieſes noch 5. theils halb, theils gaͤntziich abgefaulte Menſchen-Gerippe gezogen wurden. Jm uͤbrigen wurde ſo wol von den Ver- wundeten als auch von der alten Frau bekraͤfftiget, daß der Wirth, nebſt den Selnigen und etlichen Gaͤ- ſten, ſchon geſtrigen Vormittags mit Sack und Pack ausgezogen waͤre, auch nichts zuruͤck gelaſſen haͤtte, als etliche ſchlechte Stuͤcken Hauß-Geraͤthe und etwas Lebens-Mittel vor die Verwundeten, die nicht mit fortzubringen geweſen. Folgenden Tages fanden ſich nach genauerer Durchſuchung noch 13. im Keller vergrabene menſchliche Coͤrper, die ohn- fehlbar von dieſem hoͤlliſchen Gaſtwirthe und ſeinen verteuffelten Zunfftgenoſſen ermordet ſeyn mochten, und uns allen ein wehmuͤthiges Klagen uͤber die un- menſchliche Verfolgung der Menſchen gegen ihre Neben-Menſchen auspreſſeten. Jmmittelſt kamen die von dem klugen Beamten beſtellte 2. Wagens an, auf welche, da ſonſt weiter allhier nichts zu thun war, die 3. Verwundeten, nebſt der alten Frau ge- ſetzt, und unter Begleitung 10. Handfeſter Bauern zu Pferde, nach der Stadt zugeſchickt wurden. Der Beambte/ welcher nebſt uns und den uͤbri- gen das gantze Hauß, Hoff und Garten nochmahls eiffrig durchſucht, und ferner nichts merck wuͤrdiges angetroffen hatte, war nunmehro auch geſinnet auf den Ruͤck weg zu gedencken, Schimmer aber, der ſeine in Haͤnden habende Rade-Haue von ohnge- faͤhr Z 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/375
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/375>, abgerufen am 21.11.2024.