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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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wurde derselbe etwas stärcker, welches zwar nie-
mand von See-Erfahrnen groß achten wolte, je-
doch mir, der ich schon ein paar Stündgen geschlum-
mert hatte, kam es schon als einer der grösten Stür-
me vor, weßwegen alle meine Courage von mir
weichen wolte, jedoch da ich nicht gesonnen, selbige
fahren zu lassen, entfuhr mir folgende Tage nach ein-
ander s. v. alles, was in meinen Magen und Ge-
därmen vorhanden war. Dem Herrn Schmel-
tzer
und vielen andern, so ebenfalls das erstemal auf
die See kamen, ging es zwar eben nicht anders, al-
lein mir dennoch am allerübelsten, weil ich nicht eher
ausser dem Bette dauren konte, biß wir den Canal
völlig passiret waren, dahingegen die andern sich
in wenig Tagen wieder gesund und frisch befunden
hatten.

Meinem Capitain war im rechten Ernste ban-
ge worden bey meiner so lange anhaltenden Kranck-
heit, und indem er mir beständig sein hertzliches Mitt-
leyden spüren ließ, durffte es an nichts, was zu mei-
nem Besten gereichte, ermangeln; biß meine Ge-
sundheit wiederum völlig hergestellet war, da ich
denn sonsten nichts bedaurete, als daß mich nicht im
Stande befunden hatte, von den Frantzösischen und
Englischen Küsten, im vorbey fahren etwas in nahen
Augenschein zu nehmen.

Nunmehro sahe nichts um mich, als Wasser,
Himmel und unser Schiff, von den zurück gelegten
Ländern aber, nur eine dunckele Schattirung, doch
hatte kurtz darauf das besondere Vergnügen: bey
schönem hellen Wetter, die Küsten von Portugall
der Länge nach, zu betrachten.

Eines

wurde derſelbe etwas ſtaͤrcker, welches zwar nie-
mand von See-Erfahrnen groß achten wolte, je-
doch mir, der ich ſchon ein paar Stuͤndgen geſchlum-
mert hatte, kam es ſchon als einer der groͤſten Stuͤr-
me vor, weßwegen alle meine Courage von mir
weichen wolte, jedoch da ich nicht geſonnen, ſelbige
fahren zu laſſen, entfuhr mir folgende Tage nach ein-
ander ſ. v. alles, was in meinen Magen und Ge-
daͤrmen vorhanden war. Dem Herrn Schmel-
tzer
und vielen andern, ſo ebenfalls das erſtemal auf
die See kamen, ging es zwar eben nicht anders, al-
lein mir dennoch am alleruͤbelſten, weil ich nicht eher
auſſer dem Bette dauren konte, biß wir den Canal
voͤllig paſſiret waren, dahingegen die andern ſich
in wenig Tagen wieder geſund und friſch befunden
hatten.

Meinem Capitain war im rechten Ernſte ban-
ge worden bey meiner ſo lange anhaltenden Kranck-
heit, und indem er mir beſtaͤndig ſein hertzliches Mitt-
leyden ſpuͤren ließ, durffte es an nichts, was zu mei-
nem Beſten gereichte, ermangeln; biß meine Ge-
ſundheit wiederum voͤllig hergeſtellet war, da ich
denn ſonſten nichts bedaurete, als daß mich nicht im
Stande befunden hatte, von den Frantzoͤſiſchen und
Engliſchen Kuͤſten, im vorbey fahren etwas in nahen
Augenſchein zu nehmen.

Nunmehro ſahe nichts um mich, als Waſſer,
Himmel und unſer Schiff, von den zuruͤck gelegten
Laͤndern aber, nur eine dunckele Schattirung, doch
hatte kurtz darauf das beſondere Vergnuͤgen: bey
ſchoͤnem hellen Wetter, die Kuͤſten von Portugall
der Laͤnge nach, zu betrachten.

Eines
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[28/0040] wurde derſelbe etwas ſtaͤrcker, welches zwar nie- mand von See-Erfahrnen groß achten wolte, je- doch mir, der ich ſchon ein paar Stuͤndgen geſchlum- mert hatte, kam es ſchon als einer der groͤſten Stuͤr- me vor, weßwegen alle meine Courage von mir weichen wolte, jedoch da ich nicht geſonnen, ſelbige fahren zu laſſen, entfuhr mir folgende Tage nach ein- ander ſ. v. alles, was in meinen Magen und Ge- daͤrmen vorhanden war. Dem Herrn Schmel- tzer und vielen andern, ſo ebenfalls das erſtemal auf die See kamen, ging es zwar eben nicht anders, al- lein mir dennoch am alleruͤbelſten, weil ich nicht eher auſſer dem Bette dauren konte, biß wir den Canal voͤllig paſſiret waren, dahingegen die andern ſich in wenig Tagen wieder geſund und friſch befunden hatten. Meinem Capitain war im rechten Ernſte ban- ge worden bey meiner ſo lange anhaltenden Kranck- heit, und indem er mir beſtaͤndig ſein hertzliches Mitt- leyden ſpuͤren ließ, durffte es an nichts, was zu mei- nem Beſten gereichte, ermangeln; biß meine Ge- ſundheit wiederum voͤllig hergeſtellet war, da ich denn ſonſten nichts bedaurete, als daß mich nicht im Stande befunden hatte, von den Frantzoͤſiſchen und Engliſchen Kuͤſten, im vorbey fahren etwas in nahen Augenſchein zu nehmen. Nunmehro ſahe nichts um mich, als Waſſer, Himmel und unſer Schiff, von den zuruͤck gelegten Laͤndern aber, nur eine dunckele Schattirung, doch hatte kurtz darauf das beſondere Vergnuͤgen: bey ſchoͤnem hellen Wetter, die Kuͤſten von Portugall der Laͤnge nach, zu betrachten. Eines

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/40>, abgerufen am 23.11.2024.