Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

schaffen könten, im übrigen verspricht er binnen 2.
Tagen völlige Resolution von sich zu geben, ob er
sie nebst ihrer Tochter unter gewißen Bedingun-
gen, ohne Gefahr und mit guten Gewissen, mit sich
sühren könne oder nicht, lässet also die ehrliche
Virgiliam vor dieses mahl zwischen Furcht und
Hoffnung wiederum von der Gesellschafft Abschied
nehmen.

Folgende zwey Tage legt er unter der Hand/ und
zwar auf gantz klügliche Art, genaue Kundschafft
auf ihr von Jugend an geführtes Leben und Wan-
del, und erfähret mit Vergnügen, daß sie ihn in
keinem Stücke mit Unwahrheit berichtet habe.
Demnach fragt er erstlich den Johannem, ob er
die Virgiliam zu seiner Ehe-Frau beliebte, und so
bald dieser sein treuhertziges Ja-Wort mit beson-
dern frölichen Gemüths-Bewegungen von sich ge-
geben, sucht er [ab]ermahlige Gelegenheit, Virgili-
am
nebst ihrer Tochter Gertraud in seine Hütten
zu locken, welche letztere er als ein recht ungemein
wohlgezogenes Kind befindet.

Demnach eröffnet er der tugendhafften Wittbe
sein gantzes Hertze, wie er nehmlich gesonnen sey/
sie nebst ihrer Stieff-Tochter mit grösten Freuden
auf sein Schiff zu nehmen, doch mit diesen beyden
Bedingungen, daß sie sich gelieben lassen wolle,
den Johannem, welchen er ihr vor die Augen stel-
let, zum Ehe-Manne zu nehmen, und dann sich zu
bemühen, noch die 3te keusche Weibs-Person, die
ohnfehlbar in ihrer Aufwärterin Blandina anzu-
treffen seyn würde, mit zu führen. Jm übrigen
dürffte keines von ihnen vor das Heyraths-Gut

sor-
B b

ſchaffen koͤnten, im uͤbrigen verſpricht er binnen 2.
Tagen voͤllige Reſolution von ſich zu geben, ob er
ſie nebſt ihrer Tochter unter gewißen Bedingun-
gen, ohne Gefahr und mit guten Gewiſſen, mit ſich
ſuͤhren koͤnne oder nicht, laͤſſet alſo die ehrliche
Virgiliam vor dieſes mahl zwiſchen Furcht und
Hoffnung wiederum von der Geſellſchafft Abſchied
nehmen.

Folgende zwey Tage legt er unter der Hand/ und
zwar auf gantz kluͤgliche Art, genaue Kundſchafft
auf ihr von Jugend an gefuͤhrtes Leben und Wan-
del, und erfaͤhret mit Vergnuͤgen, daß ſie ihn in
keinem Stuͤcke mit Unwahrheit berichtet habe.
Demnach fragt er erſtlich den Johannem, ob er
die Virgiliam zu ſeiner Ehe-Frau beliebte, und ſo
bald dieſer ſein treuhertziges Ja-Wort mit beſon-
dern froͤlichen Gemuͤths-Bewegungen von ſich ge-
geben, ſucht er [ab]ermahlige Gelegenheit, Virgili-
am
nebſt ihrer Tochter Gertraud in ſeine Huͤtten
zu locken, welche letztere er als ein recht ungemein
wohlgezogenes Kind befindet.

Demnach eroͤffnet er der tugendhafften Wittbe
ſein gantzes Hertze, wie er nehmlich geſonnen ſey/
ſie nebſt ihrer Stieff-Tochter mit groͤſten Freuden
auf ſein Schiff zu nehmen, doch mit dieſen beyden
Bedingungen, daß ſie ſich gelieben laſſen wolle,
den Johannem, welchen er ihr vor die Augen ſtel-
let, zum Ehe-Manne zu nehmen, und dann ſich zu
bemuͤhen, noch die 3te keuſche Weibs-Perſon, die
ohnfehlbar in ihrer Aufwaͤrterin Blandina anzu-
treffen ſeyn wuͤrde, mit zu fuͤhren. Jm uͤbrigen
duͤrffte keines von ihnen vor das Heyraths-Gut

