alles, worzu es gebraucht worden, am gehörigen Or- the melden will.
Mein werther Capitain Wolffgang merckte, daß ich nicht gerne müßig gieng, überließ mir demnach alle Sorgfalt über diejenigen Puncte, so er nach und nach, wie sie ihm beygefallen waren, auf ein Papier verzeichnet hatte, und zeigte sich die wenigen Stunden, so ihm seine wichtige Verrichtungen zu Hause zu seyn erlaubten, meines verspürten Fleisses und Ordnung wegen, sehr vergnügt.
Am 24. Jun. gleich am Tage Johannis des Täuffers, ließ sich, da wir eben Mittags zu Tische sassen, ein fremder Mensch bey dem Capitain mel- den, dieser gieng hinaus denselben abzufertigen, kam aber sogleich wieder zurück ins Zimmer, brachte eine ansehnliche Person in Priester-Habite an der Hand hinein geführet, und nöthigte denselben sich bey uns zu Tische zu setzen. Kaum hatte ich den frembden Priester recht ins Gesicht gesehen, als ich ihn vor meinen ehemahligen Informator, Herrn Ernst Gottlieb Schmeltzern erkante, umarmete, und zu verschiedenen mahlen küssete, denn er hatte von meinem zehenden biß ins 14te Jahr, ungemein wohl an mir gethan, und mich hertzlich geliebet.
Als er mich gleichfals völlig erkannt und geküs- set, gab er seine Verwunderung, mich allhier anzu- treffen, mit Worten zu verstehen. Jch that, ohne ihm zu antworten, einen Blick auf den Capitain, und nahm wahr, daß ihm über unser hertzliches Be- willkommen, die Augen voll Freuden-Thränen stun- den. Er sagte: setzet euch, meine lieben, und speiset, denn wir hernach noch Zeit genung haben mit einan- der zu sprechen.
Dem
alles, worzu es gebraucht worden, am gehoͤrigen Or- the melden will.
Mein werther Capitain Wolffgang merckte, daß ich nicht gerne muͤßig gieng, uͤberließ mir demnach alle Sorgfalt uͤber diejenigen Puncte, ſo er nach und nach, wie ſie ihm beygefallen waren, auf ein Papier verzeichnet hatte, und zeigte ſich die wenigen Stunden, ſo ihm ſeine wichtige Verrichtungen zu Hauſe zu ſeyn erlaubten, meines verſpuͤrten Fleiſſes und Ordnung wegen, ſehr vergnuͤgt.
Am 24. Jun. gleich am Tage Johannis des Taͤuffers, ließ ſich, da wir eben Mittags zu Tiſche ſaſſen, ein fremder Menſch bey dem Capitain mel- den, dieſer gieng hinaus denſelben abzufertigen, kam aber ſogleich wieder zuruͤck ins Zimmer, brachte eine anſehnliche Perſon in Prieſter-Habite an der Hand hinein gefuͤhret, und noͤthigte denſelben ſich bey uns zu Tiſche zu ſetzen. Kaum hatte ich den frembden Prieſter recht ins Geſicht geſehen, als ich ihn vor meinen ehemahligen Informator, Herrn Ernſt Gottlieb Schmeltzern erkante, umarmete, und zu verſchiedenen mahlen kuͤſſete, denn er hatte von meinem zehenden biß ins 14te Jahr, ungemein wohl an mir gethan, und mich hertzlich geliebet.
Als er mich gleichfals voͤllig erkannt und gekuͤſ- ſet, gab er ſeine Verwunderung, mich allhier anzu- treffen, mit Worten zu verſtehen. Jch that, ohne ihm zu antworten, einen Blick auf den Capitain, und nahm wahr, daß ihm uͤber unſer hertzliches Be- willkommen, die Augen voll Freuden-Thraͤnen ſtun- den. Er ſagte: ſetzet euch, meine lieben, und ſpeiſet, denn wir hernach noch Zeit genung haben mit einan- der zu ſprechen.
Dem
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alles, worzu es gebraucht worden, am gehoͤrigen Or-
the melden will.
Mein werther Capitain Wolffgang merckte, daß
ich nicht gerne muͤßig gieng, uͤberließ mir demnach
alle Sorgfalt uͤber diejenigen Puncte, ſo er nach
und nach, wie ſie ihm beygefallen waren, auf ein
Papier verzeichnet hatte, und zeigte ſich die wenigen
Stunden, ſo ihm ſeine wichtige Verrichtungen zu
Hauſe zu ſeyn erlaubten, meines verſpuͤrten Fleiſſes
und Ordnung wegen, ſehr vergnuͤgt.
Am 24. Jun. gleich am Tage Johannis des
Taͤuffers, ließ ſich, da wir eben Mittags zu Tiſche
ſaſſen, ein fremder Menſch bey dem Capitain mel-
den, dieſer gieng hinaus denſelben abzufertigen, kam
aber ſogleich wieder zuruͤck ins Zimmer, brachte eine
anſehnliche Perſon in Prieſter-Habite an der Hand
hinein gefuͤhret, und noͤthigte denſelben ſich bey uns
zu Tiſche zu ſetzen. Kaum hatte ich den frembden
Prieſter recht ins Geſicht geſehen, als ich ihn vor
meinen ehemahligen Informator, Herrn Ernſt
Gottlieb Schmeltzern erkante, umarmete, und
zu verſchiedenen mahlen kuͤſſete, denn er hatte von
meinem zehenden biß ins 14te Jahr, ungemein wohl
an mir gethan, und mich hertzlich geliebet.
Als er mich gleichfals voͤllig erkannt und gekuͤſ-
ſet, gab er ſeine Verwunderung, mich allhier anzu-
treffen, mit Worten zu verſtehen. Jch that, ohne
ihm zu antworten, einen Blick auf den Capitain,
und nahm wahr, daß ihm uͤber unſer hertzliches Be-
willkommen, die Augen voll Freuden-Thraͤnen ſtun-
den. Er ſagte: ſetzet euch, meine lieben, und ſpeiſet,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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