ſor-
B b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0399" n="385"/>
&#x017F;chaffen ko&#x0364;nten, im u&#x0364;brigen ver&#x017F;pricht er binnen 2.<lb/>
Tagen vo&#x0364;llige <hi rendition="#aq">Re&#x017F;olution</hi> von &#x017F;ich zu geben, ob er<lb/>
&#x017F;ie neb&#x017F;t ihrer Tochter unter gewißen Bedingun-<lb/>
gen, ohne Gefahr und mit guten Gewi&#x017F;&#x017F;en, mit &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;u&#x0364;hren ko&#x0364;nne oder nicht, la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et al&#x017F;o die ehrliche<lb/><hi rendition="#aq">Virgiliam</hi> vor die&#x017F;es mahl zwi&#x017F;chen Furcht und<lb/>
Hoffnung wiederum von der Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft Ab&#x017F;chied<lb/>
nehmen.</p><lb/>
        <p>Folgende zwey Tage legt er unter der Hand/ und<lb/>
zwar auf gantz klu&#x0364;gliche Art, genaue Kund&#x017F;chafft<lb/>
auf ihr von Jugend an gefu&#x0364;hrtes Leben und Wan-<lb/>
del, und erfa&#x0364;hret mit Vergnu&#x0364;gen, daß &#x017F;ie ihn in<lb/>
keinem Stu&#x0364;cke mit Unwahrheit berichtet habe.<lb/>
Demnach fragt er er&#x017F;tlich den <hi rendition="#aq">Johannem,</hi> ob er<lb/>
die <hi rendition="#aq">Virgiliam</hi> zu &#x017F;einer Ehe-Frau beliebte, und &#x017F;o<lb/>
bald die&#x017F;er &#x017F;ein treuhertziges Ja-Wort mit be&#x017F;on-<lb/>
dern fro&#x0364;lichen Gemu&#x0364;ths-Bewegungen von &#x017F;ich ge-<lb/>
geben, &#x017F;ucht er <supplied>ab</supplied>ermahlige Gelegenheit, <hi rendition="#aq">Virgili-<lb/>
am</hi> neb&#x017F;t ihrer Tochter <hi rendition="#aq">Gertraud</hi> in &#x017F;eine Hu&#x0364;tten<lb/>
zu locken, welche letztere er als ein recht ungemein<lb/>
wohlgezogenes Kind befindet.</p><lb/>
        <p>Demnach ero&#x0364;ffnet er der tugendhafften Wittbe<lb/>
&#x017F;ein gantzes Hertze, wie er nehmlich ge&#x017F;onnen &#x017F;ey/<lb/>
&#x017F;ie neb&#x017F;t ihrer Stieff-Tochter mit gro&#x0364;&#x017F;ten Freuden<lb/>
auf &#x017F;ein Schiff zu nehmen, doch mit die&#x017F;en beyden<lb/>
Bedingungen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich gelieben la&#x017F;&#x017F;en wolle,<lb/>
den <hi rendition="#aq">Johannem,</hi> welchen er ihr vor die Augen &#x017F;tel-<lb/>
let, zum Ehe-Manne zu nehmen, und dann &#x017F;ich zu<lb/>
bemu&#x0364;hen, noch die 3te keu&#x017F;che Weibs-Per&#x017F;on, die<lb/>
ohnfehlbar in ihrer Aufwa&#x0364;rterin <hi rendition="#aq">Blandina</hi> anzu-<lb/>
treffen &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, mit zu fu&#x0364;hren. Jm u&#x0364;brigen<lb/>
du&#x0364;rffte keines von ihnen vor das Heyraths-Gut<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;or-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0399] ſchaffen koͤnten, im uͤbrigen verſpricht er binnen 2. Tagen voͤllige Reſolution von ſich zu geben, ob er ſie nebſt ihrer Tochter unter gewißen Bedingun- gen, ohne Gefahr und mit guten Gewiſſen, mit ſich ſuͤhren koͤnne oder nicht, laͤſſet alſo die ehrliche Virgiliam vor dieſes mahl zwiſchen Furcht und Hoffnung wiederum von der Geſellſchafft Abſchied nehmen. Folgende zwey Tage legt er unter der Hand/ und zwar auf gantz kluͤgliche Art, genaue Kundſchafft auf ihr von Jugend an gefuͤhrtes Leben und Wan- del, und erfaͤhret mit Vergnuͤgen, daß ſie ihn in keinem Stuͤcke mit Unwahrheit berichtet habe. Demnach fragt er erſtlich den Johannem, ob er die Virgiliam zu ſeiner Ehe-Frau beliebte, und ſo bald dieſer ſein treuhertziges Ja-Wort mit beſon- dern froͤlichen Gemuͤths-Bewegungen von ſich ge- geben, ſucht er abermahlige Gelegenheit, Virgili- am nebſt ihrer Tochter Gertraud in ſeine Huͤtten zu locken, welche letztere er als ein recht ungemein wohlgezogenes Kind befindet. Demnach eroͤffnet er der tugendhafften Wittbe ſein gantzes Hertze, wie er nehmlich geſonnen ſey/ ſie nebſt ihrer Stieff-Tochter mit groͤſten Freuden auf ſein Schiff zu nehmen, doch mit dieſen beyden Bedingungen, daß ſie ſich gelieben laſſen wolle, den Johannem, welchen er ihr vor die Augen ſtel- let, zum Ehe-Manne zu nehmen, und dann ſich zu bemuͤhen, noch die 3te keuſche Weibs-Perſon, die ohnfehlbar in ihrer Aufwaͤrterin Blandina anzu- treffen ſeyn wuͤrde, mit zu fuͤhren. Jm uͤbrigen duͤrffte keines von ihnen vor das Heyraths-Gut ſor- B b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/399
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/399>, abgerufen am 17.06.2024.